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Ex-Nationalspieler rechnen mit DFB-Team ab

WM 2022: Hansi Flick nach Auftaktniederlage gegen Japan heftig in der Kritik

  • Aktualisiert: 24.11.2022
  • 12:39 Uhr
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Nach der Auftaktniederlage des DFB-Teams gegen Japan melden sich einige Ex-Nationalspieler zu Wort. Diese kritisieren vor allem die Personalentscheidungen von Bundestrainer Hansi Flick. 

München - Bundestrainer Hansi Flick muss sich wegen der Auswechslung seiner Mittelfeldachse bei der überraschenden 1:2-Niederlage gegen Japan einige Kritik – vor allem von ehemaligen Nationalspielern – gefallen lassen. 

"Ich verstehe einfach nicht, warum so viele Cheftrainer auf Teufel komm raus irgendwann einmal im Spiel unbedingt wechseln müssen. Vor allem dann, wenn das Spielgeschehen passt. Damit reiße ich doch nur das Spielgefüge auseinander", sagte Ex-Weltmeister Paul Breitner bei "Münchner Merkur/tz" zum Auftaktspiel bei der Fußball-WM in Katar.

Es sei ihm "ein Rätsel, warum Thomas Müller und Ilkay Gündogan ausgewechselt wurden, dafür gab es doch keinen triftigen Grund", ergänzte Breitner. Er habe dafür "keinerlei Verständnis".

Der Weltmeister von 1974 war jedoch längst nicht alleine mit seiner harschen Kritik am Bundestrainer.

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Möller: "Im Defensivbereich, in der Kompaktheit, muss etwas passieren!"

Welt- und Europameister Andreas Möller sieht in der Auswechslung von Gündogan den Hauptgrund für die Pleite des DFB-Teams. "Das Herz einer jeden Mannschaft ist ein kompaktes Mittelfeld. Dafür standen über eine Stunde lang Gündogan und Kimmich. Wir haben diesem Herz nach einer Stunde die Sauerstoffzufuhr verweigert", schrieb der frühere Welt- und Europameister im "Kicker".

Die Auswechslungen von Gündogan und Müller (jeweils 67.) "wurden zum Bumerang für Deutschland", meinte Möller. Außerdem habe der DFB-Elf die Galligkeit gefehlt: "Vorne bei der Verwertung guter Chancen, hinten in den entscheidenden Zweikampfsituationen, wo wir die früher gepriesenen 'deutschen Tugenden' vermissen ließen! Das geht nun mal überhaupt nicht bei einer Weltmeisterschaft, und schon gar nicht beim ersten Auftritt. (...) In dieser Hinsicht sind wir zu soft."

Für das nun entscheidende Spiel am Sonntag gegen Spanien (20 Uhr live im Ticker auf ran.de) könne man zwar "nicht alles umwerfen. Aber im Defensivbereich, in der Kompaktheit, muss etwas passieren". Die Probleme seien nicht neu, doch dass die DFB-Auswahl so anfällig ist, "hat meine Vorstellungskraft dann doch überschritten", schrieb Möller.

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Clips 23.11.22

Müller aufgebracht! Japan-Niederlage "aberwitzig"

Nach der Niederlage im WM-Auftakt gegen Japan war Thomas Müller sichtlich mitgenommen. Obwohl der Kampfgeist seiner Mannschaft in seinen Augen gestimmt hat, muss die DFB-Elf nun gegen Spanien bereits ums Weiterkommen bangen.

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Hamann: "Ein Spieler wie Hummels hätte in die Mannschaft gehört"

Der ehemalige Nationalspieler Dietmar Hamann kritisierte vor allem den Verzicht auf Mats Hummels. "Ein Spieler wie Hummels hätte in die Mannschaft gehört, weil er Verantwortung übernimmt, weil er Missstände anspricht, weil er Tendenzen und Entwicklungen erkennt", schrieb Hamann in seiner "Sky"-Kolumne.

Für die Nichtberücksichtigung von Hummels sieht der Vize-Weltmeister von 2002 nicht nur sportliche Gründe. "Man hatte sich dazu entschieden, Harmonie über alles zu stellen. Das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass Hummels nicht dabei ist. Aber mit einer ruhigen, harmonischen Truppe wirst du nichts gewinnen", meinte Hamann.

