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Wiegert nach CL-Coup erleichtert: "Balsam auf unseren Seelen"
Für den Griff nach Europas Handball-Krone hatte Bennet Wiegert sein Team bestens vorbereitet, mit Party-Plänen konnte der Coach des SC Magdeburg nach dem dritten Champions-League-Titel aber nicht dienen. "Das Schöne ist, dass ich diese Frage gar nicht beantworten kann", sagte der SCM-Coach nach dem Finalsieg gegen die Füchse Berlin lachend. "Ab jetzt lasse ich mich nur noch leiten. Da, wo die Jungs hingehen, gehe ich auch hin."
Nach dem Happy End einer hammerharten Saison fiel eine immense Last vom Erfolgscoach ab. "Das ist Balsam auf unseren Seelen", sagte der 43-Jährige mit Blick auf viele knapp verpasste Titelchancen im Saisonverlauf. "Es hätte eine toughe Saison werden können. Jetzt fühlt es sich an, wie ein krönender Abschluss und wir werden über die Saison unser Leben lang sprechen."
Für die Magdeburger Mentalitätsmonster war es der zweite Königsklassen-Titel binnen drei Jahren. Vor zwei Jahren hatte sich das Team im Endspiel dramatisch gegen das polnische Top-Team Kielce durchgesetzt - damals sowie am Sonntag in der Hauptrolle: Final-Four-MVP Gisli Kristjansson. 2023 avancierte der Isländer trotz einer ausgekugelten Schulter aus dem Halbfinale zum Matchwinner, und auch in diesem Jahr wurde der flinke Rückraumspieler nach einer Schulterblessur rechzeitig fit und trug mit acht Treffern im Endspiel (32:26) einen großen Anteil zum Erfolg bei. "Es ist ein Déjà-vu, ganz ehrlich", kommentierte er lachend.
Kristjansson stand am Wochenende sinnbildlich für die Stehaufmännchen-Mentalität des Teams aus Sachsen-Anhalt. Keine andere Mannschaft war im Saisonverlauf derart vom Verletzungspech gebeutelt wie die Magdeburger. Doch der SCM trotzte derartigen und auch äußeren Rückschlägen im Saisonverlauf mit beeindruckender Resilienz. Als kurz vor Weihnachten beim Anschlag auf einen Magdeburger Weihnachtsmarkt zehn Menschen starben, erschütterte dies auch das Team bis ins Mark.
"Die Widerstandsfähigkeit, die diese Mannschaft über die gesamte Zeit gezeigt hat, ist beeindruckend", sagte Wiegert, der kein "großes Geheimnis" hinter dieser Mentalität lüften konnte. "Das kommt intrinsisch von den Spielern. Sie haben den Anspruch, sich ständig zu entwickeln, sich ständig mit dem Besten zu messen." Nun hoffe er aber zunächst auf "Ruhe" - für sich und auch das Team. "Gerade nach so einer Saison mit Olympia, Weltmeisterschaft und allen Wettbewerben ist das mental enorm belastend. Körperlich sind sie top, aber der Kopf braucht die Pause."
Für die Füchse zerschlug sich derweil durch die erste Niederlage seit Februar die Hoffnung auf den zweiten Premieren-Titel innerhalb von acht Tagen. In der Vorwoche hatte der Hauptstadt-Klub erstmals in seiner Vereinsgeschichte die deutsche Meisterschaft geholt und die Magdeburger auf Rang zwei verwiesen.
Trainer Jaron Siewert war dennoch "mega stolz" auf sein Team. "Ab morgen sind wir die glücklichsten Menschen auf der Erde." Auch Manager Bob Hanning sprach von einer "sensationellen" Spielzeit. "Wir akzeptieren, wie es ist, und gratulieren dem SC Magdeburg, sammeln uns neu, feiern im Sommer unsere Meisterschaft. Und dann geht es im August wieder neu los."