Anzeige
Motorsport DTM

"Systemwechsel" bei Lamborghini: Sorgen Ex-Audi-Leute für mehr Fairness?

Article Image Media
© Lamborghini

Hat bei Lamborghini im Motorsportbereich ein Philosophiewechsel hin zu mehr Fairness stattgefunden? Nach dem Aus für den langjährigen Sportchef Giorgio Sanna im März 2024 sind immer mehr Ex-Audi-Mitarbeiter in führende Position gekommen. Das habe sich - wie man hört - auch auf die Herangehensweise der italienischen Audi-Tochter ausgewirkt.

Mit dem neuen Motorsportchef Maurizio Leschiutta, der von BMW kam und seit Ende 2024 im Amt ist, dürfte das nur bedingt zu tun haben. "Er hat ein paar Leute unter sich, die alles auf eine etwas andere Art führen als früher, darunter auch ein paar Schlüsselpersonen von Audi, die jetzt das Ruder übernehmen", gibt Lamborghinis DTM-Leader Jordan Pepper auf Nachfrage von Motorsport-Total.com Einblicke.

"Giorgio hat den Motorsportbereich viele Jahre lang auf eine gewisse Art und Weise geführt - und jetzt hat es eine kleine Änderung der Philosophie gegeben. Es wird Zeit brauchen, bis alles ineinander greift", glaubt der südafrikanische Grasser-Pilot, der aber anhand der zahlreichen Lamborghini-Boliden im GT3-Sport viel Potenzial sieht.

"Audi-Philosophie, so viel Fairness wie möglich zu verbreiten"

Wie er den Philosophiewechsel beschreiben würde? Beim GT3-Sport handle es sich um Kundensport, holt Pepper aus. "Und diese Audi-Philosophie hat sich sicherlich sehr stark in dem Versuch niedergeschlagen, so viel Fairness wie möglich unter allen Kunden zu verbreiten und allen die gleichen Chancen zu geben", bestätigt auch er. "Ich denke, das ist eine wichtige Philosophie, die man haben sollte."

Gleichzeitig habe man aber auch "seine werksunterstützten Autos mit Werksfahrern darin. Ich denke also, es braucht Zeit, um zu verstehen, wie diese Verschmelzung vonstatten geht", so Pepper, der das für "keinen einfachen Weg" hält.

Gab es in der Vergangenheit bei Lamborghini Bevorzugung?

Mehr ins Detail geht Pepper nicht, aber wenn man sich im Fahrerlager umhört, erfährt man, dass bei Lamborghini im vergangenen Jahr eine Art "Systemwechsel" stattgefunden haben dürfte. Früher habe Sanna bestimmt, was im Motorsportbereich passiert. "Er hat Lamborghini Squadra Corse wie sein eigenes Team geführt, was auch einen gewissen Charme hatte", sagt ein Lamborghini-Kenner über den Mann, der die Motorsport-Abteilung der Audi-Tochter aufgebaut hat.

Das habe aber auch zur Folge gehabt, dass gewisse Fahrzeuge und Fahrer vom Hersteller "bevorzugt behandelt" worden sein sollen. Durch den Einfluss von Ex-Audi-Mann Rouven Mohr, der 2022 als Technikvorstand zu Lamborghini wechselte und den Motorsport-Bereich nach Sannas Aus im März 2024 interimistisch übernahm, soll sich der Wind gedreht haben und nun eine "Audi-Kultur" Einzug erhalten haben.

Der Saarbrückner Mohr gilt als äußerst strukturiert und konsequent - und hat im Mai 2024 Stefan Gugger als Rennsport-Entwicklungsleiter zu Lamborghini geholt. Der erfahrene Schweizer war von 2018 bis 2024 GT3-Projektleiter bei Audi, ist mit der Kultur in Ingolstadt bestens vertraut und soll nun die neue Philosophie mit einigen weiteren Ex-Audi-Mitarbeitern, die ebenfalls gewechselt haben, ausführen. Auch wenn sein Chef nun nicht mehr Mohr, sondern Ex-BMW-Mann Leschiutta ist.

Wieso bei Audi Gleichbehandlung groß geschrieben wurde

Aber wie sieht die neue Lamborghini-Philosophie aus? Audi war in der Vergangenheit - wie man hört - stets darum bemüht, dass alle Teams möglichst gleich behandelt werden und die gleichen Chancen haben. Eigene Wege der Teams, die Kosten verursachen, waren vor allem im GT3-Bereich unerwünscht.

Audi wollte mit dieser Herangehensweise dafür sorgen, dass auch potenzielle Kunden, die keine Werksunterstützung erhalten, konkurrenzfähig sein können und das Kundensport-Modell dadurch attraktiv bleibt, wodurch man am Ende mehr Autos verkauft. Und die Kosten nicht explodieren, was auch die Tatsache beweist, dass der Audi R8 LMS GT3 Evo II im Einsatz nach wie vor das günstigste GT3-Auto ist und weit verbreitet ist.

"Als Fahrer bin ich nicht in die politische Seite der Dinge involviert. Mein täglicher Job ist es, so viel wie möglich zu fahren und zu gewinnen und die Marke so gut wie möglich auf der Rennstrecke zu repräsentieren", beschreibt Pepper seine persönliche Rolle als Lamborghini-Werksfahrer.

"Aber je mehr Kunden wir auf der Rennstrecke haben können, desto besser, egal ob es sich um GT3, Super Trofeo oder LMDh handelt. Wenn all diese Programme erfolgreich sind, ist das immer eine gute Sache und bietet uns die Möglichkeit, unsere Arbeit zu machen", sieht er die neue Philosophie positiv.

Anzeige
Anzeige