Anzeige
Manchester City zahlt dreistellige Millionensumme

ranSicht zum Jack-Grealish-Transfer: Der Fußball hat in der Pandemie gar nichts gelernt

  • Aktualisiert: 06.08.2021
  • 16:10 Uhr
  • ran.de / Kai Esser
Article Image Media
© Manchester City

Jack Grealish ist der neue teuerste Spieler der Premier League. Umgerechnet 118 Millionen Euro soll Manchester City an Aston Villa für seine Dienste überwiesen haben. Diese absurde Summe für diesen Spieler zeigt: Der Fußball hat aus der Corona-Krise überhaupt gar nichts gelernt, meint ran-Autor Kai Esser.

München - Man hätte meinen können, die globale Covid-19-Pandemie hat die Menschheit und die Welt des Fußballs insbesondere etwas demütiger werden lassen.

Der Transfermarkt drohte vor dem Jahr 2020 überzuquellen. Von den (Stand gestern) zehn Transfers jenseits der 100 Millionen Euro fanden acht davon seit 2017 statt. Die Inflation stieg und stieg - bis zum globalen Shutdown im März 2020.

Anzeige
Anzeige

Hat der Fußball etwas gelernt? Offensichtlich nicht

Die Klubs hatten aufgrund der leeren Stadien und weniger Einnahmen auch weniger Geld zur Verfügung und konnten dementsprechend weniger ausgeben. 

Doch haben insbesondere die englischen Klubs daraus etwas gelernt? Wie der Transfer von Jack Grealish zu Manchester City beweist: offensichtlich nicht. Geld bleibt für Klubs wie Manchester City nur eine Zahl, die man auf ein Stück Papier schreibt.

Anzeige
Anzeige

Grealish ist gut - aber nicht 118 Millionen Euro gut

Freilich, bei Jack Grealish handelt es sich um einen sehr guten Spieler. Doch bezahlt Manchester City hier den Spieler oder dessen Image? Grealish fiel bei der EM mehr durch seine Schienbeinschoner auf, die auf Knöchelhöhe hingen und die Größe einer Zigarettenschachtel hatten.

Wenn er sich bei jener EM zur Einwechslung bereit machte, dann jubelte das Wembley-Stadion bereits alleine aufgrund seiner Präsenz. Das Land sehnt sich nach einem neuen David Beckham, einer schillernden Figur, das bietet Grealish. Und genau dafür hat ManCity 118 Millionen Euro bezahlt.

Doch der 25 Jahre alte Offensivmann wird hier zu etwas hochstilisiert, was er - zumindest fußballerisch - niemals sein kann. Beckham war bereits in jungen Jahren fußballerisch einzigartig, lieferte Highlight um Highlight.

Und Grealish? Der hat die große Mehrzahl seiner Spiele bisher unterklassig gespielt. Die beiden fußballerisch zu vergleichen, wie es Einige tun, ist nahezu eine Beleidigung für die große Karriere des David Beckham. Mit 25 Jahren ist Grealish noch ohne Spiel im Vereins-Europapokal.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Scorerpunkte auf einem Niveau mit Toni Kroos

Das geben auch seine Leistungsdaten her. Laut "transfermarkt.de" hat Jack Grealish bisher 295 Spiele auf Klub-Ebene gemacht und dabei 102 Scorerpunkte erzielt, also rund 0,3 pro Spiel.

Logisch, die Stärke von Grealish sind nicht primär die Torbeteiligungen, sondern mehr sein Dribbling und seine enge Ballführung. Aber wenn man einen Vergleich anstellt: Toni Kroos hat ebenfalls laut "transfermarkt.de" bisher 608 Karrierespiele und dabei 214 Scorerpunkte vorzuweisen - aufgerundet 0,4 pro Spiel.

