Sport Allgemein
Studie: Sporthilfe nicht in der Tradition der NS-Stiftung
Die heutige Stiftung Deutsche Sporthilfe steht in Struktur und Tätigkeit nicht in der Tradition der im Nationalsozialmus existierenden gleichnamigen Organisation. Wie die Sporthilfe am Dienstag mitteilte, ist dies das zentrale Ergebnis einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie zur Gründung, Arbeitsweise und Zweckentfremdung der "Stiftung Deutsche Sporthilfe" im Dritten Reich.
"Auch wenn die Namen der beiden Stiftungen identisch sind: Die heutige Stiftung Deutsche Sporthilfe, die seit 1967 tätig ist, führt weder in ihrer Struktur noch in ihrer tatsächlichen Arbeit die Traditionslinie der NS-Stiftung fort", lautet die Erkenntnis des für die Studie verantwortlichen Sporthistorikers Erik Eggers. Die 1967 gegründete heutige Stiftung hatte sich kritisch mit der 1945 erloschenen NS-Stiftung auseinandersetzen und nach einer möglichen Kontinuität forschen wollen.
"Als Sporthilfe ist uns wichtig, uns mit allen Aspekten der Vergangenheit der Stiftung Deutsche Sporthilfe und des deutschen Sports insgesamt auseinanderzusetzen – auch mit den dunklen Kapiteln", sagt Max Hartung, Sprecher des Sporthilfe-Vorstands: "Für uns ist die getätigte Aufarbeitung von Erik Eggers ein wichtiger Prozess im Sinne von Transparenz und Verantwortung."
Die Studie haben gezeigt, dass die 1933 als "Hilfsfonds für den Deutschen Sport" gegründete und 1936 in "Stiftung Deutsche Sporthilfe" umbenannte NS-Stiftung unter der Leitung des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten "eine zentrale Rolle bei der Finanzierung und Organisation des nationalsozialistischen Sports spielte".
Offiziell habe die Stiftung der Unterstützung verletzter Sportler und dem Ausbau von Sportstätten gedient. "Tatsächlich wurden die Mittel – gesammelt über den sogenannten 'Sportgroschen', der eine Zwangsabgabe auf Eintrittsgelder bei Sportveranstaltungen darstellte – jedoch häufig satzungswidrig verwendet, etwa für politische Zwecke, persönliche Bereicherung oder den Aufbau des NS-Sportsystems", hieß es der Studien-Zusammenfassung der Sporthilfe.
Eggers hob besonders die enge Verbindung der einstigen Sporthilfe zur Sportklinik Hohenlychen hervor, die unter Leitung des SS-Arztes Karl Gebhardt zunehmend unter den Einfluss der SS geriet. Gebhardt wurde 1947 in Landsberg als Kriegsverbrecher und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hingerichtet.