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England sucht Coach

England: Warum will niemand Fußball-Nationaltrainer werden

  • Aktualisiert: 30.09.2016
  • 08:08 Uhr
  • ran.de
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© imago/Paul Marriott

Der englische Verband sucht händeringend nach einer passenden Lösung auf der Trainerbank. Die Kandidatenliste ist lang und liest sich gut, doch offenbar will niemand so recht. Warum eigentlich nicht?

München - Die entscheidende Frage stellte sich der englische Fußball-Verband selbst.

Im Sommer war das, als nach dem Rücktritt von Roy Hodgson nach dem peinlichen EM-Aus die nächste große Lösung gesucht wurde: "Warum sollte es jemand werden wollen?", fragte der FA-Vorsitzende Greg Dyke.

Berechtigte Frage, die sich der Verband wenige Monate später erneut stellen darf. Oder anders gefragt: Warum will denn niemand?

Gareth Southgate war als U21-Trainer die folgerichtige Lösung, winkte aber ab. Wenn es sein muss, interimsweise. Aber langfristig? Nee, eher nicht. Er fühle sich noch nicht bereit.

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Arsene Wenger wollte mit dem Verweis auf seinen laufenden Vertrag beim FC Arsenal auch nicht, was bei bei den schwankenden Sympathiewerten bei den Fans der Gunners ebenfalls tief blicken lässt. Und sonst? Gab es eine illustre Liste mit Kandidaten, die wohl mehr Wunsch als Wahrheit war.

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Southgate übernimmt erstmal

Sam Allardyce war dann die 1B-Lösung, für ganze 67 Tage, ehe er über eine Reporterfalle stolperte. Nun ist das Fußball-Mutterland wieder dort, wo es im Sommer war. Immerhin wird Southgate nun bis zum Ende Jahres und für die anstehenden WM-Qualifikationsspiele übernehmen.

Ein Interimstrainer für die deutsche Nationalmannschaft? Undenkbar, in England aber der Versuch, in Ruhe nach einer namhaften und kompetenten Lösung suchen zu können. Dafür muss man sich aber wohl von dem Wunsch verabschieden, einen einheimischen Coach auf die Bank zu setzen. Nur Sven-Göran Eriksson und Fabio Capello kamen in der Historie des englischen Fußballs bislang aus dem Ausland.

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"England zu betreuen wird eine riesige Verantwortung und eine riesige Ehre für mich sein", sagte Southgate. Das gilt aber noch lange nicht für jeden Kandidaten.

Wenger will (noch) nicht

Jürgen Klinsmann sagte bereits ungefragt ab, nachdem man ihm im ersten Anlauf angeblich Allardyce vorgezogen hatte. Wenger verweist weiter tapfer auf seinen laufenden Vertrag. "Meine Priorität war immer der Klub", sagte Wenger am Mittwochabend nach Arsenals 2:0-Sieg in der Champions League gegen den FC Basel. "Bis zum Ende der Saison werde ich hier sein."

So lange wird der Verband kaum warten wollen.

Bleibt eingangs erwähnte Frage. Jürgen Klopp, Jose Mourinho, Pep Guardiola, Claudio Ranieri oder Antonio Conte: Während die Premier League die besten Trainer der Welt auf die Insel lockt, sucht man für die "Three Lions" nach einer Lichtgestalt, die es nicht gibt und sich eine Lösung bei einem genaueren Blick auf die eigenen Leute bereits ausschließt.

Allardyce war schon keiner, der mit Spitzenteams um den Titel spielte. Diejenigen, die eine englische Lösung wollen, verweisen auf Eddie Howe, Alan Pardew oder Steve Bruce. Keine Popstars der Trainer-Szene. Gary Lineker oder Alan Shearer wären bekanntere Kandidaten, doch die sind lieber TV-Experten.

Die Premier League boomt, trotzdem läuft der englische Fußball seit einer gefühlten Ewigkeit seinen zu hoch geschraubten Ansprüchen erfolglos hinterher. Man hat das Gefühl, als könne man als englischer Nationaltrainer nur verlieren, der Druck ist immens. Man ist verbrannt, wenn man wie die Vorgänger erfolglos versucht, die viel zu großen Sehnsüchte des Fußball-Mutterlandes zu erfüllen.

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"Self fulfilling Prophecy"

Dafür sorgt die Nationalmannschaft seit Jahren für die sogenannte "Self fulfilling Prophecy": Es wird auch beim nächsten Turnier nicht funktionieren, was es dann auch tatsächlich nicht tut. Komplett übertragbar übrigens auf Elfmeterschießen.

Es ist nicht so, als hätten sie in England keine guten Spieler, doch die millionenschweren Stars nehmen ihnen bei den Klubs die Plätze weg und verhindern so die Weiterentwicklung. Daneben stellt sich die Frage, wie hoch das Niveau in Englands Topliga trotz der Stars wirklich ist. Ist die Premier League sportlich tatäschlich so herausragend wie ihre Vermarktung? Darüber streiten sich die Experten.

Ein weiteres Problem: "England hat richtig gute Spieler. Aber es gibt keine Pause und zu viele Wettbewerbe. Ich denke, jeder weiß, dass das nicht der Weg zum Erfolg sein kann", sagte Liverpools Trainer Jürgen Klopp.

"Ich glaube wir haben eine Pflicht uns um den englischen Fußball zu kümmern und nicht nur um den Fußball, der in England gespielt wird", sagte Dyke. Und gab sich so zumindest eine Teilantwort selbst.

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