Neue Zeiten brechen an in Madrid
Real Madrid: Kai Havertz als Ersatz für Karim Benzema? So könnte der DFB-Star zu den Spaniern passen
- Aktualisiert: 06.06.2023
- 15:40 Uhr
- ran.de
Kai Havertz könnte womöglich schon bald der nächste Deutsche im Trikot von Real Madrid sein. Laut mehreren Medienberichten ist der 23-Jährige ein Transferziel der "Königlichen". Könnte Havertz wirklich den scheidenden Karim Benzema ersetzen?
Von Chris Lugert
Bei Real Madrid endet eine Ära. Nach 14 Jahren bei den "Königlichen" wird Karim Benzema Abschied nehmen, die Zukunft des 35-Jährigen liegt wohl in Saudi-Arabien. Sagenhafte 25 Titel gewann der Franzose mit Real, in der offiziellen Mitteilung seines Abschieds adelt ihn der Klub als "eine unserer größten Legenden".
Wenige Stunden nach der Bekanntgabe rückte plötzlich der Name Kai Havertz in den Fokus. Verschiedene Medien berichten über ein Interesse der Madrilenen am deutschen Nationalspieler, laut "Bild" steht ein Transfer sogar unmittelbar bevor. Zwischen 50 und 60 Millionen Euro soll er kosten.
Havertz als Benzema-Ersatz? Auf den ersten Blick klingt das komisch. Kann das funktionieren? ran ordnet die Personalie ein.
Kai Havertz: Abschied vom FC Chelsea ist denkbar
Im Sommer 2020, inmitten der Corona-Pandemie, wechselte Havertz von Bayer Leverkusen zum FC Chelsea. Bei der "Werkself" hatte er damals für Furore gesorgt und fühlte sich mit seinen 21 Jahren bereit für den nächsten Schritt.
Die Pandemie ist deshalb ein wichtiger Punkt, weil sie den Wechsel nach London überhaupt erst ermöglichte. Denn schon damals hatte Real Interesse an Havertz gezeigt, die finanziellen Auswirkungen der Pandemie aber machten es dem spanischen Rekordmeister unmöglich, die von Leverkusen aufgerufenen 80 Millionen Euro zu zahlen.
Also bekam Chelsea den Zuschlag, und für Havertz hat es sich durchaus gelohnt. Ein knappes Jahr später erzielte er im Champions-League-Finale von Porto gegen Manchester City das Siegtor. Unter Thomas Tuchel war er unumstritten.
Wiederum zwei Jahre später ist alles anders. Tuchel ist längst Geschichte, Chelsea hat einen neuen Besitzer und nach einer Horrorsaison, in der die Qualifikation für das internationale Geschäft verpasst wurde, brauchen die "Blues" Transfereinnahmen, um die Vorgaben des Financial Fairplay zu erfüllen.
Zudem soll der neue Chelsea-Trainer Mauricio Pochettino Havertz nicht für unverzichtbar halten. Und hier kommt wieder Real ins Spiel. Denn der Klub steht finanziell wieder deutlich besser da und in der Offensive vor einem Umbruch.
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Havertz kein direkter Benzema-Ersatz
Nicht nur Benzema verlässt den Klub, auch Missverständnis Eden Hazard, Marco Asensio und der seit Jahren allerdings unbedeutende Mariano Diaz gehen im Sommer neue Wege. Es braucht also vor allem im Sturmzentrum einen Benzema-Ersatz.
Wie schnell es sich rächen kann, einen Weltklasse-Stürmer nicht zu ersetzen, bewies der FC Bayern München nach dem Abgang von Robert Lewandowski. Einen solchen Fehler wird Real sicher vermeiden wollen.
Allerdings ist davon auszugehen, dass Havertz nicht der direkte Ersatz für Benzema ist. Schon Tage zuvor hieß es, dass ein Havertz-Transfer unabhängig davon erfolgen soll, wie es mit Benzema weitergeht. Stattdessen will Real mit Havertz einen flexiblen Spieler haben, der in der Offensive mehrere Positionen abdecken kann.
