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Weltmeisterschaft 2022

WM 2022 in Katar - DFB-Nationalmannschaft: Hansi Flicks Kader-Baustellen

  • Aktualisiert: 18.11.2022
  • 16:46 Uhr
  • ran.de
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© 2022 Getty Images

Wenige Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft in Katar muss Hansi Flick zwei Baustellen im Rekordtempo aufräumen. Vor allem die Abwehr und das Stürmer-Problem bereiten dem Bundestrainer Kopfzerbrechen.

von Carolin Blüchel

München – Selten zuvor war eine Fußball-Weltmeisterschaft so eine Wundertüte wie dieses Mal. Ein Höhepunkt mitten in der Saison. Ein kräftezehrendes Turnier ohne Vorbereitung. Ohne die Möglichkeit, im Trainingslager ein Wir-Gefühl entstehen zu lassen. Und ohne die Chance, sich bei hochsommerlichen Temperaturen auf der arabischen Halbinsel zu akklimatisieren.

Der FIFA sei Dank. Nur wer diese Aufgaben aller Widrigkeiten zum Trotz erfolgreich bewältigt, wird in Katar eine gute Rolle spielen.

In Deutschland sind die Fans zwiegespalten. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "YouGov" zufolge glaubt immerhin ein Drittel an den Einzug ins Halbfinale. Traditionsgemäß sozusagen. Schließlich hatte es die Nationalmannschaft – lässt man die Blamage 2018 in Russland außen vor - zwischen 2002 und dem Titelgewinn 2014 immer unter die letzten Vier geschafft.

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Eigentlich verwunderlich, wird Bundestrainer Hansi Flick doch in seiner voraussichtlichen Start-Elf auf einen hochkarätigen Bayern-Block setzen, der in Bundesliga und Champions League bislang der Konkurrenz enteilt.

Dennoch: Die Skepsis kommt nicht von ungefähr. In der Nations League hatte sich das DFB-Team nicht wirklich mit Rum bekleckert. Vor allem zwei Fakten geben Anlass zur Sorge: zu viele Gegentore und das viel beschriebene Sturm-Problem. ran wirft einen Blick auf Hansis WM-Baustellen.

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Baustelle 1: Die Abwehr

Nur ein einziges Mal blieb der Kasten im Jahr 2022 sauber. Im März beim 2:0 im Testspiel gegen Israel. Lange ist es her. Seitdem kassierte die deutsche Elf in sieben Spielen immer mindestens ein Gegentor. Gegen England zuletzt sogar derer drei. Eine Bilanz von zehn Gegentreffern in acht Partien verdeutlichen das Problem: Die Abwehr wackelt bedrohlich.

Mit Antonio Rüdiger hat Flick nur einen Weltklasse-Verteidiger zur Verfügung. Niklas Süle würde das Prädikat ebenfalls gerne für sich beanspruchen. Der Praxis-Nachweis gelingt in dieser Saison eher selten. Zumal der Ex-Bayer seine besten Leistungen beim BVB als Aushilfs-Rechtsverteidiger zeigte. Trotzdem ist Süle immer noch die stabilere Lösung als Teamkollege Nico Schlotterbeck.

Der 22-Jährige zahlt nach seinem Wechsel vom SC Freiburg nach Dortmund ordentlich Lehrgeld. Wie am Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach, als ihm ran-Experte Markus Babbal ein "desolates Abwehrverhalten" bescheinigte.

Schlotterbeck "wie in der Kreisliga"

"Das kannst du nicht einmal in der Kreisliga-C machen", schimpfte Babbel nach dem Gegentreffer durch Gladbachs Marcus Thuram. "Er ist da das letzte Glied, aber auch er darf da niemals draufgehen. Er muss abkippen und versuchen Tempo aufzunehmen."

Auch im DFB-Dress machte Schlotterbeck jüngst keine gute Figur, verursachte in drei Länderspielen gleich zwei Elfmeter. Die restlichen Innenverteidiger im Kader, Matthias Ginter, Thilo Kehrer, Armel Bella Kotchap sowie Lukas Klostermann dürften in der Hierarchie noch hinter dem genannten Trio rangieren.

