Neuer Trainer in der Premier League
Thomas Tuchel: So hat er den FC Chelsea bereits verändert
- Aktualisiert: 05.02.2021
- 15:35 Uhr
- ran.de / Kai Esser
Drei Spiele lang ist Thomas Tuchel erst Trainer beim FC Chelsea. Dennoch hat er die "Blues" bereits umgekrempelt und seinen Stempel hinterlassen. Dabei stellte der ehemalige Trainer von Paris St. Germain auch einen Rekord ein.
München/London - Viel Kritik erntete die Führung des FC Chelsea für die Trainerentlassung von Vereinsikone Frank Lampard. Manchester Citys Trainer Pep Guardiola sagte zum Beispiel: "Man kriegt keine Zeit mehr für Projekte. Alles was zählt sind Siege."
Doch hat der Katalane damit Recht? Fakt ist, Chelsea stand auf Platz zehn der Tabelle, bevor der ehemalige Mittelfeldspieler der "Blues" von selbigen entlassen wurde. Zu wenig für einen Klub, dessen Ambition die jährliche Teilnahme an der Champions League ist.
So hat sich Chelseas Spiel unter Tuchel verändert
Ende Januar wurde Thomas Tuchel als neuer Trainer an der Stamford Bridge installiert - und hat das System gleich mal auf links gedreht. Aus den drei Spielen holte er trotz der kurzen Kennenlern-Phase seiner Mannschaft sieben der neun möglichen Punkte.
Lampard setzte stets auf eine Viererkette, meistens in einem 4-2-3-1 oder 4-3-3-System. Kritik gab es unter anderem, weil er die beiden Top-Neuzugänge Kai Havertz und Timo Werner nicht auf ihren besten Positionen einsetzte. Havertz agierte beispielsweise häufig als Linksaußen, bei Bayer Leverkusen war der Linksfuß entweder Spielmacher oder sogar Mittelstürmer.
Tuchel dagegen vertraute in jedem seiner bisherigen drei Spiele auf eine Dreierkette, genauer gesagt ein 3-4-2-1-System mit zwei offensiven Mittelfeldspielern. Das kommt nicht nur den Spielermacher-Typen wie Havertz, Mason Mount und Hakim Ziyech entgegen, sondern auch flinken Offensivspielern wie Callum Hudson-Odoi und Christian Pulisic.
Chelsea spielt unter Tuchel ruhig, abgeklärt und dominant, die Passquote von im Schnitt fast 90 Prozent untermauert das. Im Gegensatz zum Lampard'schen Spiel jedoch funktioniert das Umschalten der "Blues" deutlich schneller, die Londoner haben offensiv mehr Raum für Lösungen und finden öfter den Torabschluss.
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Stärken der Spieler werden besser eingesetzt
In jenem 3-4-2-1 kann Werner entweder die alleinige Spitze spielen oder einen großen Angreifer wie Olivier Giroud oder Tammy Abraham flankieren und in den Halbräumen seine Schnelligkeit ausspielen.
Auch die Dreierkette passt besser zum Spielermaterial des FC Chelsea. Ben Chilwell, Marcos Alonso und Reece James sind Spieler, die mit ihren Anlagen prima als Außenbahnspieler vor einer zentral dichter besetzten Abwehrformation fungieren können. Auch Hudson-Odoi, der sich für Defensivarbeit nicht zu schade ist, wurde dort schon eingesetzt.
Davon profitieren auch die Innenverteidiger: Antonio Rüdiger, unter Lampard zeitweise ausgemustert, spielte alle drei Partien unter Tuchel durch. Zusammen mit Kapitän Cesar Azpilicueta und Thiago Silva bildete er die Defensivachse. Beim 1:0-Sieg bei Tottenham Hotspur verletzte sich der unter Tuchel schon für PSG spielende Brasilianer jedoch, er wurde von Andreas Christensen ersetzt.
Tuchel stellt Startrekord ein
Diese Defensivkonstellation ließ in drei Spielen unter Tuchel übrigens kein einziges Gegentor zu. Das schaffte als Chelsea-Trainer zuvor nur ein gewisser José Mourinho im Jahr 2004.
Tuchel wusste, dass der Fokus auf der Defensive liegen muss. Auch wenn es in drei Spielen "nur" drei Tore gab, funktioniert auch die Offensive des Champions-League-Achtelfinalisten besser. 49 Schüsse insgesamt gab der FC Chelsea ab, also mehr als 16 pro Spiel.
Liegt die mangelnde Chancenverwertung am Trainer? Nein, vielmehr am fehlenden Selbstbewusstsein der Spieler. Doch das kommt mit der Zeit, denn je mehr die Spieler an den 47-Jährigen und seine Spielidee glauben, desto erfolgreicher wird der Tabellensechste werden.
Am Sonntag ist der FC Chelsea beim Tabellenletzten Sheffield United zu Gast (ab 20:15 Uhr im Liveticker auf ran.de). Dort hat Tuchel nicht nur die Chance, den Rekord für Spiele ohne Gegentreffer zum Start zu brechen, sondern auch den dritten Ligasieg in Folge zu holen. Das schaffte Lampard in seiner gesamten Amtszeit nur zwei Mal überhaupt.