Formel 1 in Montreal: Die Gewinner und Verlierer des Kanada-GP
Die Gewinner und Verlierer des Kanada-GP
Nico Hülkenberg erlebt in Kanada ein Rennen zum Vergessen, Weltmeister Max Verstappen zieht mit einer Legende gleich und ein Williams-Pilot trumpft auf. ran zeigt die Gewinner und Verlierer des Kanada-GP.
Gewinner: Max Verstappen
Was wären die Gewinner und Verlierer der Formel 1 ohne DEN Gewinner schlechthin? Beinahe undenkbar! Auch beim Kanada-GP hat Max Verstappen Grund zur Freude - und das in mehrerer Hinsicht. So feiert der Niederländer in seinem Red Bull einen Start-Ziel-Sieg und baut seinen Vorsprung in der WM-Wertung weiter aus. Ganz nebenbei feiert er seinen 41. Rennsieg und zieht in diesem Zuge mit F1-Legende Ayrton Senna gleich. Und selbst für seinen Rennstall gibt es nochmal speziell Grund zur Freude. Der sechste Saisonsieg des zweimaligen Weltmeisters ist gleichbedeutend mit dem 100. Red-Bull-Sieg in der Königsklasse. Mehr geht nicht.
Gewinner: Fernando Alonso
Mit seinen 41 Jahren erlebt Fernando Alonso gerade seinen zweiten Formel-1-Frühling. In acht Saisonrennen stand er mit seinem Aston Martin bereits sechsmal auf dem Podest. So auch in Kanada, wo er zwar kurz nach dem Start von Lewis Hamilton überholt wird, sich seine ursprüngliche Position zwei aber in einem packenden Zweikampf wieder zurückholt. Die Pace bei Aston Martin ist so gut wie bei noch keinem Grand Prix zuvor, zwischenzeitlich gibt der Spanier am Funk sogar das Ziel Rennsieg aus. So weit kommt es am Ende zwar nicht, der Rückstand auf Verstappen ist mit weniger als zehn Sekunden aber deutlich geringer als an vorherigen Wochenenden. Und das, obwohl das Team während des Rennens Probleme am Benzinsystem vermutete.
Gewinner: Lewis Hamilton
Guter Tag für den Rekord-Weltmeister. Als Dritter geht Hamilton in den Kanada-GP und erfreut die Fans kurz nach dem Start mit einem Überholmanöver gegen Fernando Alonso. Zwar holt sich dieser unter gütiger Mithilfe des DRS seine Position später im Rennen zurück, Platz drei ist für Hamilton und Mercedes dennoch ein Erfolg. Zwar fehlt es den Silberpfeilen im Endeffekt ein wenig an der nötigen Pace, vor allem in langsameren Kurven, Hamilton freut sich nach dem Rennen aber dennoch über ein "tolles Wochenende" und ein Mercedes-Team, welches in "die richtige Richtung" geht.
Gewinner: Alex Albon
Wenn es um die Verteilung von WM-Punkten geht, dann denkt wohl kaum ein Formel-1-Fan an das Williams-Team. Seit Jahren schon gehört der Rennstall zu den Schlusslichtern. Beim Kanada-GP hat Alex Albon aber sehr deutlich gezeigt, dass durchaus was möglich ist. Der britisch-thailändische Rennfahrer lieferte sich enge Zweikämpft mit den McLaren, die er am Ende für sich entschied. Auch die eigentlich schnelleren George Russell und Esteban Ocon hielt er lange Zeit hinter sich. Zur Belohnung gab es Rang sieben und extrem wichtige Punkte nicht nur für ihn, sondern vor allem für seinen Rennstall.
Gewinner: Ferrari
Acht Rennen sind inzwischen absolviert und endlich erwacht auch die Scuderia. Neben den wichtigen Plätzen vier und fünf für Charles Leclerc und Carlos Sainz machte vor allem die Performance der Roten Hoffnung. In Sachen Strategie wurde der Kanada-GP, entgegen vieler anderer Rennen zuvor, taktisch gut bewältigt. Während der Safety-Car-Phase auf Boxenstopps zu verzichten, erwies sich als richtige Entscheidung. Auch in Sachen Reifenverschleiß zeigten sich deutliche Verbesserungen. Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko benannte die Scuderia im Interview mit "ServusTV" im Anschluss sogar als größten Gegner. "Gott sei Dank ist Ferrari von so weit hinten gestartet, denn die waren auf beiden Reifen eigentlich die Schnellsten", konstatierte er. Balsam für die geschundene Ferrari-Seele.
