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Motorsport DTM

"Das war der größte Schlüssel": Wieso Glock-Teamkollege Ben Dörr so stark ist

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© Alexander Trienitz

Der Traum zerplatzte drei Stunden und 14 Minuten nach der Zielflagge: Da wurde bestätigt, dass McLaren-Youngster Ben Dörr seinen zweiten Platz beim Sonntagsrennen der DTM auf dem Sachsenring verliert, weil er wegen Reglementverstößen bei den Reifen disqualifiziert wird. Damit war auch der historische erste McLaren-Podestplatz in der DTM weg. Wie der 20-Jährige reagiert?

Ben Dörr spricht von einem "extrem harten, aber dennoch ganz besonderen Tag". Das erste DTM-Podest sei aber "ein unglaubliches Gefühl" gewesen, "das uns trotz der nachträglichen Disqualifikation niemand mehr nehmen kann". Nun lasse er sich "nicht entmutigen" und werde "alles daransetzen, bald wieder auf das Podium zurückzukehren."

Tatsächlich zeigt sich der Youngster, der Teamkollege Timo Glock seit Saisonbeginn im Griff hat und schon auf dem Nürburgring mit der ersten DTM-Pole aufhorchen ließ, in seiner zweiten DTM-Saison deutlich verbessert und ärgert die Topfavoriten. Wie diese Entwicklung möglich war?

Dörr über Wintertests: "Hat speziell mir sehr geholfen"

"Ich denke, die größten Verbesserungen haben wir im Winter gemacht", gibt Ben Dörr, der im Vorjahr gegen Clemens Schmid fast immer den Kürzeren zog, nach dem Podestjubel Einblicke. "Im Vorjahr haben wir die Autos ziemlich spät bekommen und sind direkt in die Saison gegangen. Wir hatten keine Zeit für Testtage."

2025 habe man hingegen schon im Winter an der Performance "gearbeitet und sind auch gefahren, was wirklich gut war und speziell mir sehr geholfen hat. Das war der größte Schlüssel - im Winter superhart zu arbeiten und alles ein bisschen auszuprobieren", stellt er klar. Zudem haben man sich auch an den Rennwochenenden verbessert, was dann zur Nürburgring-Pole geführt habe.

Dass der McLaren dieses Jahr stärker aussieht als im Vorjahr, dürfte laut Experten auch auf die günstigere Balance of Performance zurückzuführen sein. Dennoch macht auch das Team einen stärkeren Eindruck, nachdem man im Vorjahr wegen der unerwarteten Project-1-Insolvenz kurzfristig eine neue Mannschaft zusammentrommeln musste.

2024 laut Bruder "ab Sekunde eins unter Druck gestanden"

Auch Robin Dörr, der beim McLaren-Team die Technikverantwortung trägt, sieht die Tests im Winter - die Dörr-Truppe testete im Februar und im März je zwei Tage in Valencia und in Portimao - für seinen Bruder nachträglich als entscheidend an.

"Für mich hat Ben im Winter den größten Schritt nach vorne gemacht, weil wir ihm einfach Zeit geben konnten, sich mit seinem Arbeitsgerät auseinanderzusetzen", erklärt er im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Wir konnten wirklich sagen: 'Du hast einen vollen Tank, frische Reifen - fahr einfach mal raus ohne Druck und schau, was das Auto macht.'"

2024 sei Ben Dörr hingegen "ab Sekunde eins unter Druck gestanden", obwohl er vor seinem DTM-Einstieg abgesehen von ein paar Einsätzen auf der Nürburgring-Nordschleife keinerlei GT3-Erfahrung hatte und erst vier Wochen vor dem Saisonauftakt seinen McLaren erhielt. "Wir konnten ihm nicht die Zeit geben, die er gebraucht hätte."

Class-1-Legende als Renningenieur: "Haben mega Weg gefunden"

Doch das war laut dem Technikchef nicht der einzige Faktor: Denn mit Erich Baumgärtner hat er dieses Jahr einen Class-1-erprobten Renningenieur an seiner Seite, der in Formel-3-Zeiten bei Rosberg bereits mit Nico Rosberg und Gary Paffett gearbeitet hat und später DTM-Asse wie Jamie Green und Edoardo Mortara betreute.

"Wir konnten Ben dieses Jahr einen Ingenieur zur Seite stellen, der glaube ich direkt verstanden hat, was er braucht, und ihm das auch geben konnte", erklärt Robin Dörr. "Die zwei haben einen mega Weg gefunden, miteinander zu arbeiten."

Das schlage sich auch in den Ergebnissen nieder, "wenn ein Fahrer den Rückhalt von seinem Ingenieur hat und sich auf das verlassen kann, was sie miteinander besprechen. Es hilft auch ungemein, wenn er spürt, dass sein Ingenieur in der Lage ist, das ins Auto zu bauen, was er in diesem Moment braucht. Es ist wirklich schön, von außen anzusehen, dass das so funktioniert."

"Konstante hat er schon in GT4-Zeiten vermisst"

Das Dörr-Projekt ist auf drei Jahre angelegt: Darf sich Ben Dörr also schon auf ein weiteres Jahr mit Baumgärtner freuen? "Erich weiß auch, dass wir nächstes Jahr wieder in der Startausstellung stehen werden", antwortet Robin Dörr. "Ich sehe also aktuell keinen Grund, dass wir da im Winter getrennte Wege gehen, aber es kann immer was passieren."

Er würde es seinem Bruder Ben Dörr aber "unglaublich wünschen, weil so eine Konstante hat er eigentlich schon in GT4-Zeiten immer vermisst. Damals hatten wir auch immer viel Rotation. Ihm würde es guttun, wenn wir da weitermachen können und er sich nicht schon wieder neu finden muss."

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