Motorsport DTM
Porsche enthüllt Evo-Paket des 911 GT3 R: Was alles neu ist und was es kostet!
Offizielle Enthüllung am Freitagmorgen im Rahmen der DTM auf dem Nürburgring: Porsche zeigt neben dem neuen Cup-Auto erstmals das finale Evo-Paket des Porsche 911 GT3 R, das seit August 2024 auf dem hauseigenen Testgelände in Weissach entwickelt wurde und ab 2026 eingesetzt wird.
Der Teufel liegt dabei im Detail, denn auch wenn die Änderungen auf den ersten Blick kaum auffallen, wurde beim seit der Saison 2023 ausgelieferten Fahrzeug der Baureihe 992 das Fahrwerk und die Aerodynamik optimiert, um ein ausgeglichenes und auch für Nichtprofis gut beherrschbares Handling zu ermöglichen.
"Wir haben bei diesem Update den Fokus auf Optimierung gelegt. Kleine Änderungen können große Unterschiede machen, wenn sie auf einer soliden und erfolgreichen Basis aufbauen", stellt Porsches GT3-Projektleiter Sebastian Golz klar, der sich vom Feedback seiner Fahrer beim Test-Renneinsatz im April in Spa-Francorchamps im Rahmen der 24h-Series bestätigt fühlt.
Zusätzliche "Louvres" für bessere Aerodynamik
Doch was hat Porsche am 2022 vorgestellten Fahrzeug geändert, von dem laut Angaben des Herstellers bereits 106 Exemplare an Kundenteams ausgeliefert wurden und das bereits Titel in der DTM, der Intercontinental GT-Challenge, der IMSA-Serie, der LMGT3-Klasse der WEC und bei den 24 Stunden von Le Mans einfuhr?
Am auffälligsten sind die zusätzlichen Entlüftungsöffnungen für die Radhäuser auf der Oberseite der vorderen Kotflügel. Die sogenannten Louvres sollen maßgeblich zur Verbesserung der Aerodynamik beitragen.
Nicken des Porsche soll verringert werden
Im Zusammenspiel mit der optimierten Kinematik der Doppelquerlenker-Vorderachse, die durch eine verbesserte Kraftabstützung einen Anti-Dive-Effekt ermöglicht, sollen sie in der Verzögerungsphase einem Eintauchen des Vorderwagens entgegenwirken und damit eine Aerobalance-Verschiebung verhindern.
Dadurch wird die sogenannte "Pitch-Sensitivity" verringert, also die Bremsneigungssensitivität durch das Nicken des Rennwagens um die Querachse. Hierdurch verhält sich der neue 911 GT3 R laut Angaben von Porsche "beim Anbremsen präziser und bleibt leichter kontrollierbar", was vor allem für Gentleman-Fahrer ein großer Vorteil ist.
Auch im Heckbereich hat Porsche diesbezüglich Änderungen vorgenommen: Eine modifizierte Kinematik der Mehrlenker-Hinterachse erhöht laut Angaben des Herstellers den sogenannten Anti-Squat-Wert, wodurch ein Eintauchen des Hinterwagens bei starker Beschleunigung verhindert werden soll. Das wirke sich auch positiv auf die dynamische Achslastverteilung aus.
Mehr Abtrieb durch Gurney-Leiste
Zudem wurde das Renn-ABS der fünften Generation von Bosch angepasst, was ebenfalls für ein ausgeglicheneres Handling sorgen soll. Der bis zu 565 PS starke Sechs-Zylinder-Boxer-Saugmotor bleibt von der Änderungen weitgehend unberührt.
Was optisch im hinteren Bereich des Fahrzeugs auffällt: Der Heckflügel des Porsche hat eine vier Millimeter hohe Gurney-Leiste erhalten, was für zusätzlichen Abtrieb sorgt und auch das Fenster für Set-up-Arbeiten an der Aerobalance erweitern soll. Außerdem wird der Unterboden vollständig geschlossen und im hinteren Abschnitt zusätzlich abgestützt.
Andere Änderungen sind optisch nicht sichtbar und verbergen sich unter der Haut des Updates: Die elektrohydraulische Servolenkung wird mit einer zusätzlichen Flüssigkeitskühlung ausgestattet, die das thermische Verhalten verbessert und auf herausfordernden Kursen wie der Nürburgring-Nordschleife für "gleichmäßige Lenkkräfte" sorgen soll.
Was das Porsche-Update mi dem NASA-Vorgänger zu tun hat
Zudem wird der Bolide mit Keramikradlagern ausgestattet, die die Robustheit und Zuverlässigkeit der Radträger erhöhen sollen. Und auch die Zentrierspitzen wurden modifiziert, um die Montage der Gelenkwellen zu vereinfachen. Diese werden ab sofort unabhängig von den Bremsen durch eine eigene Luftzuführung über sogenannte NACA-Öffnungen an den Seitenschwellern direkt gekühlt.
NACA steht übrigens für "National Advisory Committee for Aeronautics" - das ist der Vorgänger der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA, der diese Technik, die den Luftwiderstand kaum beeinträchtigt, ursprünglich entwickelte.
Beim Porsche soll die Änderung auf schnellen Kursen wie in Monza oder Le Castellet, wenn es auf eine geringe Fahrzeughöhe ankommt, die Standfestigkeit der Gelenkswellen verbessern. Zeitgleich lasse sich dadurch die Belüftung der Hinterachsbremse individueller abstimmen, was etwa in Daytona von Bedeutung sei.
Was das GT3-Update des Porsche die Teams kostet
Und auch für den Komfort wurde etwas getan, denn ein angepasstes Fahrer-Luftgitter soll bei Langstreckenrennen eine konstante Luftzirkulation im Innenraum gewährleisten. Dazu kommt eine einfachere Bedienbarkeit: Denn die Fahrdaten werden fortan auf einem USB-Stick gespeichert, der sich bei jedem Stopp schnell auswechseln lässt, wodurch man nicht mehr auf das Anschließen des Laptops angewiesen ist.
Wer in den Genuss des neuen Pakets kommen will, das neben der Strecke in Weissach auf permanenten Rennstrecken wie Sebring, Le Castellet und Spa-Francorchamps sowie die Nürburgring-Nordschleife erprobt wurde, muss kein neues Fahrzeug kaufen.
Man sehe "die Option, bestehende 911 GT3 R per Update-Kit auf den neuesten Stand bringen zu können" als "als attraktive Lösung im Sinne der Kundenteams", stellt Michael Dreiser klar, der in Porsches Motorsportabteilung den Vertrieb leitet.
Für die bestehenden Fahrzeug plane man, "rund 60 Nachrüstkits zum Einzelpreis ab 41.500 Euro zuzüglich länderspezifischer Umsatzsteuer anzubieten", kommuniziert Porsche. Man biete den Teams aber auch "spezielle Ausstattungsumfänge" an, die auf den Anforderungen der unterschiedlichen Serien angepasst sind.
Will man sich gleich ein komplett neues Fahrzeug zulegen, muss man 573.000 Euro zuzüglich länderspezifischer Mehrwertsteuer und Optionen berappen. Zum Vergleich: Das ab 2023 ausgelieferte Basisfahrzeug kostete 511.000 Euro.