Fußball
DFB-Team: Manuel Neuer zur WM 2026? Neun Thesen zur Nationalmannschaft mit Markus Babbel
- Aktualisiert: 13.11.2025
- 17:26 Uhr
- Tobias Hlusiak
Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet ihre letzten beiden Gruppenspiele in der WM-Qualifikation. Bundestrainer Julian Nagelsmann sorgte mit seinem Kader für einige Überraschungen. ran-Experte Markus Babbel ordnet die Situation rund um das DFB-Team ein.
Vom DFB-Team berichtet Tobias Hlusiak
Schafft die deutsche Nationalmannschaft die direkte Qualifikation für die WM 2026? Oder muss das DFB-Team den Umweg über die Playoffs im kommenden März gehen?
Die Entscheidung fällt in den verbleibenden beiden Gruppenspielen am Freitag in Luxemburg (ab 20:45 Uhr im Liveticker) sowie am Montag in Leipzig gegen die Slowakei (ab 20:15 Uhr im Livestream auf Joyn).
Der Druck auf den Schultern von Bundestrainer Julian Nagelsmann ist groß, dennoch hat der 38-Jährige im Rahmen seiner Kadernominierung für einige Überraschungen gesorgt. Angelo Stiller wurde nicht berufen, Leroy Sane hingegen schon. Außerdem darf sich Kölns Jungstar Said El Mala zeigen.
Ein gutes halbes Jahr vor WM-Start gibt es noch einige Baustellen rund um das DFB-Team. Auch die Torwartfrage und ein mögliches Comeback von Manuel Neuer bleiben ein bestimmendes Thema. Anhand von neun Thesen ordnet ran-Experte Markus Babbel die aktuelle Gemengelage der Nationalmannschaft ein.
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These 1: Manuel Neuer muss mit zur WM!
Die Situation: Ein Comeback von Manuel Neuer in der Nationalmannschaft wird immer wieder diskutiert. Er selbst hatte vor einigen Wochen öffentlich einen klaren Schlussstrich gezogen, im Hintergrund aber laufen offenbar weiter die Gespräche.
Laut "Sport Bild" hat Sportdirektor Rudi Völler bereits bei Neuer vorgefühlt, zwei Kriterien müssten jedoch demnach erfüllt sein, damit eine Rückkehr des Bayern-Keepers tatsächlich realistisch wird. Zum einen müsste Marc-Andre ter Stegen nach seiner Verletzung auch in der Rückrunde quasi ohne Spielpraxis bleiben. Und zum anderen müsste Nagelsmann aktiv auf Neuer zugehen.
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Das sagt Markus Babbel: "Von der Leistung her brauchen wir gar nicht darüber zu diskutieren. Er ist nach wie vor der beste deutsche Torhüter, wenn nicht sogar europaweit. Aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er zurückkommt. Er hat sich das mit Sicherheit gut überlegt. Er sieht ja auch, dass die Mannschaft nicht in der Lage ist, Weltmeister zu werden. Und dann, glaube ich, nutzt er lieber die Zeit im Sommer, um zu regenerieren, um dann eben das eine oder andere Jahr länger noch dranzuhängen."
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These 2: Nagelsmanns Ultimatum für Sane ist falsch
Die Situation: Durchaus überraschend holte Nagelsmann für die anstehenden Spiele Leroy Sane zurück. Bei Galatasaray Istanbul zeigte sich der Offensivspieler zuletzt zwar formverbessert, sechs Torbeteiligungen in 18 Pflichtspielen sind dennoch keine herausragende Quote - genau die hatte der Bundestrainer aber eigentlich eingefordert.
Und Nagelsmann legte dann auch nach und setzte Sane deutlich unter Druck. "Es ist auch profilgeschuldet. Wenn wir auf der Position sechs, sieben Spieler hätten, wäre es deutlich schwieriger für ihn. Leroy weiß, was gefragt ist", sagte Nagelsmann und stellte klar: "Er weiß, dass es nicht mehr unzählige Chancen für ihn unter meiner Führung in der Nationalmannschaft gibt, um sich zu beweisen."
