WM startet für DFB-Team am 24. Juli gegen Marokko
DFB-Frauen: Alarmglocken läuten vor dem Abflug zur WM nach Australien
- Aktualisiert: 08.07.2023
- 11:50 Uhr
- SID
Von wegen Titelanwärter: Die DFB-Frauen schüren mit der Sambia-Pleite die nagenden WM-Zweifel, Verletzungen verschlimmern die Sorgen noch.
Ein heftiger WM-Stimmungskiller und ein "Worst-Case-Szenario" mit drei Verletzten - nach dem Absturz vom Titelanwärter zum nächsten DFB-Krisenteam rauchte Martina Voss-Tecklenburg der Kopf.
In der Nacht nach der vergeigten Generalprobe brütete die Bundestrainerin mit ihrem Stab über die besorgniserregenden Baustellen vor der Nominierung ihres WM-Kaders.
Alexandra Popp hatte sich da schon in Sarkasmus geflüchtet. "Wir kennen ja die deutschen Fußballfans, da ist das ganz schnell so, dass die Alarmglocken angehen", befand die Kapitänin nach dem peinlichen 2:3 (0:0) gegen den Weltranglisten-77. aus Sambia.
Popp war "angefressen", bemühte sich aber um Beschwichtigung: "Ich mache mir keine Sorgen. Wir haben noch ein paar Tage."
Auch das klang mit Blick auf den WM-Start am 24. Juli gegen Marokko (im Liveticker auf ran.de) beschönigend. Schon am Dienstag steigt der Vize-Europameister in den Flieger nach Australien, mit alarmierenden Problemen im Gepäck.
Drei Spielerinnen sind angeschlagen - Kadernominierung am Nachmittag
Zu allem Überfluss sind Abräumerin Lena Oberdorf (Oberschenkel), Abwehrchefin Marina Hegering (Fuß) und Carolin Simon (Knie) angeschlagen. Über den am Samstagnachmittag erwarteten 23er-Kader hinaus müssen Backup-Lösungen mit nach Sydney fliegen.
"In der Summe zu viele Fehler", beklagte Voss-Tecklenburg in Fürth. Dreimal ließ sich der zweimalige Weltmeister vom WM-Neuling um die herausragende Doppeltorschützin Barbra Banda (48./90.+12.) auf einfachste Art auskontern. Diese Anfälligkeit und schlechte Abstimmung zieht sich durch das "durchwachsene Jahr", wie "MVT" zugab.
0:0 gegen Schweden, 1:0 gegen die Niederlande, 1:2 gegen Brasilien, 2:1 gegen Vietnam: Nach dem Sommermärchen 2022 in England blieb die angestrebte Weiterentwicklung ein frommer Wunsch.
Selbst mit acht (!) Profis vom VfL Wolfsburg in der Startelf wirkte die deutsche Auswahl vor 11.404 Fans im Sportpark Ronhof uneingespielt und schludrig. Das Aufbäumen in der turbulenten XL-Nachspielzeit war der einzige Lichtblick, als Lea Schüller (90.+1) und Popp (90.+10) ausglichen.
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Die Bundestrainerin mahnt und warnt
An diesem Denkzettel soll das DFB-Team nun "wachsen", so die Hoffnung der Bundestrainerin, die eine unmissverständlich Mahnung aussprach: "Mit Kolumbien kommt das gleiche Tempo und die gleiche Physis auf uns zu. Wenn wir nicht lernen, wird es auch nicht zu einem positiven Ergebnis kommen."
Die ähnlich unbequemen Südamerikanerinnen gelten im zweiten Spiel (30. Juli) als schwierigste Aufgabe in der WM-Gruppe H, bevor es am 3. August gegen Südkorea geht. Getestet wird nur noch gegen ein lokales männliches Jugendteam, den Rest muss sich der Rekordeuropameister im Training im Basecamp in Wyong, 90 km nördlich von Sydney, erarbeiten.
Nach der zweiwöchigen Vorbereitung in Herzogenaurach verabschiedeten sich die Spielerinnen für zwei Tage zu ihren Familien. Womöglich kehren die Gedanken noch öfter zu diesem lauen Sommerabend zurück, wenngleich Innenverteidigerin Kathrin Hendrich versicherte: "Mulmig ist mir nicht."
Ein solcher Warnschuss, so ihre Hoffnung, könne ja auch eine "Jetzt-erst-recht"-Mentalität entfachen. Und Voss-Tecklenburg lachte trotz der Krisenstimmung sogar ein wenig, als sie sich abschließend in Zweckoptimismus übte: "Vielleicht gucken die anderen jetzt ein bisschen weniger auf uns. Vielleicht tut uns das gut."