Premier League
Manchester United: Trainer Ole Gunnar Solskjaer hat die Kabine längst verloren
- Aktualisiert: 09.11.2021
- 18:46 Uhr
- ran.de / Carolin Blüchel
Obwohl Manchester United in einer handfesten Krise steckt, fliegt Trainer Ole Gunnar Solskjaer zur Überraschung aller einfach in den Urlaub. Die Spieler sollen den Glauben an ihren einstigen Heilsbringer längst verloren haben.
München - 1999 schoss Ole Gunnar Solskjaer Manchester United in einem denkwürdigen Finale gegen den FC Bayern zum Champions-League-Titel. Seither ist der Norweger eine Ikone in Old Trafford. Die Meriten der Vergangenheit – womöglich erklären sie, warum der Klub noch immer am Trainer festhält. Denn sportlich erleben die "Red Devils" eine handfeste Krise.
Dabei war die Euphorie vor der Saison groß. 140 Millionen Euro investierte der amtierende Vizemeister, um mit Cristiano Ronaldo, Raphael Varane und Jadon Sancho den ersten langersehnten Meistertitel seit 2012/13 zu holen. Bis zum vierten Spieltag lief alles nach Plan – Tabellenführung.
Dann kam der Knacks. Irgendwie. Blamage gegen Leicester (2:4), Schmach gegen Liverpool (0:5), Niederlage gegen Manchester City (0:2). Nach dem elften Spieltag dümpelt United auf Rang sechs herum. Der Rückstand zur Spitze beträgt bereits neun Punkte. Sechs der vergangenen zwölf Spiele gingen verloren. Sogar das internationale Geschäft ist in Gefahr.
Spieler rütteln an Solskjaers Stuhl
Verletzungspech spielte eine Rolle, zweifelsohne. So fehlte Innenverteidiger Varane verletzungsbedingt ausgerechnet bei den drei genannten Pleiten. Marcus Rashford ist nach einer Schulter-OP noch nicht wieder voll im Saft. Zuletzt erwischte es Luke Shaw. Paul Pogba wird nach einer Verletzung im Nationalmannschaftstraining voraussichtlich sogar bis nach Weihnachten ausfallen.
Dass Solskjaers Stuhl bei dieser sportlichen Talfahrt wackelt, gehört zum Fußball. Dass jedoch die eigenen Spieler daran rütteln, ist zumindest bemerkenswert. Glaubt man Recherchen der "Daily Mail", haben namhafte Akteure längst das Vertrauen in den einstigen Heilsbringer verloren.
Bruno Fernandes beklagte sich demzufolge über fehlende Ansagen in der Kabine. Unverständnis macht sich breit, warum Kapitän Harry Maguire immer wieder in der Startelf steht, obwohl er seit Wochen völlig außer Form ist. Auf der anderen Seite versauern Neuzugang Sancho und Donny van der Beek beispielsweise auf der Bank und schieben Frust. Rückkehrer Ronaldo soll gar schockiert sein, in welch schlechter mentaler und sportlicher Verfassung die Mannschaft generell sei.
Doch statt akribisch an der Wende zu arbeiten, gab Solskjaer in der Länderspielwoche der kompletten Mannschaft frei. Spieler und Staff sollen mit Kopfschütteln darauf reagiert haben, als sich der längst umstrittene Trainer kurzerhand in einen Privatjet in Richtung Norwegen absetzte.
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Ferdinand: Fehlende Autorität bei Solskjaer
Für seinen alten Teamkollegen und heutigen TV-Experten Rio Ferdinand ist die Sachlage klar: Solskjaer muss weg. Es sei Zeit, "den Staffelstab zu übergeben", so der frühere ManUnited-Verteidiger in seinem Podcast "Five with Vibe". "Ich sehe keine Philosophie oder Identität in der Spielweise. Ich sitze hier und schaue mir die Mannschaft verwirrt an."
Zwar habe Solskjaer den Kader wieder auf Vordermann gebracht, aber mehr sei einfach nicht drin. "Er hat genau das getan, wozu er geholt wurde. Er hat den Fans wieder Hoffnung gegeben. (…) Aber wird er uns auch dazu bringen, Titel zu gewinnen? Wird er uns dazu bringen, um die Champions League zu kämpfen? Wenn ich hier sitze, muss ich ehrlich zu mir selbst sein und sagen, dass ich das nicht glaube."
Ferdinand attestierte dem Norweger fehlende Autorität, weshalb er auch die Kabine verloren habe. "Jeder große Trainer, der in diesem Spiel erfolgreich war oder etwas gewonnen hat, hat ein Element der Angst. Pep, Klopp, Tuchel, Fergie zu meiner Zeit, George Graham, Arsene Wenger - da gibt es einen Unterton von 'wenn du nicht tust, was ich sage, wenn du dich nicht an die Regeln hältst, die uns erfolgreich machen - dann sitzt du hinter mir auf der Bank und schaust zu' - ich sehe diese Angst in dieser Mannschaft nicht."
Rangnick als Nachfolger im Gespräch
Auch die Fans haben die Geduld mit Solskjaer scheinbar verloren. Der Name Ralf Rangnick fällt laut "Daily Mail" immer wieder. Auch Antonio Conte hätten sich die Anhänger gut vorstellen können. Der Italiener soll Medienberichten zufolge sogar Interesse signalisiert haben. Doch United blieb untätig und Conte unterschrieb bei Tottenham Hotspur.
Gegen den FC Watford nach der Länderspielpause wird Solskjaer auf jeden Fall wieder auf der Bank sitzen. Ein Sieg gegen den Tabellen-17. wäre aber wohl kein Befreiungsschlag. Danach geht es gegen Tabellenführer FC Chelsea.
Apropos Chelsea. Die "Blues" steckten im vergangenen Jahr ebenfalls in der Krise, ehe sie Vereins-Ikone Frank Lampard dann doch schweren Herzens entließen und mit Thomas Tuchel wenige Monate später die Champions League gewannen.
Was Chelsea schon weiß, muss Manchester United vielleicht noch am eigenen Leib erfahren: Auch Ikonen sind keine Erfolgsgaranten.
Carolin Blüchel
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