Island - Deutschland am Mittwoch ab 20:45 Uhr im Liveticker auf ran.de
WM-Qualifikation - DFB-Gegner Island: Die Zeit der goldenen Generation ist abgelaufen
- Aktualisiert: 08.09.2021
- 12:22 Uhr
- ran.de / Kai Esser
Zwischen 2016 und 2018 sorgt Island durch leidenschaftlich geführte Spiele und nahezu undurchdringbare Kompaktheit für Furore im Weltfußball. Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland (Mittwoch, ab 20:45 Uhr im Liveticker auf ran.de) ist sie allerdings wieder das, was sie vorher war - eine höchstens mittelmäßige Nationalmannschaft. Das ist kein Fehler, sondern allzu natürlich.
München/Reykjavik - Der 27. Juni 2016 geht nicht nur in die Geschichtsbücher Islands ein, sondern in die Historie des Fußballsports. EM-Debütant Island besiegt im Achtelfinale sensationell die als Favorit in die Europameisterschaft 2016 gestarteten Engländer nach Rückstand mit 2:1.
Die knapp 300.000 Einwohner der kleinen Insel südlich von Grönland sind aus dem Häuschen und die gefühlten 25 Prozent der Inselbevölkerung, die mit zum Turnier nach Frankreich fliegen, machen mit ihrem "Huh"-Klatschen in der Fußballwelt auf sich aufmerksam.
Die goldene Generation geht nach und nach in Rente
Fünf Jahre später sind - abgesehen von dem ikonischen Fangesang - vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland am Mittwoch (ab 20:45 Uhr im Liveticker auf ran.de) nur noch Bruchstücke davon zu erkennen.
Island hatte, für seine Verhältnisse, einen formidablen Kader. Nicht nur von der individuellen Klasse, auch das Mannschaftsgefüge war einzigartig. Das war bei der EM 2016 zu spüren.
Aus jenem Kader 2016 ist aber kaum mehr einer im Kader 2021. Der damalige Superstar, Gylfi Sigurdsson, laboriert aktuell an einer Verletzung und steht nicht im Aufgebot gegen Deutschland. Der 31 Jahre alte Freistoßspezialist vom FC Everton ist aber ohnehin über seinen Zenit, der zweifelsohne hoch lag.
Gleiches gilt für die Angriffsabteilung. Fans des FC Augsburg werden es wissen, der Rekordtorschütze des Klubs, Alfred Finbogasson, der 2018 auch das erste WM-Tor Islands erzielte, schafft es seit Jahren nicht richtig fit zu werden und seine Treffsicherheit ist ihm in den letzten Jahren abhanden gekommen. Auch er steht nicht im aktuellen Kader.
Doch nicht alle Gesichter der damaligen Mannschaft sind weg: Torwart Hannes Halldorsson, der die Engländer im Achtelfinale zur Verzweiflung trieb, ist ebenso noch dabei wie Birkir Bjarnason, Torschütze gegen Portugal und Premier League-Profi sowie der aktuelle Kapitän Johan Gudmundsson.
Individuell können sich die Isländer aber nicht mit Teams wie der DFB-Elf messen, bei denen mehrere Weltklasse-Spieler im Kader sind, das ist nur allzu logisch.
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Der Nachwuchs spielt in Kopenhagen
Logisch, bei einem Land mit so geringer Bevölkerung, bei dem Handball ohnehin eine größere Rolle spielt als Fußball, ist kaum erwartbar, dass auf die eine goldene Generation gleich die nächste folgt. Doch ein paar Hoffnungen im isländischen Kader gibt es, vor allem mit Blick in die dänische Hauptstadt Kopenhagen.
Dort spielt nämlich der 18-Jährige Isak Bergmann Johannesson. Über ihn sagte Jens Gustafsson, Trainer des IFK Norrköpping, dem Jugendklub von Johannesson: "Er ist 18 Jahre alt und spielt, als wäre er 35. Das ist wahrscheinlich sein größtes Talent. Seine Reife in seinem Spielstil und sein Fokus auf den Prozess, so gut wie möglich zu werden."
Johannesson ist im offensiven Mittelfeld zu Hause und soll der Nachfolger von Gylfi Sigurdsson werden. Ein Treffer gelang ihm in sechs Länderspielen zwar noch nicht, jedoch dürfte das eine Frage der Zeit sein. Während er im Hinspiel in Duisburg (0:3) bei der U21 weilte, dürfte das Team von Bundestrainer Hansi Flick Johannesson bei der Vorbereitung auf den Gegner als besondere Gefahr ausgemacht haben.
Flick warnt vor Island
Natürlich ist die DFB-Elf unter Flick haushoher Favorit im Gastspiel auf Island und sicher ist es heute angenehmer gegen Island zu spielen als noch vor rund fünf Jahren. Dennoch verfolgen die "Wikinger" immer noch denselben Plan: Mannschaftliche Geschlossenheit, Kompaktheit und vorne Standardsituationen, die zum Erfolg führen sollen.
Unterschätzen sollten Flicks Mannen das mittlerweile wieder kleine Island auf keinen Fall, doch dieser Fehler wird dem Trainerteam sicherlich nicht passieren. "Es ist einfach wichtig, dass man liefert, wenn es zählt", ist sich Bundestrainer Flick der Bedeutung der Aufgabe bewusst.
Doch von einem Überraschungssieg gegen die deutsche Mannschaft ist Island aktuell wohl ähnlich weit entfernt wie vom europäischen Festland.
Kai Esser
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