Diego Simeone: Der Architekt des Atletico-Erfolges
- Aktualisiert: 16.01.2015
- 16:16 Uhr
- ran.de / Daniel Fleckenstein
Diego Simeone entpuppt sich für Atletico Madrid als echter Glücksfall. In nur drei Jahren hat der Trainer fast alles erreicht, mit "einfachen" Mitteln - und trotz eines völlig misslungenen Starts.
München - Heute kann er darüber lachen, Diego Simeone, über die Partie gegen Albacete Balompie. Zu lange ist es her, zu positiv hat sich alles seitdem entwickelt. Doch rückblickend kann man festhalten: Schlimmer hätte es für den Argentinier nicht anfangen können.
Im Dezember 2011 trat Simeone sein Engagement bei Atletico Madrid an, im Pokal ging es direkt gegen eben jenes Albacete Balompie, einen spanischen Drittligisten. Nicht einmal 60 Sekunden waren gespielt, als die Gäste in Führung gingen. Viel passierte danach nicht mehr, Atletico war raus, die Blamage perfekt und Simeone stand bedröppelt da.
In der Liga hieß die Realität zudem Platz zehn, also Niemandsland. Das einzige Trostpflaster: In der Europa League wurde die Gruppenphase überstanden. Insgesamt dennoch zu wenig für den mehrfachen spanischen Meister, auch Simeone, der vorher fünf Jahre Trainererfahrung in Argentinien und Italien sammelte, war sich dessen bewusst.
Simeone setzt Hebel an
Doch der Argentinier machte schnell klar, worauf sich die Spieler einzustellen hatten: "Ich bringe sowohl den Arbeitswillen wie auch den Enthusiasmus, den ich immer hatte, mit." Arbeitswillen und Enthusiasmus - zwei Eigenschaften, die viele Fans der Rojiblancos ihren Stars schon abgesprochen hatten.
Denn das Spielermaterial war bei Atletico schon damals vom Feinsten. Diego Forlan, Radamel Falcao, Spielmacher Diego, Filipe Luis oder Diego Godin - defensiv wie offensiv war Qualität vorhanden. Doch meist, so viele spanische Experten, fehlte es an der nötigen Einstellung, dem Willen und der Disziplin.
Auch deshalb war der Schachzug von Atletico-Präsident Enrique Cerezo, Simeone in das Traineramt zu hieven, ein genialer. Ein Typ, der selbst schon als Spieler Wert auf Disziplin und Teamgeist legte, der immer den mannschaftlichen Erfolg im Sinn hatte. Und der, was für viele Anhänger wichtig ist, als ehemaliger Spieler von Atletico eine gewisse Bindung zum Verein hat.
Drei Jahre voller Titel
Was Simeone seit seiner Anstellung erreicht hat, ist bewundernswert, mit seinem Siegeswillen kehrte der Erfolg zurück: In seiner ersten Saison führte er den Klub in der Europa League mit neun Siegen aus neun Spielen zum Titelgewinn, außerdem stand in der Liga am Ende Platz fünf zu Buche.
Bis heute ist die Titelsammlung deutlich gewachsen. Spanischer Meister, spanischer Pokalsieger, spanischer Supercup-Sieger und UEFA-Supercup-Sieger. Der Trainer hat in nur drei Jahren alles erreicht - fast. Lediglich im Champions-League-Endspiel 2014 musste sich sein Team nach großem Kampf dem Stadtrivalen Real Madrid geschlagen geben.
Dennoch gab es viel Lob: Auch persönlich steht Simeone mittlerweile in einer Reihe mit Weltklasse-Trainern. Bei der Wahl zum Welttrainer des Jahres 2014 reichte es zu einem stolzen Platz drei, hinter Champions-League-Sieger Carlo Ancelotti sowie Weltmeister-Trainer Löw.
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Ancelotti lobt den Gegner
Dass Atletico heute für seinen Spielstil gelobt wird, ist aber wohl der größte Gewinn für den Trainer. "Atletico hat den gleichen Stil, den Simeone als Spieler hatte. Perfektes Stellungsspiel, eine starke Konzentrationsfähigkeit und vor allem Charakter", sagt Real-Trainer Ancelotti.
Am Charakter lässt sich tatsächlich nicht zweifeln. Zu Beginn der laufenden Saison verloren die Rojiblancos mehrere Stars. Dennoch steht das Team in der Liga auf Platz drei, in der Champions League im Achtelfinale und ist auf dem besten Weg, Real Madrid nach dem 2:0-Hinspiel-Sieg aus dem Pokal zu schmeißen (ab 19:30 Uhr im Liveticker).
"Wir sind kein Team von Individualisten"
Sinnbildlich für die Weiterentwicklung der Mannschaft steht Arda Turan. Aus dem Türken hat Simeone einen der besten Mittelfeldspieler Europas gemacht. Und auch die Einstellung des 27-Jährigen wird dem Trainer ein Lächeln aufs Gesicht zaubern: "Wir sind kein Team von Individualisten. Wir sind eine Gruppe hart arbeitender Spieler, die immer nur das Beste für die Mannschaft wollen."
Disziplin, Leidenschaft, Siegeswillen - dafür steht Atletico seit dem Antritt des Trainers. So etwas wie Albacete Balompie gehört also definitiv der Vergangenheit an - Simeone sei Dank!