Ein Ultimatum für Sane, der jetzt außergewöhnlich liefern muss, um sich Hoffnungen auf die WM-Teilnahme im kommenden Jahr machen zu dürfen.
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Das sagt Markus Babbel: "Ich finde es schon sehr, sehr spannend, dass er ihn wieder zurückgeholt hat. Und das ist das Grundproblem, was ich mit Julian Nagelsmann habe: Ich habe aufgehört, ihn zu verstehen. Ich werde einfach nicht schlau. Er hat ja ganz klar gesagt, wenn Sane in die Türkei geht, dann muss er die Liga zerschießen und muss halt dementsprechend so auftreten, dass man ihn unbedingt mitnehmen muss."
"Ob er das Gespräch, das er mit ihm geführt hat, dann so öffentlich machen muss, darüber kann man diskutieren. Das sind einfach Spieler, die du hegen und pflegen musst. Matthias Sammer hat es gesagt: Du musst sie mit Liebe überschütten. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, weil so steht er natürlich jetzt auch unter einem immensen Druck, weil jeder erwartet jetzt, wenn er spielen sollte, dass er die Gegner praktisch jetzt im Alleingang bezwingt. Und ich weiß nicht, ob Leroy in der Lage ist, das zu machen."
"Ich weiß nicht, was er mit dieser Aussage bewirken wollte. Ich glaube nicht, wenn du auf ihn draufhaust, dass dadurch eine Reaktion kommt, wie vielleicht bei einem anderen Spieler. Sondern er ist ein Kreativspieler, der sich wohlfühlen muss."
These 3: Lennart Karl muss den Vorzug vor Said El Mala erhalten
Die Situation: Sowohl Said El Mala (19) vom 1. FC Köln als auch Lennart Karl (17) vom FC Bayern spielten sich in der bisherigen Saison in die Schlagzeilen. Für die anstehenden Länderspiele wurde allerdings nur El Mala in die A-Nationalmannschaft berufen, Karl ist hingegen erstmals bei der U21 dabei.
Das sagt Markus Babbel: "Ich finde, beide sind noch nicht so weit. Das sind großartige Talente, aber auch diese Aktion verstehe ich nicht. Vor vier Wochen sagt er, er wolle sich nicht an dem Hype um El Mala beteiligen, jetzt lädt er ihn ein, aber mit dieser Prämisse, er wolle ihn im Training sehen, wie er sich verhält. Das sind alles Sachen, die kannst du doch machen, wenn es dann so weit ist. Warum so früh? El Mala ist kein unumstrittener Stammspieler beim 1. FC Köln, ich habe ihn dreimal bei der U21 gesehen, da war er eher schwach als gut."
"Und dann ist natürlich die berechtigte Frage: Warum nimmt er nicht auch den Karl mit? Der ist 17, der spielt bei Bayern München. Er ist wie El Mala kein Stammspieler, aber hat jetzt auch schon diverse Spielminuten bekommen und hat da seinen Stempel aufdrücken können. Bei allem Respekt vor dem 1. FC Köln, aber der Junge trainiert natürlich mit den Besten der Besten. Aber er war vorher nicht einmal bei der U21 mit dabei, da finde ich das den richtigen Weg."
These 4: Angelo Stiller ist zu Unrecht nicht nominiert worden
Die Situation: Diese Entscheidung war wohl die größte Überraschung von Nagelsmann. Angelo Stiller wurde nicht in den Kader berufen, obwohl er topfit und weiterhin Leistungsträger beim VfB Stuttgart ist. Der Bundestrainer betonte: "Wenn ich die vier Wochen vor dem letzten Lehrgang nehme, wo er dabei war, war es deutlich unverdienter, dass er dabei war, als es jetzt der Fall wäre, weil seine Entwicklung deutlich in die richtige Richtung geht."
