Motorsport DTM
Teststrategie der DTM-Titelkandidaten: Wieso Manthey auf Spielberg verzichtet
Der DTM-Titelkampf ist voll entbrannt - und die Testfahrten vor den verbleibenden zwei Rennwochenenden in Spielberg, wo am Dienstag ein Test mit zahlreichen DTM-Teams stattfindet, und in Hockenheim könnten durch die geringen Abstände an der Spitze der Gesamtwertung eine entscheidende Rolle spielen. Denn: Das frei wählbare Kontingent an Testtagen pro Fahrzeug ist dieses Jahr auf drei Tests beschränkt.
Ob die Titelkandidaten noch auf beiden Strecken testen können oder die Qual der Wahl haben, hängt also davon ab, wie viele Tage sich die Teams für die entscheidende Phase im Titelkampf aufgespart haben. Aber wie planen die Teams Landgraf, Winward, Manthey, Grasser, Emil Frey und Schubert?
Die Porsche-Truppe Manthey, die im Titelkampf mit Ayhancan Güven und Thomas Preining gleich zwei Eisen im Feuer hat, hat pro Fahrer nur noch einen Testtag zur Verfügung und verzichtet auf einen Test in Österreich. Dafür testet man lieber noch einmal vor dem Saisonfinale in Hockenheim.
"Waren in letzten beiden Jahren auf dem Red-Bull-Ring"
Warum das "Grello"-Team nicht mehr auf beiden Strecken testen kann? Das liegt daran, dass man bereits im Mai auf dem Lausitzring und in Zandvoort getestet hat. Der offizielle Test in Oschersleben vor dem Saisonauftakt und der vom ADAC organisierte Sachsenring-Test zählen nicht zum frei wählbaren Kontingent und wären auch verfallen, wenn man dort nicht angetreten wäre.
"Wir waren auf den ersten drei Strecken der Saison testen. Das war uns wichtig, um einen sehr guten Start in die Saison zu haben", erklärt Chefingenieur Patrick Arkenau die Teststrategie. "Da der Test auf dem Sachsenring dieses Jahr 'mandatory' war, blieb nur noch ein Tag übrig. Und weil wir in den letzten beiden Jahren auf dem Red-Bull-Ring getestet haben, aber 2024 nicht in Hockenheim waren, haben wir uns dieses Jahr für Hockenheim entschieden."
Abgesehen davon habe man 2023, als Preining Meister wurde, "gute Erfahrungen" mit der Testmöglichkeit vor dem Saisonfinale in Hockenheim gemacht, ergänzt der Manthey-Chefingenieur.
DTM-Leader Lucas Auer kann nicht in Hockenheim testen
Ähnlich wie bei Manthey ist die Lage bei DTM-Leader Lucas Auer: Auch der Landgraf-Mercedes-Pilot hat bereits vier Testtage genutzt und bei den frei wählbaren Testtagen den Fokus auf den Lausitzring, wo er einen Sieg einfuhr, und Zandvoort gelegt. Der Österreicher verzichtet nun auf einen Test vor dem Finale in Hockenheim - und nutzt den einzig verbleibenden Schuss am Dienstag in Spielberg.
Das ist durchaus nachvollziehbar, denn der Red-Bull-Ring gilt mit seinem glatten Asphalt als eine Art "Angststrecke" für den reifenschonenden Mercedes-AMG GT3. Auch die im September oft bereits herbstlichen Temperaturen machen es nicht einfacher, die Reifen auf Temperatur zu bringen.
Das weiß man offenbar auch beim Winward-Team, das mit Maro Engel und Jules Gounon, die sich ebenfalls beide noch Titelchancen ausrechnen dürfen, bereits am Dienstag vor einer Woche in Spielberg getestet haben. Und das bei guten Bedingungen, während nun auch Regen nicht auszuschließen ist.
Testkontingent von Jack Aitken bereits erschöpft
Im Gegensatz zu Auer haben die Winward-Mercedes-Piloten aber nicht in Zandvoort getestet, was Sinn ergibt, weil das Team dort ohnehin dieses Jahr vor dem DTM-Wochenende in der GT-World-Challenge Europe am Start war. Dadurch darf das Duo auch vor Hockenheim noch einmal testen.
Auers schärfster Verfolger Jack Aitken, der im Titelkampf nur zwei Punkte hinter ihm auf Platz zwei liegt, hat sein Pulver übrigens schon komplett verschossen: Das liegt daran, dass der Brite am vergangenen Freitag in Spielberg - übrigens auch bei guten Bedingungen - seine letzte Testmöglichkeit der Saison genutzt hat. Davor legte er seinen Fokus auf Zandvoort und den Nürburgring, wo er den ersten Renntag dominiert hat.
Auf eine andere Herangehensweise setzt die BMW-Truppe Schubert: Rene Rast und Marco Wittmann haben sich bisher mit Testfahrten ziemlich zurückgehalten und haben wie das Mercedes-AMG-Team Winward noch zwei Schüsse frei. Beide werden am Dienstag in Spielberg testen - und vermutlich auch in Hockenheim, wenn es den beiden gelingt, in Österreich Punkte gutzumachen.
Grasser-Team nutzt Testkontingent nicht voll aus
Das gleiche gilt für die Lamborghini-Mannschaft von Gottfried Grasser, die mit Jordan Pepper den Drittplatzierten in der Meisterschaft stellt. Das unweit des Red-Bull-Rings ansässige Team wird die Testgelegenheit am Dienstag in Spielberg nutzen - und könnte theoretisch auch vor Hockenheim noch eine Testrunde einlegen, sollte das notwendig sein.
Dass man bisher überhaupt nur die zwei vom ADAC festgelegten Testtage genutzt hat, liegt auch daran, dass Grasser in anderen Serien mit der gleichen Mannschaft antritt und daher kaum Zeit für Tests bleibt, weshalb man das Kontingent nicht voll ausschöpfen wird.
Das gilt offenbar auch für die Abt-Truppe: Denn die Kemptener werden trotz der schwierigen Saison dieses Jahr keinen Test auf dem Red-Bull-Ring absolvieren, obwohl bei beiden Piloten noch zwei Testtage zur Verfügung stehen würden.