Motorsport Formel 1
Alonso: Wenn McLaren keinen Fehler macht, hat Verstappen keine Chance
Kann er oder kann er nicht noch in den WM-Kampf gegen die übermächtig scheinenden McLarens eingreifen: Aktuell ist Max Verstappen mit 43 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Oscar Piastri der schärfste Verfolger des Papaya-Duos - geht es jedoch nach Altmeister Fernando Alonso, wird es trotzdem schwer für den Niederländer, das Blatt 2025 nochmal zu wenden...
Zwar hält Alonso bekanntlich große Stücke auf Verstappen und unterstreicht das auch in Spielberg nochmal: "Max hat die Fähigkeit, jedes Wochenende das Maximum an Punkten herauszuholen, und dabei gleichzeitig sehr aggressiv zu fahren. Es ist also nicht entweder oder - ich denke, Max kann beides kombinieren", lobt der Spanier: "Aber am Ende des Tages braucht man auch ein bisschen Hilfe, etwa wenn die schnelleren Autos nicht die Punkte holen, die sie eigentlich verdient hätten."
Dabei zieht Alonso auch einen Vergleich zu seiner eigenen Karriere: "Ich hatte in meinen WM-Kämpfen manchmal das Glück, dass Sebastian oder Red Bull das Wochenende nicht optimal nutzten - so blieb die Meisterschaft offen", sagt der Aston-Martin-Star, wenngleich er anfügt: "Jeder Fahrer hat seine eigenen Stärken und Herangehensweisen, daher ist ein Vergleich schwierig. Jede Saison ist anders."
Verstappen räumt ein: "Es ist nicht sehr realistisch"
Mit Blick auf die aktuelle Übermacht McLarens glaubt Alonso dennoch: "Aber in diesem Jahr: Wenn McLaren keinen Fehler macht, sieht es für Max eher düster aus." Eine Einschätzung, die auch der Red-Bull-Pilot selbst teilt, stellt er in Spielberg doch klar: "Es ist nicht sehr realistisch" die Saison noch einmal rumzudrehen. Wenngleich Verstappen sich zumindest für Österreich optimistisch zeigt, hat er auf der Strecke doch schon fünfmal gewonnen.
Zwar bestünden wie immer "keine Garantien", so der Niederländer: "Aber klar, wir versuchen natürlich immer unser Bestes und in der Vergangenheit hatten wir hier viele starke Rennen, teils auch unerwartete Siege. Vielleicht sind wir auch dieses Wochenende nicht unbedingt in der Favoritenrolle. Aber ich weiß, dass mein Team und ich immer alles optimieren werden, was möglich ist."
In Spielberg bezieht sich die Verbesserung aber nicht nur aufs Set-up, sondern auch auf die neuen Teile, die Red Bull für das große Heimspiel im Gepäck hat: "Hoffentlich bringen sie uns etwas mehr Performance. Das Team hat hart gearbeitet, um die Teile rechtzeitig bereitzustellen, deshalb bin ich natürlich sehr froh, dass wir hier ein Update haben. Jeder kleine Fortschritt hilft, wettbewerbsfähiger zu sein und die Lücke ein wenig zu schließen", sagt Verstappen.
"Wohnzimmer" Spielberg als Hoffnungsschimmer
"Aber natürlich wissen wir auch, dass die anderen Teams das ganze Jahr über neue Teile bringen. Wir müssen einfach weiter hart arbeiten und versuchen, näher heranzukommen", erklärt der Weltmeister, der in Bezug auf seine stets starke Form in Spielberg aber keine Geheimnisse verraten will: "Ich habe mich hier irgendwie immer wohlgefühlt. Es gibt eben Strecken, die einem einfach besser liegen als andere, und diese hier liegt mir wohl besonders gut."
Verstappen macht das nicht nur an der traditionell großen niederländischen Fan-Gemeinde in der Steiermark fest, sondern "auch einfach am Rhythmus der Strecke, vielleicht auch den schnellen Kurven in Sektor zwei und drei. Man braucht hier ein gut funktionierendes Auto, und das hatten wir in den meisten Jahren auch."
So wie im Vorjahr, als Verstappen sich überlegen die Pole schnappen konnte: "Letztes Jahr war der Abstand in der Qualifikation eine Überraschung, aber wir haben da auch alles perfekt getroffen, besonders beim Reifen-Management - auf einer so kurzen Runde ist das nicht einfach. Im Rennen war es dann aber ein echter Kampf", hat er schmerzliche Erinnerungen an die Kollision mit Lando Norris in der Schlussphase, die alle Siegchancen zunichte machte.
Zickiges Auto? "Muss Wege finden, mich anzupassen"
Anno 2025 ist sein Red Bull auf jeden Fall fernab davon, das Maß der Dinge zu sein. Dennoch holt Verstappen oft mehr aus dem Auto heraus als dem Vernehmen - und dem Blick auf seine Teamkollegen - nach drinsteckt. "Ich konzentriere mich einfach auf das, was ich brauche, basierend auf dem, was ich seit meiner Kindheit gelernt habe - wie ich fahre, wie ich mich an Situationen anpasse. Für mich ist das ein natürlicher Prozess", sagt Verstappen in Bezug auf seine Fahrweise.
"Es ist nichts Besonderes, es ist einfach meine Art, zu arbeiten", gibt der Niederlänader an, dass schließlich "keine Raketenwissenschaft" dahinterstecke: "Es geht einfach darum, was ich spüre, was das Team sieht, und wie man gemeinsam die richtigen Schlüsse zieht. Jedes Jahr baut man ein neues Auto, da gibt es immer Dinge zu verbessern. Und wenn man nicht alles sofort ändern kann, muss ich als Fahrer Wege finden, mich anzupassen. Das ist ein ständiger Prozess in der Formel 1."
Dass der Red Bull seit mindestens einem Jahr den Ruf als zickige Dive genießt, der nur in einem kleinen Fenster und insgesamt sehr schwer zu kontrollieren ist, was der Reihe nach all seine Teamkollegen verzweifeln lässt, will Verstappen so aber nicht unterschreiben: "Das Problem ist: Ich kenne ja nichts anderes. Ich bin im Grunde bei Red Bull eingestiegen und kenne nur dieses Auto. So fahre ich - ich passe mich dem an", sagt er auf Nachfrage von Motorsport-Total.com.
"Ob es das beste oder das schnellste Auto ist? Keine Ahnung. Ich fahre einfach das, was ich zur Verfügung habe. Und das hat über viele Jahre sehr gut funktioniert", sagt Verstappen, der nicht vergessen hat: "Wir haben als Team Großes erreicht. Dieses Jahr, letztes Jahr." Doch die anderen Teams hätten eben nachgelegt: "Jetzt liegt es an uns, mehr Leistung zu finden. Aber ich glaube: Wenn man ein Auto am Limit bewegt, ist es nie leicht, egal bei welchem Team." Außer dieser Tage vielleicht bei McLaren...