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WM 2022: Lionel Messis Argentinien - das Revival des Superstar-Fußballs

  • Aktualisiert: 16.12.2022
  • 08:19 Uhr
  • ran.de
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© 2022 Getty Images

Lionel Messi schießt Argentinien fast im Alleingang ins WM-Finale und belebt damit einen Fußballstil wieder, das eigentlich schon überholt schien. Das Konzept geht auf, weil Trainer und Mitspieler ihrem Superstar alles unterordnen.

Von Martin Jahns

München – Lionel Messi lebt den Traum aller Angestellten. Denn spätestens seit dem 3:0-Halbfinalsieg der Argentinier gegen Kroatien ist klar: Messis Boss ist gleichzeitig sein größter Fan. Nach dem Schlusspfiff lag Nationaltrainer Lionel Scaloni weinend in Messis Armen. Wenig später schwärmte er von seinem Superstar: "Er ist der Größte der Historie. Ich denke, da gibt es keinen Zweifel. Es ist ein Privileg, sein Trainer zu sein."

Scaloni belässt es nicht bei Worten. Auf dem Platz gibt er Messi komplette spielerische Freiheit ohne Defensivaufgaben. Scaloni lässt seinen Superstar machen – und belebt damit einen Fußballstil wieder, der zuletzt eigentlich wie ein Auslaufmodell schien. Einen Stil, der in dieser Kompromisslosigkeit zuletzt vor über 30 Jahren erfolgreich war: mit Argentiniens bisher letztem WM-Titel 1986 unter der Regie des legendären Diego Maradona.

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Kein Land bei dieser WM so abhängig von einem Star

Nun ist es Lionel Messi, der – mal wieder – die Fußball-Hoffnungen eines ganzen Landes auf seinen Schultern trägt. Beim Triumph in der Copa America 2021, Messis erstem großen Titel für sein Land, machte sich das zuletzt schon einmal bezahlt.

Trotzdem stehen die Argentinier bei dieser WM mit diesem Konzept allein auf weiter Flur: Cristiano Ronaldo wurde im Turnierverlauf bei Portugal zum Edeljoker degradiert. Neymar wurde mit Richarlison von einem eigenen Mitspieler in den Schatten gestellt. Kylian Mbappe spielt zwar für Frankreich ein starkes Turnier, hat aber mit Olivier Giroud oder Antoine Griezmann Könner an seiner Seite, die wie gegen England genau dann in die Bresche springen, wenn Mbappe aus dem Spiel genommen ist.

Argentinien hingegen hat bei diesem Turnier einen 35 Jahre alten Messi und einen ansonsten ordentlichen, aber keineswegs Weltklasse besetzten Kader. Trainer Scaloni macht aus der Not eine Tugend und verzichtet im Mittelfeld fast völlig auf Kreativspieler.

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Erfolg mit Arbeitern statt Stars um Lionel Messi

Stattdessen räumten gegen Kroatien Leandro Paredes, Enzo Fernandes und Rodrigo de Paul pflichtbewusst alles auf, was sich hinter Messi abspielte. Einzig Alexis Mac Allister schaltet sich aus dem Mittelfeld häufiger in die Offensive ein, profitiert dabei von den Räumen, die Messis Dauerpräsenz in der Offensive für ihn erschafft.

Die argentinische Mannschaft ist anders als bei den vergangenen Turnieren, als neben Messi noch Stars wie Sergio Agüero, Angel Di Maria, Gonzalo Higuain oder Javier Mascherano zu Spielzeit kamen, keine Ansammlung großer Namen des Weltfußballs.

Vielleicht ist gerade das die neue Stärke der "Albiceleste". So bereitwillig standen die Argentinier wohl nie hinter Messi. "Wir spielen für unsere Farben, aber wir spielen auch für ihn", gab de Paul nach dem Kroatien-Spiel Einblick ins Innenleben des Teams.

Dafür ordnet Trainer Scaloni für Messi die wenigen anderen Stars unter, die sein Land noch zu bieten hat: Mit Di Maria sitzt ein Spieler mit großem Namen, aber noch größeren Defensivschwächen, zumeist auf der Bank. Paulo Dybala steht zwar im Aufgebot, spielt bei dieser WM aber überhaupt keine Rolle. Scalonis Botschaft: Messi regelt das.

Lionel Messi mit 35 Jahren dominant wie nie

So wie etwa bei dessen Torvorlage gegen Kroatien, als er RB Leipzigs Josko Gvardiol mit einem Hochgeschwindigkeits-Solo von der Mittellinie schwindlig spielte und eine perfekte Hereingabe auf Julian Alvarez spielte, der nur noch einschieben musste. Oder Messis Assist zum 1:0 gegen die Niederlande, bei dem er mit einem genialen Pass die komplette Oranje-Defensive sezierte.

Schon viermal wurde Messi in sechs argentinischen Turnierspielen zum "Man of the Match" gewählt. Mit fünf Toren und drei Torvorlagen in Katar führt Messi beide WM-Ranglisten an. An acht der zwölf argentinischen Turniertore war er direkt beteiligt.

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Twitter einig: "Wasserball kannste in der Wüste nicht spielen"

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WM-Titel für Argentinien? Letzte Titelträger waren keine One-Man-Show

Mit seiner One-Man-Show ist Argentinien die Antithese zu den kollektiv- und passstarken Offensivreihen, die die vergangenen Weltmeisterschaften dominiert hatten: Die letzten Titelträger Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien definierten sich nicht über einen einzelnen, herausragenden Akteur.

Selbst Ronaldo 2002 und Zinedine Zidane 1998 hatten Weltklasse-Kicker wie Ronaldinho, Rivaldo, Thierry Henry oder Didier Deschamps an ihrer Seite.

Der letzte Einzelspieler, mit dem ein WM-Titel unweigerlich verbunden ist, war Argentiniens Maradona, der mit seiner "Hand Gottes" oder seinem legendären Solo-Tor gegen England die WM 1986 zur Maradona-Show machte.

Nun fehlt Lionel Messi nur noch ein Spiel, um seine letzte WM zur Messi-WM zu machen.