Beim FC Chelsea spielte der gebürtige Aachener in der abgelaufenen Saison tatsächlich meist als "Neuner", neun Tore in 47 Pflichtspielen sind für diese Position aber kein Empfehlungsschreiben. Oftmals hing er in der Luft, was allerdings auch mit Chelseas mauer Saison zusammenhing.
Ausgebildet wurde Havertz im offensiven Mittelfeld, in Leverkusen spielte er aber auch auf der rechten Außenbahn. "Meine Position ist mir nicht so wichtig. Ob ich auf der Zehn, auf der Neun oder auf der rechten Seite spiele, ich will der Mannschaft helfen und das Vertrauen des Trainers rechtfertigen", sagte der Linksfuß im vergangenen September dem "kicker".
Gesamtpaket Havertz selten in Europa
Havertz bringt Qualitäten in unterschiedlichsten Bereichen mit. Er ist technisch unheimlich stark, durch seine Körpergröße von 1,93 Meter verfügt er aber auch über ein gutes Kopfballspiel. Er kann Chancen sowohl kreieren als auch selbst verwerten. Sein Gesamtpaket gibt es im europäischen Fußball so nur selten.
Kein Wunder, dass ein Klub wie Real Interesse zeigt, Präsident Florentino Perez und Trainer Carlo Ancelotti sollen beide von ihm angetan sein. Auch beim FC Bayern München stand er angeblich im vergangenen Jahr nach dem Lewandowski-Abgang auf dem Zettel.
Mit Havertz bekäme Ancelotti einen Spieler, der ihm unterschiedliche taktische Optionen verschafft. Im klassischen 4-3-3 könnte er den DFB-Nationalspieler sowohl in den Sturm als auch auf die rechte Seite stellen, alternativ hätte er einen starken Zehner, um das System situativ auf ein 4-2-3-1 umzustellen.
In den vergangenen Jahren setzte Real meist auf einen vergleichsweise kleinen Kader von kaum 25 Mann. Umso wichtiger ist es beim Champions-League-Rekordsieger, verschiedene Positionen bekleiden zu können. Je mehr, desto wertvoller der Spieler.
So wurde Flügelstürmer Rodrygo von Ancelotti immer wieder als Mittelstürmer aufgestellt, wenn Benzema verletzt war oder geschont wurde. Fede Valverde wiederum, der eigentlich im Mittelfeld zu Hause ist, spielte sehr oft auf der rechten Außenbahn. Durch diese Flexibilität kommen die Spieler selbst auf viel Einsatzzeit, gleichzeitig ist Real für den Gegner schwierig auszurechnen.
Trotz Havertz: Neuer Stürmer muss kommen
Auch Havertz dürfte bei einem Wechsel seine Rolle in dieser Mannschaft finden - diese dürfte auf keine spezielle Position festgelegt sein. Es wäre allerdings fahrlässig von Real, wenn der Klub auf den Abgang von Benzema nur mit einem Havertz-Transfer reagieren würde.
Obwohl der aktuelle Ballon-d'Or-Sieger in dieser Saison häufig verletzt war, steuerte er wieder 31 Pflichtspieltore bei. Diese Treffer kann ein Havertz nicht ersetzen. Dafür braucht es einen ausgebildeten, reinrassigen Stürmer von internationalem Format. Parallel zu den Havertz-Berichten wurde vor allem der Name Harry Kane genannt.
Durch die eingesparten Gehälter vor allem von Hazard und die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt in den Vorjahren verfügt Real über die erforderlichen finanziellen Möglichkeiten, um neben Jude Bellingham (Borussia Dortmund) noch einen großen Transfer im Bereich der 100 Millionen Euro zu tätigen. Real wäre gut beraten, das auch zu tun - Havertz hin, Havertz her.