Anzeige
Premier League

Manchester United: System Rangnick stößt bei "Red Devils" an seine Grenzen

  • Aktualisiert: 19.04.2022
  • 15:34 Uhr
  • ran.de/Carolin Blüchel
Article Image Media
© 2022 Getty Images

Um erfolgreich zu sein, braucht Fußball-Professor Ralf Rangnick Macht, das Vertrauen der Klubführung und Zeit. In Hoffenheim und Leipzig wurde ihm das problemlos gewährt. Doch bei Manchester United stößt das System Rangnick womöglich an seine Grenzen.

München - Er gilt als Fußball-Professor und Taktikfuchs. Ist detailverliebt, ehrgeizig und unbestritten eines der Mega-Brains im Business: Die Rede ist von Ralf Rangnick.

Seinen exzellenten Ruf erarbeitete er sich nicht etwa mit prestigeträchtigen Titeln bei großen Vereinen. Sondern mit den rasanten Aufstiegen niederklassiger Klubs - etwa der TSG Hoffenheim und RB Leipzig.

Mit Manchester United übernahm der 63-Jährige erstmals ein europäisches Schwergewicht - und könnte sich damit verkalkuliert haben. Denn die "Red Devils" scheinen Rangnicks Philosophie nicht zu verstehen bzw. verstehen zu wollen. Zum Schaden aller Beteiligten.

Anzeige
Anzeige

Rangnick: Erst Trainer, dann Berater

Im Dezember 2021 übernahm Rangnick United auf Platz sieben der Premier League liegend vom glücklosen Ole Gunnar Solskjaer. Interimsmäßig bis zum Saisonende, um im Anschluss als Berater Manchester zu altem Glanz zu verhelfen.

Die Qualifikation für die Champions League - also ein Platz unter den Top vier - sollte es dann aber auch diese Saison schon sein. Anspruch und Wirklichkeit stehen bei United seit einiger Zeit im Missverhältnis.

Anzeige
Anzeige
Ronaldo wird sein Team nicht nach Liverpool begleiten
News

Nach Tod des Sohns: Ronaldo fehlt United gegen Liverpool

Superstar Cristiano Ronaldo wird nach dem Tod seines Sohnes dem englischen Spitzenklub Manchester United im Topspiel gegen den FC Liverpool fehlen.

  • 19.04.2022
  • 13:35 Uhr

Gute vier Monate später beträgt der Rückstand auf den Viertplatzierten Tottenham Hotspur immer noch drei Zähler. Mit Blick auf das Restprogramm (FC Liverpool, FC Arsenal, FC Chelsea) ist das Saisonziel in ernsthafter Gefahr. Kein Wunder, dass die Fans, die Mannschaft und auch der Trainer unzufrieden sind. Auch wenn zumindest Rangnick von Beginn an klar war, dass er sein System den Spielern nicht von heute auf morgen einimpfen kann.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Rangnick beklagt fehlende Körperlichkeit

Nach dem mühsamen 3:2-Sieg gegen Schlusslicht Norwich City am vergangenen Wochenende wurde es dem Trainer zu bunt. Keine andere Mannschaft der Liga verteile derartige Geschenke, schimpfte er bei der Pressekonferenz.

Schon eine Woche zuvor, nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Leicester City, beklagte Rangnick die fehlende Körperlichkeit seiner Spieler. "Wann immer es Körperkontakt gab, waren wir zu oft zweiter Sieger. Das ist etwas, was wir für den Rest dieser Saison, aber noch mehr für die nächste Saison besser machen müssen", forderte er. Doch ihm sind die Hände gebunden.

Kritik an Transferpolitik von Manchester United

Wie Hoffenheim und Leipzig eindrucksvoll gezeigt haben, benötigt der "Professor" freies Geleit, Vertrauen und Zeit, um seine Fußball-Idee zu implementieren. Bei beiden Klubs bestimmte Rangnick die Transferpolitik. Holte sich genau die Spieler, die in sein System passten. Es war immer ein Prozess, der sich über Jahre erstreckte. In Manchester hat Rangnick all das offensichtlich nicht.