Rassismus Festnahmen nach EM Finale
News

Nach Rassismus-Eklat beim EM-Finale: 11 Personen festgenommen

Nachdem die englischen Nationalspieler Bukayo Saka, Jadon Sancho und Marcus Rashford in Folge ihrer verschossenen Elfmeter im EM-Finale gegen Italien rassistisch beleidigt wurden, gab es nun erste Festnahmen.

  • 05.08.2021
  • 13:00 Uhr

Der Unterschied: Bei Jack Grealish handelt es sich um einen Angreifer oder zumindest offensiven Mittelfeldspieler. Kroos ist im zentralen Mittelfeld zu Hause - und hat im Gegensatz zu Grealish nicht bei Aston Villa, sondern beim FC Bayern und Real Madrid gespielt, zwei der größten Klubs dieses Globus'.

Auch auf kurze Sicht sind die Zahlen von Grealish ziemlich gut, aber nicht weltklasse: In der vergangenen Saison gelangen ihm 19 Torbeteiligungen in allen Wettbewerben. Ihlas Bebou von der TSG Hoffenheim beispielsweise kam auf 20, wenn auch in mehr Spielen.

Anzeige

Grealish ist Engländer - und damit automatisch teurer

Die Liste kann man nahezu beliebig weiterführen: Max Kruse, Vincenzo Grifo, Lars Stindl, all diese Spieler haben ähnliche oder bessere Statistiken als Grealish. Wieso werden also für diese Spieler keine Unsummen bezahlt?

Anzeige
Gehalt deutsche Olympioniken

Zverev und Co.: Das verdienen die deutschen Olympia-Stars

Die deutschen Athleten und Athletinnen konnten bei den Olympischen Spielen bereits ordentlich absahnen. Doch wie viel verdienen die deutschen Olympia-Stars eigentlich? Die Antwort gibt es im Video.

  • Video
  • 02:56 Min
  • Ab 0

Ganz einfach: Sie sind keine Engländer. Alleine das scheint den Preis eines Spielers noch einmal deutlich zu steigern.

Ein Beispiel eines anderen Spielers: Ben White, vor der vergangenen Saison nur England-Experten bekannt, wechselte in diesem Sommer für rund 60 Millionen Euro von Brighton zu Arsenal. Das ist, als würde Borussia Mönchengladbach Felix Uduokhai vom FC Augsburg für 60 Millionen verpflichten. Auf diese Idee würde kein Klub kommen, obwohl die beiden Spieler qualitativ wohl kaum so weit auseinanderliegen.

Anzeige

Braucht City Grealish überhaupt? Absolut nicht

Zum Schluss stellt sich die, im Kontext der Ablösesumme von 118 Millionen Euro eigentlich absurde, Frage: Braucht Manchester City Jack Grealish überhaupt? Für diese Transfersumme muss ein Spieler kommen, der sofort zu den stärksten und besten im Kader gehört. 

Die Antwort lautet wohl eigentlich nein. Zur Erinnerung: Es gibt drei bis fünf Offensivpositionen in einem System. Dafür stehen Riyad Mahrez, Kevin de Bruyne, Bernardo Silva, Gabriel Jesus, Ferran Torres, Raheem Sterling und Phil Foden bereit. Sieben Spieler, die eine ähnliche, wenn nicht höhere Qualität als Grealish haben.

Anzeige

Foden speziell ist der eigentliche Shooting-Star des englischen Fußballs. Während Grealish den Vergleich mit Beckham nicht scheut, wird Foden häufiger mal in einem Satz mit Paul Gascoigne genannt. Wieso setzt man diesem begnadeten Fußballer einen vier Jahre älteren Konkurrenten vor die Nase, der noch ohne Europapokalspiel ist?

Scheinbar hat Manchester City genug Geld übrig, um 118 Millionen für einen Spieler auszugeben, der vor allem die Beliebtheit des Klubs und die Merchandise-Verkäufe ankurbeln soll.

Und alleine, dass dieser Klub die Möglichkeit dazu hat, zeigt, wie weit sich der - vor allem englische - Fußball in diesen Sphären von der Basis entfernt hat.

Kai Esser

Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.