Ihm sei das alles zu weich, zu nett und zu eintönig. "Du brauchst Reibung. Dadurch werden Reize gesetzt", schrieb der 49-Jährige.

Bundestrainer Hansi Flick hatte seinen Verzicht auf den 33-jährigen Hummels unter anderem damit begründet, dass er auch "ein bisschen die Zukunft im Blick haben" müsse. Stattdessen steht der 20 Jahre alte Armel Bella Kotchap vom FC Southampton im Kader.

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Matthäus: "Der Bundestrainer muss sich Fragen gefallen lassen"

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kritisierte bei "RTL" die taktische Ausrichtung der deutschen Mannschaft. "Wir haben Probleme auf einigen Positionen. Mit den Außenverteidigern bin ich gar nicht zufrieden gewesen. Da ist die Taktik des Trainers nicht aufgegangen. Es hat einiges nicht funktioniert, auch die Wechsel nicht."

Außerdem sah der 61-Jährige die Konzentration der Mannschaft durch Nebengeräusche gestört. Er habe das Gefühl gehabt, dass "in der zweiten Halbzeit viele Spieler blockiert waren. Zeichen setzen – ja. Aber die Spieler sind bei der WM, um Fußball zu spielen und uns auf dem Platz zu repräsentieren. Deutschland hat sehr viel diskutiert über diese Sachen und wie man Messages senden kann. Da lässt automatisch die Konzentration nach."

Für das zweite Gruppenspiel gegen Spanien, das Costa Rica im ersten Gruppenspiel 7:0 abfertigte, forderte er. "Wir müssen an die Leistungsgrenze gehen, wir müssen kompakt spielen, wir müssen selbstbewusst spielen und wir müssen vor allem die Chancen verwerten. Laut Matthäus müsse eine Mannschaft auf dem Platz stehen, "die 90 Minuten Gas gibt."

Gegenüber der "Bild" sagte der 150-fache Nationalspieler zudem, dass er zwar immer zu Hansi Flick stehe, "aber ich habe in dem Spiel einiges nicht verstanden. Der Bundestrainer muss sich Fragen gefallen lassen."

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Khedira: "Mir fehlt die Qualität auf der linken und rechten Verteidigerposition!"

Der Weltmeister von 2014, Sami Khedira, kritisierte bei der "ARD" vor allem die wacklige Defensive des deutschen Teams. "Wir reden von einer Verteidigung, bei der nur Antonio Rüdiger WM-Form hatte. Schlotterbeck hatte immer wieder Ballverluste drin. Das hätte echt gefährlich werden können, wenn Toni nicht gerettet und hellwach gewesen wäre."

Die Wechsel im Mittelfeld waren Khedira ebenfalls ein Dorn im Auge. "Gündogan, der für mich ein gutes Spiel gemacht hatte, wurde ausgewechselt und Goretzka eingewechselt. Goretzka ist ein Weltklasse-Spieler, ohne Frage. Nur er ist sauer, dass er auf der Bank sitzt und kommt rein, dass er dem Bundestrainer etwas beweisen will. Er hat dann nicht so die Position gehalten."

In der zweiten Hälfte hätte Deutschland durch die Wechsel in der Zentrale sein "Herzstück hergegeben". "Es gibt nicht ohne Grund den Spruch: 'Kontrollierst du die Mitte, kontrollierst du das Spiel'. Da muss man letztendlich auch Hansi Flick mitnehmen."

Fehler hätte der Bundestrainer allerdings nicht nur bei den Wechseln, sondern bereits bei der Zusammenstellung des Kaders gemacht, Khedira weiter: "Ich schätze Hansi sehr, aber in der Kadernominierung hat mir schon ein defensiver Mittelfeldspieler gefehlt."

Dabei bemängelte der 77-fache Nationalspieler nicht nur die Zusammenstellung der Zentrale. "Wenn ich mir den Kader anschaue, fehlt mir die Qualität auf der linken und rechten Verteidigerposition!" Für die kommenden Aufgaben empfiehlt Khedira daher einen Systemwechsel. "Ich glaube, dass wir über eine Dreierkette nachdenken müssten. Ein 3-4-2-1"