Letzteren hat der Bundestrainer dem Vernehmen nach sowieso eher als Rechtsverteidiger auf dem Zettel. Wobei wir bei einer weiteren Abwehr-Baustelle innerhalb der Viererkette wären.

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Unerfahrene Linksverteidiger

Mit David Raum und Christian Günter entschied sich Flick für zwei unerfahrene Akteure, gab ihnen den Vortritt vor dem EM-erprobten Inter-Legionär Robin Gosens.

Raum steht eigentlich für gute Standards und gefährliche Flanken. In dieser Saison kann der 24-Jährige in Leipzig an seine Vorjahresleistungen aus Hoffenheim allerdings nicht anknüpfen. Günter spielt in Freiburg zwar eine starke Saison. Eine WM dürfte trotzdem noch einmal ein anderes Pflaster sein als die Bundesliga.

Notlösung als Rechtsverteidiger

Ähnlich prekär sieht es auf der rechten Seite aus. Klostermann hat aufgrund einer langwierigen Sprunggelenksverletzung keinerlei Spielpraxis vorzuweisen. Ginter ist – bei allem Respekt – eher ein klassischer Durchschnittsspieler. Kehrer spielt bei West Ham United häufiger innen als außen. Bleibt womöglich Süle - auch als Notlösung. 

Er könne diese Position begleiten, so ran-Experte Babbel. Aber: "Ich gehe schwer davon aus, dass er in der Nationalmannschaft Innenverteidigung mit Antonio Rüdiger spielt." Warum? Siehe oben. 

Joshua Kimmich hätte ebenfalls die Fähigkeit, den Rechtsverteidiger zu geben. Der Bayern-Star gilt aber bereits im defensiven Mittelfeld als gesetzt. Wen auch immer Flick in der Viererkette aufstellen wird, es wird eine Kompromisslösung sein.

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Baustelle 2: Der Sturm

Die zweite große Baustelle ist der Sturm. Nach der Verletzung von Timo Werner reist die deutsche Mannschaft mit zwei nominellen Angreifern nach Katar: Bundesliga-Topscorer Niclas Füllkrug und BVB-Youngster Youssoufa Moukoko. Beide haben sich ihren Platz im Kader redlich verdient, dürften aber beim Bundestrainer nicht erste Wahl sein.

Die besten Karten für den Platz im Sturm hat derzeit Kai Havertz. Zwar fühlt sich der Offensiv-Allrounder des FC Chelsea als Spielmacher wohler. Doch auch in London kommt er häufig als falsche Neun zu Einsatz. Mit nur vier Treffern in der aktuellen Saison läuft der 23-Jährige seiner Form jedoch bislang hinterher.

Gut möglich, dass sich Flick aus der Not heraus sogar für den zuletzt treffsicheren Serge Gnabry oder Thomas Müller als Angreifer entscheidet. Dann müsste der 57-Jährige im Mittelfeld allerdings den eingespielten Bayern-Block um Gnabry, Jamal Musiala und Leroy Sane auflösen. In diesem Fall wäre der Gladbacher Jonas Hofmann auf Rechtsaußen eine durchaus gleichwertige Option.

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Flick als Spielerflüsterer gefragt

Des Weiteren kommt es in Katar noch auf Flicks Fähigkeiten eines Spielerflüsterers an. Vor allem im hochkarätig besetzten Mittelfeld könnte es enttäuschte prominente Gesichter geben, die sich mit der Jokerrolle anfreunden müssen.

Ilkay Gündogan könnte so ein Kandidat sein, Leon Goretzka oder Thomas Müller. Derartige verzwickte Entscheidungen dürfen der Stimmung im Kader auf keinen Fall schaden. Denn diese ist im Hinblick auf ein erfolgreiches Abschneiden am Ende vielleicht sogar wichtiger als die Behebung der Baustellen, glaubt auch ran-Experte Babbel.

"Wir sind jetzt nicht der absolute Topfavorit, da sehe ich Brasilien, Frankreich besser besetzt. Aber wenn wir es schaffen, sehr schnell eine Mannschaft, einen Spirit und vor allem einen Glauben zu entwickeln, glaube ich schon, dass wir weit kommen können."

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