Seine Vorgänger würfelten eine Mannschaft zusammen, die mit Cristiano Ronaldo und Paul Pogba zwar Weltklassespieler in den Reihen hat, eine Philosophie sucht man aber vergebens. Weshalb es zwischen Stars und Trainer auch schon mal Knatsch gegeben haben soll.

"Keiner hier weiß, was die Vorstellungen des Vereins sind. Du musst wissen, was für eine Art von Fußball du spielen willst, dann kannst du gezielt nach Spielern suchen. Das geschieht derzeit einfach nicht", kritisierte Rangnick die Vereinsführung im "Telegraph" und zeichnete ein Horrorszenario für alle Fans.

Man brauche eine klare Vision, um Spieler überzeugen zu können. Dies könne aber zwei bis drei Transferfenster brauchen. "Wenn das nicht passiert, dann wird die Misere genauso weitergehen", unkte er.

Anzeige
Anzeige

Ten Hag will Transferpolitik allein bestimmen

Vor dem wichtigen Nachholspiel beim FC Liverpool an diesem Dienstagabend (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) nahm Rangnick seinen potenziellen Nachfolger schon einmal in die Pflicht: "Wann immer der neue Cheftrainer feststeht, muss es heißen: Wie will er spielen und welche Spieler brauchen wir dafür? Dann kommen wir auf die DNA zurück, auf Geschwindigkeit, Körperlichkeit, Tempo. Was brauchen wir?"

Rangnick sieht sich dann als Strippenzieher im Hintergrund. Doch der Neue, aller Voraussicht nach Ajax-Coach Erik ten Hag, scheint genau darauf keine Lust zu haben. Laut "Voetball International" beansprucht der Niederländer die volle Kontrolle in der Transferpolitik. Schlägt United ein, wäre Rangnicks Beratervertrag quasi Makulatur.

Vorbild FC Liverpool

Dabei hat der 63-Jährige längst einen Plan. Nach dem Vorbild Liverpools will er Uniteds Titel-Durststrecke in den kommenden Jahren beenden. Der Erfolg der "Reds" sei kein Zufall, so Rangnick.

"Sie haben die richtigen Spieler geholt und sich von den richtigen getrennt", sagte er und fügte doch ein wenig stolz hinzu: "Jürgen (Klopp) hat diese Mannschaft in den vergangenen sechseinhalb Jahren aufgebaut. Sechs oder sieben Spieler waren früher meine."

Leistungsträger wie Sadio Mane, Joel Matip, Roberto Firmino, Ibrahima Konate, Naby Keita oder Takumi Minamino hatte einst Rangnick bei seinen unterschiedlichen Trainerstationen entdeckt bzw. ihnen zum Durchbruch verholfen.

Anzeige
Anzeige

Rangnick macht sich für Nkunku stark

Auch für Manchester United hat der Fußball-Visionär schon erste Kandidaten im Auge. Leipzigs Christopher Nkunku zum Beispiel, den die Scouting-Abteilung in Old Trafford trotz wettbewerbsübergreifend schon 30 Toren und 19 Assists in 44 Saison-Pflichtspielen für RB Leipzig vorher nicht auf dem Schirm gehabt haben soll.

Doch selbst wenn der 24-Jährige, der unter anderem wohl auch vom FC Bayern umworben wird, kommen sollte, bleibt Rangnicks Macht in Manchester beschränkt. Es könnte die Erkenntnis reifen, dass das Erfolgssystem Rangnick bei großen, traditionsreichen Vereinen mit eingefahren Strukturen und Befindlichkeiten an seine Grenzen stößt. Schade wäre das allemal.

Carolin Blüchel

Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Notifications für Live-Events. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.