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ranSicht von Andreas Reiners

WM 2022 - Oliver Bierhoff und die DFB-Analyse nach dem WM-Desaster: So kann es nicht weitergehen

  • Aktualisiert: 05.12.2022
  • 13:57 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Laci Perenyi

Bei der Aufarbeitung des DFB-Desasters bei der WM in Katar muss es auch um die Führungspositionen gehen. Im Fokus dabei: Oliver Bierhoff. Denn so kann es nicht weitergehen. Ein Kommentar.

Von Andreas Reiners

München – Es gibt einen Begriff, der die Situation der deutschen Nationalmannschaft ziemlich gut beschreibt.

"Die Mannschaft".

Ja, streng genommen gibt es ihn nicht mehr, doch er steht für die jahrelang schleichende Entfremdung der DFB-Auswahl von den eigenen Fans. Für die überstrapazierte Marketing-Maschine rund um das Team, für Profitgier, Arroganz, Abgehobenheit, für fehlendes Feingefühl, für eine gute Portion Ahnungslosigkeit, was Fußball-Deutschland bewegt, was der deutsche Fußball braucht. 

Und für die Unbeweglichkeit eines ganzen Verbandes, der sieben Jahre brauchte, um den PR-"Claim" trotz einer breiten Ablehnung in der Öffentlichkeit einzustampfen. Er steht für sieben Jahre und drei Turniere, in denen viel falsch gelaufen ist, und das nicht nur auf dem Platz.

Und in diesem Zusammenhang ist ein weiterer Begriff entstanden, der wiederum einen Teil des aktuellen Problems umreißt.

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Bierhoffisierung: Ein Synonym für Probleme

Bierhoffisierung.

Ein Synonym für die Macht und den Einfluss des früheren DFB-Managers und heutigen -Direktors Oliver Bierhoff, der seit 2004 viele Erfolge in die Wege leitete, der aber nicht nur bei "Die Mannschaft" daneben lag. 

Denn dass die Nationalmannschaft seit dem WM-Titel 2014 vom Erfolgsweg abgekommen ist, liegt zu einem nicht unerheblichen Teil auch an ihm. An Fehlern, falschen Entscheidungen. Und an verkrusteten Strukturen, an eingefahrenen Entscheidungswegen. 180 loyale Mitarbeiter hat Bierhoff um sich, wodurch sich die Frage stellt, inwieweit überhaupt eine kritische Selbstreflexion stattfindet. 

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WM 2022: Nur wenige Lichtblicke im DFB-Zeugnis für Katar

Lichtblicke und Enttäuschungen: Das deutsche WM-Zeugnis

Das DFB-Team scheiterte bei der WM 2022 in Katar bereits in der Vorrunde. Dabei enttäuschten zahlreiche Stars, jedoch gab es vereinzelt auch Lichtblicke. ran zeigt das WM-Zeugnis der DFB-Elf, basierend auf den Noten in der ran-Einzelkritik zu den Vorrunden-Spielen.

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  • 04.12.2022
  • 13:27 Uhr

Denn das, was ihm viele Kritiker oft vorwerfen, tritt in diesen Tagen wieder deutlich zu Tage: die fehlende Selbstkritik. 

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Oliver Bierhoff: "Es geht nicht um Fingerpointing"

Er mache sich "nicht die großen Sorgen" und hat "ein sehr gutes Gefühl für mich", betonte er nach dem WM-Aus, seine Arbeit in 18 Jahren DFB spräche für ihn, "vielleicht schaut man sich die gesamte Bilanz sachlich an". Dann wird man feststellen, dass sich das DFB-Team vor allem seit 2018 weit von der Weltspitze entfernt hat, und auch in der Außendarstellung oft keine gute Figur abgibt.

Von einem Rücktritt will Bierhoff nichts wissen. 

"Es geht nicht um Fingerpointing", sagte Bierhoff. Auch an diesem von der Basis eines Fußball-Verbandes weit entfernten Manager-Sprech stören sich viele. Ja, der Binden-Streit sei nicht gut gelaufen, "aber glauben Sie wirklich, dass das eine so große Rolle gespielt hat?", fragte er. Sein Team habe "super Arbeit gemacht". 

Super Arbeit.

Das muss man nach diesem Turnier erstmal auf sich wirken lassen. 

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Es geht um die Zukunft

Es ist schon mal gut, dass anderthalb Jahre vor der Heim-EM eine schrille Alarmstimmung herrscht. Dass eine Analyse und Aufbereitung stattfindet. Dass diese laut DFB-Präsident Bernd Neuendorf "die Entwicklung der Nationalmannschaft und unseres Fußballs seit 2018" umfasst. Und dann auch Leute mit am Tisch sitzen, die keine Verbandsbrille aufhaben. Keine Frage ist, dass sich etwas ändern muss, so wie jetzt kann es nicht weitergehen.

Deshalb darf es nicht um persönliche Eitelkeiten gehen, um Egos oder alte Verdienste.

Sondern um die Zukunft, den deutschen Fußball. Das Team. Und das ganz ohne PR.