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Englands Dramen, Lehmanns Zettel - die berühmtesten Elfmeterschießen

  • Aktualisiert: 27.06.2014
  • 09:48 Uhr
  • SID
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© SID-SID-AFP

Wo Elfmeterdramen geschrieben werden, sind Deutschland und England nicht weit - allerdings zumeist mit höchst unterschiedlichem Erfolg.

Rio de Janeiro (SID) - Wo Elfmeterdramen geschrieben werden, sind Deutschland und England nicht weit - allerdings zumeist mit höchst unterschiedlichem Erfolg. Chris Waddle, Gareth Southgate und Ricardo stehen allein für vier traumatische Erlebnisse der Three Lions im Elfmeterschießen seit 1990. Deutschland dagegen hat noch nie einen "WM-Krimi vom Punkt" verloren.

Ab Samstag können mit Beginn des Achtelfinals auch bei der WM-Endrunde in Brasilien wieder die Nervenspiele vom Punkt entscheiden - eine Chance zur Rehabilitation wird zumindest England allerdings nicht mehr bekommen. Der SID hat die berühmtesten Entscheidungen im Elfmeterschießen bei WM- und EM-Turnieren aufgelistet:

EM 1976, Finale, Belgrad:

Tschechoslowakei - Deutschland 2:2 n.V., 5:3 i.E.

Drei Wochen zuvor war es noch gewaltig in die Hose gegangen. Antonin Panenka hatte in einem Ligaspiel den Ball einfach in die Mitte gelupft. "Es war schlammig. Der Torhüter wollte sich nicht werfen, sondern hat das Ding einfach gefangen." Kein Grund, es im EM-Finale gegen Sepp Maier beim entscheidenden Elfmeter nicht noch einmal zu versuchen - mit Erfolg. Und der Ball von Uli Hoeneß? "Den suchen sie in Belgrad noch immer!"

WM 1982, Halbfinale, Sevilla:

Deutschland - Frankreich 3:3 n.V., 5:4 i.E.

Toni Schumacher krachte gegen Patrick Battiston, französische Zeitungen werden am nächsten Tag Hakenkreuze drucken. Frankreich ist in der Verlängerung 3:1 vorne, dann kommen Karl-Heinz Rummenigge und Klaus Fischer - 3:3. Ulli Stielike verschießt, es bleibt der bislang einzige Strafstoß in einem WM-Elfmeterschießen, den eine deutsche Mannschaft nicht verwandelt. Schumacher rettet Stielike mit zwei Paraden. "Ich habe geweint", berichtet Didier Six, der verschoss, "ist das nicht normal?"

WM 1986, Viertelfinale, Guadalajara:

Frankreich - Brasilien 1:1 n.V., 4:3 i.E.

Eines der besten Spiele der WM-Geschichte endet für Brasilien tragisch - die wohl spielstärkste Selecao seit vielen Jahren bleibt ohne Titel. Die Begegnung wurde vorab auf das Duell zwischen Michel Platini und Zico reduziert. Platini verschoss im Elfmeterschießen, Zico traf, dennoch kamen die Franzosen weiter.

WM 1990, Halbfinale, Turin:

Deutschland - England 1:1 n.V., 4:3 i.E.

Das "Kraut-Bashing" der englischen Medien wird populär. "Blitz Fritz!" lautet die Aufforderung. Es bringt nichts. Bodo Illgner hält gegen Stuart Pearce mit dem Knie, Waddle jagt den Ball über das Tor. Paul Gascoigne weint. Das Elfmeter-Trauma der Engländer nimmt seinen Lauf. Deutschland wird Weltmeister. 1:0 gegen Argentinien - durch einen Elfmeter von Andreas Brehme.

WM 1994, Finale, Los Angeles:

Brasilien - Italien 0:0 n.V., 3:2 i.E.

"Soccer" begeistert die Massen, doch die USA sehen das langweiligste Finale der WM-Geschichte. Immerhin bekommt es den dramatischen Höhepunkt. Ausgerechnet der "göttliche Pferdeschwanz" Roberto Baggio verschießt den letzten Elfmeter.

EM 1996, Halbfinale, London:

Deutschland - England 1:1 n.V., 6:5 i.E.

"Achtung, Surrender!" Die englische Regenbogen-Presse heizt das Duell mit Deutschland mal wieder an. Doch "Fritz" zerstört England die Heim-EM, weil einfach niemand verschießt - außer dem Engländer Gareth Southgate. Gary Lineker hatte es gewusst: "Im Prinzip kann jede Mannschaft jede andere im Elfmeterschießen schlagen. Es sei denn, England spielt gegen Deutschland."

EM 2004, Viertelfinale, Lissabon:

Portugal - England 2:2 n.V., 6:5 i.E.

Für England kommt es noch dicker. Portugals Torhüter Ricardo wirft seine Handschuhe beiseite, hält gegen Darius Vassell - danach verwandelt er selbst zum Halbfinal-Einzug. David Beckham hatte beim ersten Elfmeter übers Tor geschossen und dabei ausgesehen, als wäre er auf einer Bananenschale ausgerutscht. Übrigens: Zwei Jahre später hält Ricardo im WM-Viertelfinale drei englische Elfmeter - goodbye!

WM 2006, Viertelfinale, Berlin:

Deutschland - Argentinien 1:1 n.V., 4:2 i.E.

Nach dem Abpfiff: Rudelbildung, die Fäuste fliegen, Torsten Frings wird wegen eines Kinnhakens für das Halbfinale gesperrt. Ein kleines Stück Papier wird eine Million Euro wert. Jens Lehmann zieht den Zettel aus dem Stutzen, liest das Bleistiftgekritzel von Andreas Köpke - und hält gegen Ayala und Cambiasso.

WM 2006, Finale, Berlin:

Italien - Frankreich 1:1 n.V., 5:3 i.E.

"Deine Schwester, die Nutte, wäre mir lieber!" - Zinedine Zidane erhält auf sein spöttisches Angebot für einen Trikottausch mit Marco Materazzi eine beleidigende Antwort und rastet aus. Den WM-Pokal würdigt er nach seinem Platzverweis keines Blickes, später wird er ihn nicht wiedersehen. David Trezeguet verschießt, Italien ist zum vierten Mal Weltmeister.

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