Motorsport Formel 1
Adrian Newey: Simulator und andere Tools bei Aston Martin "sind schwach"
Erster Grand-Prix-Auftritt in neuen Farben für Adrian Newey: Aston Martins Stardesigner ist am Wochenende für sein neues Team in Monte Carlo - und sprach bei diesem Anlass erstmals auch mit einer kleinen Gruppe ausgewählter Journalisten über seine neue Herausforderung.
Dabei stellt Newey klar, dass sein Start in Grün zumindest intern schon mal geglückt ist: "Alle hier haben mich sehr herzlich empfangen, es war also leicht, mich im Team einzuleben." Seine erste Aufgabe, "neben Designen und die Leute kennenzulernen, versteht sich", habe vor allem darin bestanden, "das Team als Ganzes zu verstehen - also seine Stärken und Schwächen zu analysieren".
Mit den Stärken wolle er nun vermehrt arbeiten, die Schwächen indes ausmerzen. Dabei verrät Newey: "Ich denke, man kann schon sagen, dass einige unserer Tools schwach sind, vor allem der Simulator - da bedarf es viel Arbeit, denn im Moment stimmt die Korrelation überhaupt nicht und er ist ein zentrales Forschungsinstrument. Ohne das ist es natürlich eine Limitierung, aber da müssen wir im Moment drum herum arbeiten."
Newey bemängelt Simulator: "Vorerst etwas blind"
Zwar sei der Simulator "definitiv ein Handicap - wie gravierend, lässt sich schwer abschätzen". Newey betont: "Solche Simulatoren erfüllen zwei Hauptfunktionen: Einerseits dienen sie als Forschungswerkzeug bei der Entwicklung des nächsten Autos, um verschiedene Konzepte zu testen und Datenmodelle zu verbessern."
"Andererseits", erklärt der Design-Guru, "werden sie genutzt, um das Set-up für Rennwochenenden zu optimieren. Ohne ein zuverlässiges System sind wir in beiden Bereichen vorerst etwas blind", befürchtet Newey: "Wir müssen uns vorerst auf Erfahrung und gutes Urteilsvermögen verlassen - ob das ausreicht, wird die Zeit zeigen."
Allerdings arbeite man laut Newey bereits an einem Plan, um den Simulator "auf das Niveau zu kriegen, auf dem wir es brauchen - aber ehrlicherweise ist das wohl ein Zwei-Jahres-Projekt", meint der Brite.
Womit er hingegen deutlich zufriedener ist: "Im Team arbeiten viele herausragende Leute. Wir müssen jetzt nur schauen, dass sie besser zusammenarbeiten, vielleicht in einer etwas besser organisierten Struktur", ortet Newey direkt Ansatzpunkte für Verbesserungen.
Aston Martins Performance 2025 "unterdurchschnittlich"
Der Brite sieht das auch in der Historie des Rennstalls begründet: "Die Wurzeln des Teams liegen bei Jordan, später Force India und Racing Point - also immer einem kleinen, aber überdurchschnittlich leistungsfähigen Team. Nun ist es aber in sehr kurzer Zeit extrem gewachsen, in ein sehr großes Team. Nur, dass es diese Saison ehrlich gesagt unterdurchschnittlich performt", nimmt Newey gleich mal kein Blatt vor den Mund.
Die Agenda für Aston Martin sei entsprechend klar: "Einfach Ruhe reinbringen und lernen, wie wir aus den jeweiligen Individuen das Beste rausholen." Prinzipiell sieht der Stardesigner aber nicht nur bei der menschlichen Komponente, sondern auch dem Gesamtpaket Aston Martin großes Potenzial: "Das Werk selbst ist vermutlich das modernste in der gesamten Formel 1 - und das gilt wahrscheinlich auch für den Windkanal", gibt er zu bedenken.
"Natürlich sind Windkanäle heutzutage hochkomplexe Werkzeuge, deshalb befinden wir uns dort noch im Entwicklungsprozess. Die Produktivität ist noch nicht ganz da, wir arbeiten noch daran, auch ein paar anderen Kleinigkeiten", verrät der von Red Bull abgeworbene Neuzugang.
"Aber grundsätzlich ist ein Windkanal wie ein Motorenprüfstand: Man braucht ihn, und ein sehr guter Windkanal ist natürlich besser als ein durchschnittlicher. Dennoch ist er nicht der entscheidende Faktor", sagt der Aerodynamik-Spezialist: "Am Ende zählt der menschliche Faktor, das Design, das man hineinsteckt." Und genau deshalb hat Aston Martin Newey geholt...