Motorsport DTM
"Waren wie Mentoren für ihn": Wieso fährt Bortolotti in Spielberg GT-Open?
Überraschender Einsatz von DTM-Champion Mirko Bortolotti dieses Wochenende in Spielberg: Der in Wien lebende Italiener tritt erstmals in seiner Karriere in der eher auf Amateure ausgerichteten GT3-Serie GT Open an. Will sich der 35-Jährige, dessen Abt-Team nicht in Spielberg getestet hat, so auf das DTM-Event in einer Woche auf dem Red-Bull-Ring einschießen?
Der Schlüssel hinter dem Auftritt in seiner Wahlheimat scheint das Team aus der Lombardei zu sein. "Ich denke, er hat eine spezielle Beziehung zu den Teambesitzern von Oregon, denn sie waren sowas wie Mentoren für ihn, als er jünger war", erklärt Lamborghinis Motorsportchef Maurizio Leschiutta auf Nachfrage von Motorsport-Total.com.
Dass Oregon für Bortolotti eine spezielle Bedeutung hat, ist keine Untertreibung: Denn die Mannschaft von Team-Mitbesitzer Federico "Jerry" Canevisio spielte eine Sonderrolle, als Bortolottis Karriere vor über zehn Jahren vor dem Aus stand.
Wie der Oregon-Mitbesitzer Bortolottis Karriere rettete
Trotz seiner Formel-1-Tests für Ferrari, Toro Rosso und Williams, dem Formel-2-Titel im Jahr 2011 und dem DTM-Test für Audi im Jahr 2012 stand Bortolotti ohne Cockpit und ohne Perspektive da. Da er auch keine GT-Erfahrung besaß, war die Zukunft völlig ungewiss und das Talent dachte bereits ans Aufhören.
Doch dann meldete sich plötzlich Oregon-Mitbesitzer Federico Canevisio bei ihm, dessen Team die Renault-Megane-Trophy dominierte und der die Karriere des Landsmannes, der mit seinem Fiorano-Testrekord im Jahr 2008 im F1-Boliden von Ferrari in seiner Heimat für Furore gesorgt hatte, stets verfolgte. Nach einem Test in Barcelona engagierte er Bortolotti für die Saison 2013 - und der bedankte sich für die Oregon-Chance mit dem Titel. Der Neustart im GT-Bereich war damit gelungen.
Canevisio wurde nicht nur zu einem Berater, sondern auch zu einem Freund Bortolottis. Der Plan, 2014 mit Audi in die italienische GT-Meisterschaft platzte zwar kurzfristig, doch Audi bemühte sich daraufhin, ihn bei Tochter Lamborghini unterzubringen. Die Rechnung ging auf - und der Grundstein für seine spätere Karriere war gelegt.
Oregon-Chef über Bortolotti: "Für uns bleibt er 'the Kid'"
In Spielberg fährt Bortolotti dieses Wochenende erstmals seit dem Renault-Megane-Titelgewinn im Jahr 2013 wieder für die Truppe von Canevisio und Piergiorgio Testa, deren Logo die Totenkopf-Flagge ist. "Dass Mirko wieder für uns fährt, wird eine emotionale Wiedervereinigung", weiß Canevisio. "Es ist viel Zeit vergangenen, seit er das letzte Mal für uns gefahren ist, aber für uns bleibt er 'the Kid', auch wenn er keines mehr ist und auch wir älter geworden sind."
Dass Bortolotti wieder für Oregon antritt, hat offenbar auch damit zu tun, dass das Team dem erst 18-jährigen Franzosen Enzo Geraci die erste Möglichkeit gibt, an einem GT3-Rennen teilzunehmen. Das Talent führt mit Oregon die Pro-Klasse des europäischen Lamborghini-Super-Trofeo-Markenpokals an.
Bortolotti wird zwar das Auto mit dem Russen Artem Petrow teilen, soll aber auch den Youngster mit seinem Know-how unterstützen. "Mir gefällt die Idee", sagt Lamborghinis Motorsportchef Leschiutta. "Als sie mir davon erzählt haben, fand ich es gut, denn wir müssen junge Fahrer unterstützen und sie zu diesem Sport ermutigen."