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Motorsport DTM

"Bei Test einiges gefunden": Wieso der Mustang auf dem Norisring so stark war

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© Alexander Trienitz

Auf dem Norisring setzte das HRT-Team mit dem Ford Mustang GT3 das erste Ausrufezeichen der Saison: Am Samstag landete Arjun Maini auf dem achten Platz, am Sonntag überquerte der Inder die Ziellinie sogar auf der fünften Position. Dazu kommt ein dritter Startplatz für das zweite Rennen. Ist Ford in der DTM angekommen?

Allzu groß sollte die Freude bei den Ford-Fans nicht sein. Der ungewöhnliche Stadtkurs in Nürnberg hat seine Besonderheiten und dient kaum als Referenz für andere Rennstrecken. Für ein gutes Ergebnis sind hier drei Faktoren entscheidend: eine gute Traktion, ein hoher Topspeed und eine starke Bremse.

Dass es dem Mustang mit seinem 5,4-Liter-V8-Motor nicht an Leistung fehlt, scheint klar. Und der Rest? "Wenn man genau hinschaut, ist das Auto auf der Bremse schon unruhiger als andere Autos", betont HRT-Geschäftsführer Ulrich Fritz. "Da sind wir sicher nicht die Benchmark, aber es war besser als gedacht."

Fritz verrät auch, warum HRT am Norisring plötzlich konkurrenzfähig war: "Wir waren in der Woche davor in Lommel testen und haben genau solche Übungen aufgebaut und durchgeführt", sagt der HRT-Verantwortliche im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Da haben wir sicher einiges gefunden."

Was beim Lommel-Test herausgearbeitet wurde

"Was das Material angeht, haben wir für diesen Zweck nochmal einen Schritt vorwärtsgemacht - und natürlich auch Set-up." Beim Test auf dem Ford Proofing Ground, der offiziellen Ford-Teststrecke im belgischen Lommel, saßen allerdings weder Maini noch Teamkollege Fabio Scherer am Steuer, der Test fällt auch nicht unter die strenge Testbeschränkung der DTM.

"Wir haben dort Themen nachgebaut, um uns realistisch anzuschauen, was die Bremse macht und so weiter", berichtet Fritz. Damit wurde der Grundstein für die starken Norisring-Ergebnisse von Maini gelegt, wobei nicht nur die Bremse, sondern auch die Traktion im Fokus der Vorbereitungen stand.

"Wenn du keine Traktion hast, hilft dir auch der Topspeed nicht, weil die anderen dann schon viel Boden gutgemacht haben", erklärt der HRT-Geschäftsführer. "Das war es, was wir in Lommel herausgearbeitet haben: Wie kriegt man eine gute Traktion und eine gute Fahrbarkeit unter solchen Bedingungen hin?"

"Wir hatten immer noch weniger Daten als vom Mercedes auf dem Norisring, aber für uns war es trotzdem wichtig, etwas in dieser Art zu machen, weil man dieses Auto unter vergleichbare Bedingungen nie gefahren sind", spielt Fritz auf die Besonderheiten des Norisrings in Nürnberg an.

Maini am Norisring "schon immer stark"

Dazu kommt: "Arjun war auf dem Norisring schon immer stark, auch wenn er leider nie so richtig das Ergebnis geholt", deutet der frühere Mercedes-Teamchef an, dass das Top-Ergebnis auch dem Fahrer zu verdanken ist.

"Er ist sehr stark auf der Bremse. Und er mag die Strecke auch, fühlt sich einfach wohl. Das hilft auf so einer Strecke, wo du das Vertrauen brauchst", betont Fritz, der sein Wochenende trotz der starken Ergebnisse mit "gemischten Gefühlen" beendet.

"Das mit Arjun war natürlich gut. Ich glaube, das war das Maximum, was zu holen war. Vielleicht hätten wir Vierter werden können", meint der HRT-Boss, der weitere Probleme ortet: "Wir haben uns mit der Outlap ein bisschen schwergetan, da haben wir zu viel verloren."

Aus diesem Grund konnte AMG-Pilot Maro Engel schnell aufholen und schon in der ersten Runde nach dem Boxenstopp überholen. "Ich glaube, in der zweiten oder dritten Runde hätte er nicht mehr überholen können", meint Fritz. "Wir müssen analysieren, woran es liegt, dass unsere Outlaps nicht so stark sind."

Ein Punkt, wo der Mustang eigentlich stark ist. "Vielleicht war auch Arjun zu vorsichtig, das müssen wir uns anschauen. Wir haben auch noch nicht die Erfahrung. Und auch der Boxenstopp ist bei uns eine Challenge. Wenn wir das alles im Griff gehabt hätten, dann hätten wir Vierter werden können, aber mehr wäre nicht drin gewesen."

Nach Scherer-Unfall hat "kleineres Teil gefehlt"

Dazu kommt, dass das Rennwochenende für Maini-Teamkollege Scherer eine riesige Enttäuschung war. Schon im Qualifying am Samstag küsste der DTM-Rückkehrer heftig die Mauer. "Dabei hat er sich den Radträger und die Aufhängung beschädigt", erklärt Fritz, warum der Schweizer am ersten Rennen nicht teilnehmen konnte.

"Da hat leider ein kleineres Teil gefehlt, das nicht im Ersatzteil-Truck war. Wir haben das dann für den Sonntag aus der Eifel geholt", sagt der HRT-Geschäftsführer. "Aber es war nicht bloß dieses Ding. Wenn du hinten einen Einschlag hast, musst du das Getriebe und die Antriebswelle anschauen."

"Ob wir das in dieser kurzen Zeit überhaupt so hingekriegt hätten, dass er das Rennen durchfahren hätte können, selbst wenn alle Teile da gewesen wären, das sei mal dahingestellt." Am Sonntag sorgte Scherer dann mit einem losen Rad für Aufsehen und den wiederholt vorzeitigen Feierabend in Nürnberg.

Genaue Ursache für Radverlust noch unklar

"Da kann ich mich als Team bloß bei ihm entschuldigen", deutet Fritz an, dass der Grund für den Radverlust beim Team zu suchen ist. Die genaue Ursache ist allerdings noch unklar. "Der Boxenstopp ist grundsätzlich nicht ganz harmonisch verlaufen, weil vor uns Grasser und Land bereits eingeparkt waren und unser Auto dadurch schief stand."

Dennoch sei der HRT-Mechaniker bis zum Schluss der Meinung gewesen, dass das Rad fest war. "Der Sound hört sich anders an, wenn es fest ist. Und du hörst auf den Videos, dass dieser Sound anders wird", berichtet Fritz von den ersten Erkenntnissen.

"Daher würde ich davon ausgehen, dass es fest war - oder zumindest den Anschein macht. Aber vielleicht war es verkantet", nennt der HRT-Geschäftsführer einen möglichen Grund. "Und dann löst sich das und vibriert sich los - und dann passiert das, was nicht passieren darf."

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