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DSV-Boss Pommer: Empörung über Kuschs Enhanced-Games-Start
Mit Empörung und Unverständnis Jan Pommer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), auf die Entscheidung von Ex-Europameister Marius Kusch (Essen) für einen Start bei den umstrittenen Enhanced Games im kommenden Frühjahr reagiert. Aus Pommers Sicht ist für den 32-Jährigen durch den Wechsel ins Lager von aktiven Dopingbefürwortern im Hochleistungsbereich kein Platz mehr im etablierten Sport.
"Die Enhanced Games stehen diametral zu allem, wofür der Sport steht. Sie verhöhnen Fairness, Gesundheit und die Daseinsberechtigung des Sports selbst, indem sie Doping nicht nur tolerieren, sondern als vermeintlich autonom zu treffende Option zur Selbstoptimierung inszenieren. Der DSV verurteilt dies aufs Schärfste", erklärte Pommer mit Nachdruck. Der 55-Jährige fügte hinzu: "Für uns sind Fairness, Chancengleichheit und die klare Ablehnung jeglicher Form von Doping unverrückbare Grundwerte. Wer sich bewusst von diesen Werten abwendet, verabschiedet sich von unserem Schwimmsport."
Kusch hatte am Mittwoch als erster Deutscher seine Teilnahme an den selbsternannten "erweiterten Spielen" öffentlich bestätigt. Bei den für Mai 2026 in Las Vegas geplanten hochdotierten Wettbewerben im Schwimmen, in der Leichtathletik und im Gewichtheben ist die Einnahme von leistungssteigernden und im organisierten Spitzensport verbotenen Mitteln ausdrücklich erlaubt.
Zur Begründung seines Entschlusses führte Kusch sowohl finanzielle als auch grundsätzlche Überlegungen an. "Der Sport hat mir nie die finanzielle Sicherheit gegeben, um mir eine Zukunft aufzubauen. Jetzt möchte ich für meine Familie sorgen. Die Enhanced Games sind eine Gelegenheit dazu", schrieb der Schmetterling-Spezialist in seinem Instagram-Kanal.
Kusch langjähriger DSV-Kollege Joscha Salchow kommentierte unter den Post voller Unverständnis: "WTF." Para-Schwimmstar Taliso Engel schrieb in seiner Instagram-Story: "Es ist so traurig zu sehen, was im Moment passiert. Aber ich denke, es zeigt, dass es definitiv noch nicht genug Geld und finanzielle Stabilität im Olympischen und Paralympischen Sport gibt. Ich bin sprachlos."
Jeder einzelne Wettkampf in Nevada ist mit einem Gesamtpreisgeld von 500.000 US-Dollar dotiert, für den ersten Platz gibt es 250.000 US-Dollar. Dazu kommen Antrittsgelder und Prämien von bis zu einer Million Dollar, wenn die bestehenden Weltrekorde im 100-m-Sprint sowie im 50-m-Freistilschwimmen unterboten werden.
Doch Kusch will sich selbst auch als "Teil von etwas Neuem und Bahnbrechendem" ansehen: "Ich hatte schon immer die Einstellung, Konventionen in Frage zu stellen. Für mich geht es darum, Veränderungen anzunehmen, Grenzen zu verschieben und Teil der Innovation im Sport zu sein."