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Motorsport DTM

"Geht mit dem Auto nicht": Ist Glocks bisheriger Nachteil jetzt widerlegt?

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© Alexander Trienitz

Was die Außenbetrachtung angeht, machte Timo Glock bei der DTM auf dem Nürburgring keine gute Figur: Obwohl der Ex-Formel-1-Pilot endlich im vermeintlich besseren McLaren 720S GT3 Evo seines Teamkollegen Ben Dörr Platz nehmen durfte und dieser Glocks ungeliebtes Auto übernahm, zog er deutlich den Kürzeren. Und wie!

Dörr holte am Sonntag seine erste DTM-Pole und war um 0,725 Sekunden schneller als sein 43-jähriger Teamkollege, der nur 19. wurde. Ist damit widerlegt, dass Glock einen Fahrzeugnachteil hatte? Auch das Samstags-Qualifying deutet daraufhin, in dem Dörr auf Platz sieben kam und der von Platz 13 gestartete Glock 0,276 Sekunden Zehntel langsamer war.

"Von den Ergebnissen her ja", antwortet Technikchef Robin Dörr auf die Frage, ob Glocks bisheriger Nachteil damit widerlegt sei. "Wir müssen jetzt aber ganz neutral die Daten mit nach Hause nehmen und sie in Ruhe auswerten. Dann können wir eine klare Aussage machen." Glock selbst sieht sich allerdings durch das Rennwochenende bestätigt - und hat eine Erklärung.

"Andere Fahrer machen das, was ich auch machen würde"

"Mein Fahrstil, der auf jedem anderen Auto funktioniert, funktioniert momentan auf diesem Auto nicht wirklich", sagt der Odenwälder nach dem Ausfall beim Sonntagsrennen wegen eines Getriebeproblems. "Der Ben hat einen gewissen Fahrstil und kennt das Auto nur so und kann das sehr gut umsetzen."

Was Glock genau meint? "Einfach, dass du mehr auf der Bremse in die Kurve reinfahren kannst", antwortet Glock im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Mit diesem Auto musst du bremsen, dann von der Bremse weg, Auto kurz rollen lassen und irgendwann wieder aufs Gas steigen, wenn das Auto es zulässt. Aber als Fahrer versuchst du natürlich, das Auto auch in der Kurve etwas über die Bremse und über das Gas zu steuern."

Das sei "aktuell nicht so wie mit anderen GT3-Autos möglich, ob es der Porsche, der BMW oder was auch immer ist". Das zeigen laut Glock auch die TV-Bilder: "Wenn ich mir Onboards anschaue, machen andere Fahrer nichts anderes als das, was ich auch machen würde. Aber es geht halt mit dem Auto nicht."

Wie sich der Fahrzeugtausch für Glock ausgewirkt hat

Dennoch erlaube ihm das Auto nach dem Fahrzeugtausch "mehr diesen Fahrstil", stellt Glock klar. "Deswegen war ich ja noch am Freitag Schnellster. Das kam nicht aus dem Nichts." Zudem habe er "diesmal mit Preining & Co. kämpfen", können, "wozu ich vorher nicht in der Lage war."

Und: Er konnte die schnellen Zeiten am Freitag laut eigenen Angaben "vier, fünf, sechs Runden am Stück fahren, weil es das Auto konstant zulässt. Dann aber weiter in diese Richtung zu gehen und das Auto mehr auf meinen Fahrstil zu bauen, funktioniert nicht."

Diese bittere Erkenntnis habe man beim Sonntags-Qualifying nach einem Set-up-Experiment gemacht. "Wir haben gesagt: 'Komm, egal, scheiß drauf, wir probieren jetzt nochmal was!'", schildert Glock die Entscheidung am Samstagabend. "Wenn es nicht funktioniert, haben wir was gelernt."

Glocks Erkenntnis: "Musst dich als Fahrer auf Auto einstellen"

Dann "waren wir im Qualifying im ersten und dritten Sektor drei Zehntel langsamer und im zweiten Sektor mit einer der Schnellsten, aber das hat in den langsamen Kurven nicht funktioniert", erklärt er die Problematik. Daher müsse man nun "zurückgehen auf das, was wir am Freitag hatten und dann darauf aufbauen. Das ist der einzige Weg, der momentan funktioniert", zuckt Glock mit den Schultern.

Warum er auch am Samstag im Qualifying langsamer als Dörr war? "Ich habe die Runde einfach nicht perfekt zusammengekriegt und im letzten Sektor die Schikane nicht richtig getroffen. Da habe ich im Vergleich zu Ben eineinhalb, zwei Zehntel verloren."

Dennoch stellt Glock klar, dass es beim Fahrzeugtausch nicht um seinen eigenen Vorteil gegangen sei, sondern "um zu verstehen: Ein Teil ist das Auto und der nächste Teil, dass du dich als Fahrer mehr auf dieses Auto einstellen musst als man das Auto auf den Fahrer einstellen kann. Zu diesem Schluss sind wir - und auch ich für mich - jetzt gekommen."

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