Nagelsmann erkennt also Stillers verbesserte Form - aber warum ist er dann nicht wieder mit dabei? "Wir haben auf der Sechser-Position Felix Nmecha, der eine sehr gute Saison spielt, und Aleksandar Pavlovic, der bei der Mannschaft spielt, die gerade in ganz Europa sicherlich die stabilste ist. Ich sehe die gerade einen Tick vorne dran", erklärte er. Zudem seien Nadiem Amiri und Leon Goretzka offensiv stärker.
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Das sagt Markus Babbel: "Das hat er richtig gesagt: Als er ihn mitgenommen hat, war er nicht in der Verfassung. Er hatte eine Sprunggelenksverletzung, die ihn die Vorbereitung gekostet hat. Nichtsdestotrotz hat Sebastian Hoeneß ihn sofort beim VfB gebracht. Er hat dann noch etwas Zeit gebraucht, um in den Rhythmus zu kommen, die Spielfitness und die Wettkampfhärte zu bekommen. Das ist normal nach so einer Verletzung."
"Aber jetzt ist er ein absoluter Eckpfeiler des VfB, ein absoluter Leader. Er ist jetzt wieder in der Verfassung und in der Form, wie man ihn eben auch kennt. Ich kann nachvollziehen, dass er die Sechserpositionen nur doppelt besetzen will. Aber für Angelo Stiller ist das extrem bitter, vor allem zum jetzigen Zeitpunkt. Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ich hätte ihn definitiv mitgenommen. Jetzt weiß er, dass es brutal schwierig für ihn wird."
These 5: Niclas Füllkrug hat ohne Spielpraxis nichts im DFB-Team zu suchen
Die Situation: Niclas Füllkrug verpasst auch die aktuelle Länderspielphase aufgrund einer Muskelverletzung, bei seinem Klub West Ham United konnte er sich bislang nicht entscheidend durchsetzen. In der Nationalmannschaft droht ihm für die WM deshalb nur eine Zuschauerrolle.
Das sagt Markus Babbel: "Für Niclas Füllkrug ist das alles sehr bitter. Das war vom Anfang bis jetzt einfach alles nicht zu seinen Gunsten. Der späte Wechsel, keine Vorbereitung, dann mit der neuen Mannschaft eine ganz andere, brutale Liga. Die Premier League ist einfach ein anderer Fußball, man könnte sogar sagen, es ist ein anderer Sport."
"Ich hoffe für ihn, dass er in der Winterpause etwas Adäquates findet, wo er wieder seine alte Leistungsstärke abrufen kann. Wenn er fit ist, bringt er etwas mit, was in der Nationalmannschaft nicht so da ist. Gerade auch, wenn ein Tim Kleindienst nicht da ist. Der hat einen ähnlichen Spielstil, so ein Turm vorne drin, so ein Brecher, der auch mit dem Rücken zum Tor angespielt werden kann. Aber ich glaube, für Füllkrug wird es ganz schwer, sich für den WM-Kader zu qualifizieren."
These 6: Nagelsmann hat nicht nach Leistung nominiert
Die Situation: Kein Angelo Stiller, stattdessen aber Leroy Sane und Said El Mala - hat Nagelsmann sein eigenes Leistungsprinzip ad absurdum geführt? Bislang war der Bundestrainer bekannt dafür, dass er besonders darauf achtet, die besten Spieler zu nominieren - und nicht nach Namen zu gehen.
Das sagt Markus Babbel: "Man wird immer ein, zwei, drei Positionen diskutieren können. Das ist völlig normal. Den Bundestrainer gibt es nicht, der nominiert und alle sind glücklich. Da wird es immer Kritik geben. Angelo Stiller ist so ein Beispiel. Egal, wen man fragt und der Ahnung vom Fußball hat, der wird sagen, dass man den trotzdem mitnehmen sollte. Dann lässt man lieber den vierten Torwart zu Hause. Vom Grundsatz her würde ich sagen, dass alle, die dabei sind, es auch verdient haben. Es ist eine nachvollziehbare Nominierung."
