Motorsport DTM
Teamboss fordert Maßnahmen nach DTM-Boxenchaos: "Hatte heute Angst"
Das Chaos in der engen Boxengasse in Zandvoort, bei dem ein Schubert-Mechaniker von einem Rad getroffen wurde und es mehrere Zwischenfälle gab, sorgt nun für eine Sicherheitsdebatte in der DTM. Denn das kommende DTM-Rennen findet auf dem Norisring statt, wo die Boxengasse ebenfalls sehr eng ist. Und seit diesem Jahr gibt es am Sonntag auch noch einen zweiten Pflichtstopp.
"Ich hatte heute Angst", sagt Teamchef Torsten Schubert nach dem BMW-Doppelerfolg am Sonntag in Zandvoort. "Ich war gestern Abend noch in der Kirche und habe drei Kerzen angesteckt. Wir hatten gestern so viel Glück, dass ich gestern Abend noch sehr lange mit den Verantwortlichen gesprochen habe."
Am Sonntag sei dann zwar alles halbwegs gutgegangen, aber Schubert fordert trotzdem Konsequenzen. "Wir müssen uns etwas überlegen, wie wir das hinbekommen, wenn es einen plötzlichen Boxenstopp gibt, gerade auf Rennstrecken, wo wir nicht den Platz haben."
Gefährliches Boxenchaos in Zandvoort
Was Schubert damit genau meint? Am Samstag kam fast das gesamte Feld beim Öffnen des Boxenstopp-Fensters herein, weil die Piloten wegen der abtrocknenden Strecke ihre Regenreifen loswerden wollten: Neun Piloten waren es in der 13. Runde. Dabei passierten drei heikle Zwischenfälle.
Grasser-Lamborghini-Pilot Luca Engstler traf beim Verlassen der Box trotz vollen Lenkeinschlags das abgelegte Rad von Rene Rasts Schubert-Crew, das dann auf einen Mechaniker geschleudert wurde. Der stürzte zu Boden, blieb aber zum Glück unverletzt.
Manthey-Lokalmatador Morris Schuring kollidierte wenige Sekunden später beim Verlassen der Box mit dem Emil-Frey-Ferrari seines Landsmannes Thierry Vermeulen, der sich danach auch noch drehte. Und Mercedes-Pilot Jules Gounon erhielt von der Winward-Crew das Freizeichen und blockierte damit Comtoyou-Aston-Martin-Fahrer Gilles Magnus, der gerade seinen Stopp machen wollte.
"Müssen schauen, dass kein Schaden für andere Menschen passiert"
Gounon war dann am Sonntag in einen weiteren Zwischenfall verwickelt, als er der Dörr-Crew auswich und in die Mauer krachte, wodurch sein Pitlimiter deaktiviert wurde. Auslöser dürfte dabei der Winward-Mercedes-Pilot selbst gewesen sein, der ungünstig eingeparkt war, wodurch Ben Dörr ebenfalls schräg einparken musste und seine Crew im Weg stand.
"Auch unser Reifen lag nicht ganz optimal", gibt Schubert zu, dass auch sein Team einen Anteil am Zwischenfall mit Engstler hatte. Dennoch müsse man bei den Rahmenbedingungen ansetzen. "Wir können alles reglementieren. Wir sind Menschen, die machen Fehler. Wir müssen schauen, dass aus dem Fehler, den ein Mensch macht, kein Schaden für andere Menschen passiert. Das ist das Wichtigste."
Gibt es vor dem Norisring-Wochenende Maßnahmen?
Verursacht wurde das Chaos in Zandvoort auch dadurch, dass die Abstände zwischen den Boxenstopp-Stationen - gemeinsam mit dem Norisring -. die geringsten von allen DTM-Rennstrecken im Kalender sind. Zudem verfügt Zandvoort über die schmälste Boxengasse - sogar am Norisring ist sie eine Spur breiter.
"Das wird nächstes Mal am Norisring wieder so sein", fürchtet Schubert in drei Wochen eine Wiederholung des Chaos. Daher sei er am Samstagabend auf den Renndirektor zugegangen. "Wir haben ein paar Themen mit Sven Stoppe besprochen, die wir mal durchsimulieren", offenbart er.
Schubert nennt als Stellschraube die Geschwindigkeit von aktuell 50 km/h in der Boxengasse, "die man runternehmen könnte". Das ändere zwar wenig beim Verlassen der Box, würde aber generell die Gefahr reduzieren. Auch andere Teams sind alarmiert. "Wir müssen unsere Mechaniker da draußen schützen", hört man im Fahrerlager.
Grasser: "Dann sind im schlimmsten Fall die Füße weg"
Eine Lösung ist aber gar nicht so einfach, wie der Schubert-Zwischenfall mit Engstlers Lamborghini zeigt. "Es war schon mal ein eigener Reifenmann in der Diskussion", offenbart Teamchef Gottfried Grasser. "Ein siebenter Mann, der rausgeht, sobald der Stopp fertig ist, und den äußeren Reifen hereinholt."
Er selbst sei damals aus Personalkosten-Gründen "dagegen" gewesen, "aber in dieser Situation hätte das seinen Zweck ganz genau erfüllt", weiß er. Eine derartige Maßnahme könne aber auch nach hinten losgehen. "Spielen wir die Situation ein bisschen anders durch: Derjenige, der den Reifen holt, geht raus, wenn Luca wegfährt. Dann ist nicht der Reifen weg, sondern im schlimmsten Fall die Füße", warnt er.
Der Vorschlag blitzte damals ab, denn je mehr Menschen sich in der Boxengasse aufhalten, desto größer ist das Risiko, dass es Verletzungen gibt. Renndirektor Stoppe überlegt nun, welche Maßnahmen man treffen könne. Wie man hört, ist es aber auch nicht auszuschließen, dass es keine Änderungen gibt, denn die einzige absolut sichere Maßnahme wäre eine Abschaffung der Performance-Boxenstopps.