Verlierer: Sergio Perez
So oft, wie sich Max Verstappen unter den Gewinnern eines Formel-1-Wochenendes wiederfindet, so oft wird Teamkollege Sergio Perez bei den Verlierern aufgeführt. So auch beim Grand Prix in Montreal. Während der zweimalige Weltmeister die Konkurrenz mal wieder alt aussehen lässt, dümpelt der Mexikaner irgendwie vor sich hin. Schon Platz elf im Qualifying ist keine gute Ausgangsposition. Zwar kann er sich im Rennen bis auf Rang sechs vorarbeiten, im Kampf um die WM hilft dies aber mitnichten. Selbst im Vergleich zu den Silberpfeilen und Ferrari wirkt Perez langsam, da hilft auch die schnellste Rennrunde am Ende nichts.
Verlierer: McLaren
Wenig erfreulicher Tag für McLaren - dabei hatte alles so gut begonnen. Auf den Plätzen sieben und neun waren Lando Norris und Oscar Piastri in den Grand Prix gestartet. Bei dem Rennstall mit den orangefarbenen Boliden machte man sich Hoffnung auf WM-Punkte, doch daraus wurde nichts. Während Piastri am Ende als Elfter im Ziel ankommt, hätte sein Teamkollege durchaus Chancen auf eine Platzierung unter den Top-10 gehabt. Dort befand sich der Brite auch, wäre da nicht die 5-Sekunden-Strafe gewesen. "Unsportliches Verhalten" in der Safety-Car-Phase wird ihm von den Kommissaren zur Last gelegt. Sein Rennstall bleibt trotz der guten Ausgangslage ohne Punkte.
Verlierer: Nico Hülkenberg
Was für ein verkorkster Sonntag für den einzigen Deutschen in der Königsklasse. Im Qualifying landet Hülkenberg überraschend auf Rang zwei, darf nach einer Strafe aber nur von Platz fünf aus starten. Im Rennen läuft für den Haas-Piloten dann nichts zusammen. Nur eine Runde vor einer Safety-Car-Phase kommt Hulk zum Boxenstopp und verliert so wertvolle Sekunden. Am heftigsten schmerzt allerdings die fehlende Pace. Im "Sky"-Interview nach dem Rennen zeigt sich der Sportler konsterniert, klagt speziell in Duellen mit anderen Autos über den Verlust von überproportional viel Grip. "Es killt uns die Sonntage", lautet sein Fazit. Hülkenberg landet auf Rang 15, Teamkollege Magnussen wird 17. Wieder einmal ein bitteres Wochenende für Haas.
Verlierer: Logan Sargeant
Für diesen Rookie läuft es einfach nicht. Schon im Qualifying landete der US-Amerikaner Logan Sargeant im Williams nur auf Rang 19. Zum Vergleich: Teamkollege Alex Albon stellte seinen Boliden auf Platz 10. Im Rennen wurde es für Neuling Sargeant dann noch schlimmer. Bereits in der siebten Runde ist sein Rennen zu Ende. So wird er am Funk von seinem Team angewiesen, den Boliden aufgrund eines "kritischen Problems", was sich später als Ölleck entpuppt, abzustellen. Gewiss ist das frühe Aus nicht die Schuld des Youngsters, es passt aber perfekt in eine Reihe von Misserfolgen. Noch läuft es für ihn in der Königsklasse einfach nicht rund.
Verlierer: George Russell
Dieses Rennen hat sich der Brite höchst selbst kaputt gemacht. Bis Runde zwölf liegt er in seinem Mercedes auf Podestkurs, dann setzt er seinen Boliden in die Streckenbegrenzung. Beim Einlenken in Kurve neun fährt Russell zu weit innen auf den Kerb, verliert das Heck und küsst die Mauer. Und das nicht gerade sanft. Die Rennleitung schickt das Safety Car los, Mitarbeiter müssen die Strecke von Trümmerteilen befreien. Russell schafft es mit seinem Auto an die Box, bleibt dort aber lange zu Reparaturarbeiten. Zunächst fährt er am Ende des Feldes, kurz vor Schluss zieht Mercedes den Boliden aus dem Verkehr. Ein Rennen zum Vergessen.