Premier League
FC Liverpool: Experten halten Klopps Transferpolitik für Krisengrund
- Aktualisiert: 11.02.2023
- 16:01 Uhr
- ran.de
Jürgen Klopp erlebt aktuell seine größte sportliche Krise als Trainer des FC Liverpool. Schuld daran ist laut Experten seine katastrophale Transferpolitik.
Pressekonferenzen mit Jürgen Klopp haben einen hohen Unterhaltungswert – wenn es gut läuft. Beim FC Liverpool war das sieben Jahre lang so, seit der Trainer die "Reds" 2015 übernommen hatte. Es wurde gescherzt, gelacht, Klopp sogar von Journalisten als Messias gehuldigt.
Kein Wunder. Der 55-Jährige brachte schließlich die lang ersehnten Titel an die Merseyside: Champions League, Meisterschaft, FA Cup etc. Hinzu kamen weitere Beihnahe-Titel. Liverpool gehörte zur Creme de la Creme in Europa.
Noch in der vergangenen Saison gelang den "Reds" fast das Quadrupel. Nach Triumphen im FA Cup und im Ligapokal kämpften die Klopp-Männer bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft und standen erneut im Finale der Königsklasse.
Liverpool: Schlechteste Saison unter Klopp
Seitdem – so scheint es – haben unsichtbare Kräfte dem FC Liverpool den Stecker gezogen. Die aktuelle Saison ist die schlechteste unter Klopp. Aus im FA Cup, ein indiskutabler Platz zehn in der Premier League mit 21 Zählern Rückstand auf Spitzenreiter FC Arsenal, zehn Punkte hinter einem Europapokal-Platz. Die Saisonziele sind nicht mehr nur in Gefahr, sie sind kaum mehr erreichbar.
Vor allem der Trend ist besorgniserregend. 2023 gelang dem LFC noch kein einziger Ligasieg. Stattdessen setzte es drei krachende Niederlagen gegen vermeintliche Außenseiter (Brentford, Brighton, Wolverhampton). Das Urteil der Experten ist vernichtend.
"Sie liegen in Trümmern", schimpfte Ex-Profi Perry Groves bei "Talksport" nach der jüngsten 0:3-Pleite gegen die "Wolves": "Es gibt keinen Anführer, niemand reißt das Heft an sich." Dies sei kein Team, das einfach nur neben der Spur sei.
"Sie haben nicht nur verloren. Sie wurden regelrecht verprügelt", legte Liverpool-Legende und "Sky"-Experte Jamie Carragher nach.
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Klopp immer dünnhäutiger
Als Klopp bei der anschließenden Pressekonferenz auch noch mit der Frage nach fehlender Mentalität konfrontiert wurde, reagierte der Coach dünnhäutig. So wie immer, wenn es schlecht läuft.
"Ich kann im Fußball absolut alles erklären – aber nicht euch. Das ist nicht mein Job. Was ich sehe, ist nicht für euch bestimmt", blaffte Klopp die Journalisten an. Aus Selbstschutz, wie er erklärte.
Den 55-Jährigen störe es massiv, dass einige seiner Aussagen aufgebauscht würden. "Das ist nicht meine Intention", so Klopp weiter, der hinterherschob: "Vielleicht könnt ihr mich nach meiner Karriere anrufen und fragen: Was ist da passiert? Und dann erkläre ich es euch."
Glaubt man einigen Experten, könnte zumindest das Ende in Liverpool schneller kommen als geplant. Zwar schloss Klopp selbst einen vorzeitigen Rücktritt zuletzt aus. Derzeit ist es allerdings schwer vorstellbar, dass der Trainer seinen bis 2026 laufenden Vertrag erfüllt. Denn die Zahlen sind desaströs.
Zahlen belegen Liverpooler Krise
Holte Klopp in seiner gesamten Liverpool-Zeit durchschnittlich 2,1 Punkte pro Spiel, sind es in der laufenden Saison magere 1,45 Punkte. So mies lief es für den Trainer einst in seiner letzten Saison bei Borussia Dortmund 2014/15.
28 Gegentore in 20 Spielen erlebte Klopp zuletzt, als er noch beim 1. FSV Mainz 05 unter Vertrag stand. Dass im einst gefürchteten Sturm auch noch Ladehemmung hinzukommt, macht die größte sportliche Krise der "Reds" seit sieben Jahren rund.
Klopps schwache Transferpolitik
Doch schuld sind nicht Mohamed Salahs Formtief oder zahlreiche Verletzungen wie die von Abwehr-Boss Virgil van Dijk. Schuld ist Klopps schlechte Transferpolitik, ist "Sky"-Experte Carragher überzeugt. Winter-Neuzugang Cody Gakpo konnte die Erwartungen bislang nicht erfüllen. Doch damit nicht genug.
"Liverpool hat entweder sehr junge oder wirklich alte Spieler. Sie haben niemanden auf dem Höhepunkt zwischen 25 und 29 Jahren. Das muss man Jürgen Klopp und Pep Lijnders (Co-Trainer, d. Red.) vorwerfen", legt der Ex-Profi den Finger in die Wunde.
Problematisch sei zudem, dass hinter den Kulissen Schlüsselfiguren wie Sportdirektor Michael Edwards gegangen seien: "Vier oder fünf Leute, die sich um Transfers gekümmert haben, durften den Verein verlassen. Wir wissen nicht, wer sie ersetzt hat. Wir wissen nicht, ob es Jürgen Klopp war, weil er schon so lange hier ist."
Carragher sorgt sich darum, ob Klopp mittlerweile zu viel Macht habe. So sei es einst bei seinen Vorgängern Gerard Houllier und Rafael Benitez gewesen.
Der renommierte Fußball-Moderator Richard Keys glaubt, dass Klopps Schicksal schon im Frühjahr besiegelt sein könnte. Dann nämlich, wenn Liverpool im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid scheitern sollte, was derzeit keine Überraschung wäre.
Merseyside-Derby als Trendwende
Der Abgesang auf Jürgen Klopp hat längst begonnen. Noch kann er ihn mit einer furiosen Aufholjagd stoppen. Der Vorteil sei, dass bereits "das nächste Spiel ansteht", sagte Klopp bei der PK am Freitag vor dem Merseyside-Derby gegen den FC Everton am Montag (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) mit einer Portion Galgenhumor.
"Wir haben die Chance auf ein besseres Ergebnis und eine viel leichtere Pressekonferenz danach." Damit das Stimmungsbarometer an der Anfield Road endlich wieder steigt.