WM 2022
Robin Gosens: Wie es trotz Formkrise für ein WM-Ticket reichen könnte
- Aktualisiert: 03.11.2022
- 22:50 Uhr
- ran.de
Vor eineinhalb Jahren galt Robin Gosens als Neuentdeckung auf der linken Seite. Doch Verletzungen stoppten den Höhenflug im vergangenen Jahr jäh. Jetzt bangt der Inter-Profi um sein WM-Ticket. Eine Tatsache spielt Gosens aber in die Karten.
München - Die linke Verteidigerseite in der deutschen Nationalmannschaft bereitet Bundestrainern seit vielen Jahren Kopfzerbrechen. Selbst beim WM-Triumph 2014 half mit Benedikt Höwedes ein gelernter Innenverteidiger mangels Alternativen aus.
Dementsprechend groß war die Begeisterung, als bei der EM 2021 mit Robin Gosens scheinbar endlich einer mit Weltklasseformat gefunden wurde. Besonders im System mit Dreierkette konnte der damalige Bergamo-Legionär seine Stärken im linken Mittelfeld zum Tragen bringen: Dynamik, starke Physis und unerschütterlicher Kampfgeist.
Dieser Mix brachte ihm im EM-Gruppenspiel gegen Portugal (4:2) seinerzeit drei Torbeteiligungen ein. Gosens, der übrigens noch nie in der Bundesliga gekickt hat, wurde quasi über Nacht zum neuen Liebling der Nation.
Seither war der 28-Jährige, der mittlerweile bei Inter Mailand unter Vertrag steht, fester Bestandteil in den Planungen von Bundestrainer Hansi Flick. Bis ihn eine langwierige Oberschenkelverletzung in der vergangenen Saison für viele Monate außer Gefecht setzte. Seitdem läuft es nicht mehr rund.
Gosens bangt um WM-Ticket
Sein Wechsel im Winter 2022 von Atalanta zu Inter hat sich bislang nicht ausgezahlt. Gosens sitzt meistens auf der Bank. Nur dreimal ließ ihn Trainer Simone Inzaghi über 90 Minuten ran. Spielpraxis und stabile Form – Fehlanzeige.
Und so droht das sicher geglaubte WM-Ticket für Katar auf den letzten Metern noch verloren zu gehen. Dessen ist sich Gosens bewusst. "Das Risiko ist sicherlich da", gestand er am Rande des Champions-League-Spiels gegen den FC Bayern. "Bei der WM spielen die Spieler, die in ihren Vereinen gut gespielt haben."
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Kaum Alternativen auf Links
Dennoch gibt es Anlass zur Hoffnung. David Raum, der Shooting-Star der vergangenen Saison, findet seit seinem Wechsel von Hoffenheim nach Leipzig überhaupt nicht in Tritt. Nico Schlotterbeck und Thilo Kehrer wären zwar Notlösungen, sind als Innenverteidiger aber wertvoller. Bleibt der Freiburger Christian Günter als einziger Kandidat für diese Position in Normalform. Zu wenig für ein – im Optimalfall – vierwöchiges Turnier.
Wie sehr auch der Bundestrainer mit der linken Abwehrseite hadert, zeigt auch die Tatsache, dass Flick zuletzt den aus der Nationalmannschaft zurückgetretenen Jonas Hector von einem Comeback überzeugen wollte. Dass dies misslang, spielt Gosens in die Karten.
Bundesliga-Klubs jagen Gosens
Hilfreich ist womöglich auch die Psychologie. Mit Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg sollen gleich vier Bundesligisten an einer Verpflichtung des Nationalspielers in der Winterpause interessiert sein. Wenn so viele Klubs an ihn glauben, warum dann nicht auch der Bundestrainer?
Laut "Sky" soll es zwischen Bayer und dem Gosens-Management übrigens ernsthaften Kontakt geben. Die Werkself hatte den 28-Jährigen schon im Sommer ins Rheinland locken wollen.
Durch das Überwintern in Europa - nach Platz drei in der Gruppenphase der Champions League geht es immerhin in der Europa League weiter – hat der Klub wohl auch die finanziellen Mittel, zumal Inter seine Forderung gesenkt haben und statt 30 Millionen nur noch 20 Millionen Euro an Ablöse verlangen soll.
Zwei Chancen für Gosens zur Eigenwerbung
Für Gosens selbst geht es aber erst einmal darum, in den zwei verbleibenden Serie-A-Partien vor der endgültigen Kader-Nominierung (10.11.) gegen Juventus Turin und den FC Bologna noch einmal Überzeugungsarbeit zu leisten.
So wie es ihm in dieser Saison in der Königsklasse gelungen war, als er gegen den FC Barcelona mit einem Treffer auf großer Bühne wieder einmal auf sich aufmerksam machte.
Und selbst wenn Gosens am Ende als "B-Lösung" den Zuschlag erhält, wäre das nicht das schlechteste Omen im Hinblick auf die WM. Das wissen wir spätestens seit Höwedes 2014.
Carolin Blüchel
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