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These 7: Deutschland kann die WM gar nicht verpassen
Die Situation: Zwei Siege in Luxemburg und gegen die Slowakei, dann ist das WM-Ticket gelöst. Im Normalfall sollten sogar vier Punkte aus den beiden Spielen zum Gruppensieg reichen. Ist die WM-Teilnahme trotz des Stotterstarts in der Slowakei also nur noch Formsache?
Das sagt Markus Babbel: "Ich bin da noch nicht ganz so euphorisch. Die Leistungen sind halt extrem schwankend. Sie haben gute Ansätze gezeigt, aber doch auch sehr viel Krampf, sehr viel Stückwerk. Gegen die Slowakei war es ein Totalausfall. In dieser Gruppe sollte man es schaffen, eigentlich muss man sich da durchsetzen. Aber ich habe da noch ein paar Restzweifel. Es wird auf ein 'Endspiel' gegen die Slowakei hinauslaufen, und das muss man erst einmal gewinnen, denn da ist schon ordentlich Druck auf dem Kessel. Und ich bin sehr gespannt, wie die Jungs mit dem Druck umgehen können."
These 8: Mindestens ein U21-Nationalspieler schafft den Sprung zur WM
Die Situation: Said El Mala darf dieser Tage erstmals bei den "Großen" reinschnuppern, U21-Kapitän Tom Bischof war ebenfalls bereits Teil der A-Nationalmannschaft. Lennart Karl gilt als Wildcard. Aber wie viele U21-Spieler schaffen es tatsächlich zur WM im Sommer? Oder wird am Ende gar keiner nominiert?
Das sagt Markus Babbel: "Ich bin überzeugt davon, dass der eine oder andere aus der U21 mit dabei sein wird. Du brauchst natürlich auch als junger Spieler so ein bisschen Glück, dass sich vielleicht der eine oder andere verletzt, was man natürlich keinem wünscht. Man wünscht sich, dass die Besten mit dabei sind. Aber genau da ist eben die Chance für die jungen Spieler und deswegen heißt es Gas geben, auch in den Vereinen, auf sich aufmerksam machen. Ich denke da an El Mala, Karl oder Nicolo Tresoldi. Auch Assan Ouedraogo von Leipzig ist ein Spieler, den ich sehr, sehr spannend finde."
These 9: Nagelsmann wird - wie vor der EM 2024 - im kommenden März einen harten Schnitt machen
Die Situation: Nachdem das Länderspieljahr 2023 desaströs zu Ende gegangen war, nutzte Nagelsmann die Zeit bis zum März 2024, um seinen Kader auf links zu drehen - alles mit dem Ziel, eine erfolgreiche Heim-EM zu spielen. Zahlreiche nahmhafte Spieler fielen der Radikalkur zum Opfer, darunter Leon Goretzka und Mats Hummels. Im Gegenzug wurde Toni Kroos aus dem DFB-Ruhestand zurückgeholt, Neulinge wie Aleksandar Pavlovic und Deniz Undav fanden sich erstmals im Aufgebot. Wiederholt sich die Geschichte?
Das sagt Markus Babbel: "Ich finde, es ist halt wichtig, dass du als Trainer schlussendlich eine Mannschaft zusammenstellst, von der du weißt, die geht für dich durchs Feuer. Und das hat er ja gemacht. Wenn man die EM noch einmal Revue passieren lässt, dann war es okay. Man hat nicht die Sterne vom Himmel gespielt. Aber sie haben eine gewisse Euphorie erzeugt, man hatte immer das Gefühl, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die Gas gibt."
"Du brauchst auch Typen dabei, die eben Spiele entscheiden, die einfach dann auch in der Verfassung sind, dass sie der Unterschiedsspieler sein können. Und das wird die spannende Frage sein. Wie wird ein Florian Wirz drauf sein? Wie kommt Musiala aus seiner schweren Verletzung zurück? Kann ein Serge Gnabry seine Form von Bayern München halten? Was wird mit Kai Havertz? Es sind viele, viele Fragezeichen da. Und die gilt es, zu beantworten."