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Motorsport Formel 1

Antonelli: Nach JV und Rosberg kritisiert ihn jetzt auch Toto Wolff

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© LAT Images

Andrea Kimi Antonelli sah sich zuletzt scharfer Kritik ausgesetzt. Zuerst zweifelte Jacques Villeneuve seine Eignung für die Formel 1 an, dann äußerte sich auch Nico Rosberg in eine ähnliche Richtung, wenn auch in weniger dramatischen Worten. Zwei ehemalige Weltmeister, die Antonelli kritisch sehen - und jetzt kommt auch noch Toto Wolff dazu.

Der 19-Jährige habe bei seinem Heim-Grand-Prix in Monza "zu viele Fehler" gemacht, sagt der Mercedes-Teamchef im Interview mit ServusTV. "Underwhelming" sei Antonellis Performance gewesen, also "enttäuschend". Das ist für Wolff, der bisher immer schützend die Hand über seinen Rookie gehalten hat, eine ungewöhnlich direkte Wortwahl.

Möglich, dass man es bei Mercedes jetzt mal mit einer Kurskorrektur versucht. Als Antonelli sein Auto vor einem Jahr in die Leitplanken der Alboreto-Kurve (Parabolica) geschmissen hat, wurde er dafür am gleichen Wochenende mit seinem ersten Formel-1-Vertrag belohnt. Und auch seither hatten Fehler keine spürbaren Konsequenzen. In Interviews kam Wolff nie ein Wort der Kritik über die Lippen.

Wolff fasst Antonelli erstmals härter an

Jetzt, nach Platz 9 in Monza, aber schon: "Man kann das Auto nicht am Freitag ins Kiesbett setzen und erwarten, dass man trotzdem dabei ist. Das ganze Rennen war enttäuschend", sagt Wolff und ergänzt: "Er muss jetzt einfach mal ein solides Wochenende liefern. Dann fährt er mit dem Leclerc und mit dem George um die Wette."

Denn am grundsätzlichen Speed des Mercedes-Juniors besteht weiterhin kein Zweifel. Seit das Team wieder zur alten Radaufhängung zurückgegangen ist, fällt es ihm leichter, die Performance des Autos abzurufen. Im Qualifying in Monza war Antonelli nur um 43 Tausendstelsekunden langsamer als sein erfahrener Teamkollege George Russell.

Andererseits zeigte sich im Rennen, warum Russell bei Mercedes die sichere Bank ist und Antonelli derzeit nur eine Wette auf die Zukunft. Denn schon am Start fiel der Italiener vom sechsten auf den zehnten Platz zurück, und später handelte er sich auch noch eine Strafe wegen "Erratic Driving", also sinngemäß unberechenbaren Fahrens, ein.

"Ich bin einfach ein bisschen zu tief mit der Kupplung gegangen, hatte sofort Radschlupf und habe dadurch viele Plätze verloren", sagt Antonelli über den Start. "Das hat das Rennen kompromittiert, weil ich mich in der Situation wiederfand, hinterherfahren zu müssen. Und ja, das war nicht ideal, aber auch auf den Mediums habe ich ein bisschen gekämpft, ein paar Fehler gemacht und meinen Rhythmus einfach nicht wirklich gefunden."

Wie die FIA die Strafe begründet

Antonelli fuhr mit harten Reifen auf Rang 9, und von hinten erhöhte Alexander Albon mit um 13 Runden frischeren Softs den Druck. In Runde 45 steckte Albon in der Curva Grande außen seine Nase rein, aber Antonelli ließ sich nach außen tragen und zwang Albon so dazu, einen Rückzieher zu machen. Das gefiel den Rennkommissaren gar nicht: fünf Strafsekunden, ein Strafpunkt aufs Konto.

"Als Albon dabei war, mit hoher Geschwindigkeit neben Antonelli zu ziehen, lenkte Antonelli nach links und drängte Albon ab, der dabei mit zwei Rädern auf dem Gras war. Die Kommissare stellen fest, dass er dadurch in einer Weise gefahren ist, die als potenziell gefährlich für Albon eingestuft wird", hieß es in der Urteilsbegründung.

Eine Strafe, die Wolff nachvollziehen kann. Er bemängelt: "Ich glaube, das war einfach unnötig. Albon war so viel schneller. Dagegen kann man sich wehren, dann fährt man die Ellbogen aus. Oder wenn man sich nicht wehren kann, dann schaut man, dass man keine Zeit verliert. Aber wie er es gemacht hat, braucht man es nicht zu machen."

Am Ende kam Antonelli als Neunter ins Ziel. Im Qualifyingduell gegen Russell steht es 2:17, im Rennduell 0:19 (F1-Sprints jeweils eingerechnet). Eine ähnlich deutliche Bilanz zu seinen Gunsten hatte Russell zuletzt 2019 bei Williams, als er Teamkollege von Robert Kubica war, der nach seinem schweren Rallye-Unfall nochmal ein Comeback probieren wollte.

"Das Wochenende hat für ihn schwierig begonnen, indem er da im Kies gelandet ist. Unglücklich, wie in Zandvoort", erinnert sich Wolff. "Er muss in Baku ein sauberes Wochenende abliefern. Da wird weniger Druck sein. Eine Strecke, die er kennt." Grundsätzlich ändere die Kritik an der Monza-Performance auch "nichts an meiner Unterstützung und meinem Vertrauen in seine Zukunft. Denn ich glaube, er wird sehr, sehr, sehr gut sein. Aber heute war es enttäuschend."

Immerhin: Qualifying war in Monza besser

Antonelli selbst nimmt als positive Erkenntnis mit: "Das Qualifying war definitiv ein Schritt nach vorn. Das war zuletzt ein kleiner Schwachpunkt." Negativ sei der Abflug im Freitagstraining gewesen. Solche Fehler müsse er abstellen, denn so hatte er in Zandvoort und Monza einen Rückstand bei den Longruns, "was natürlich nicht geholfen hat".

Wolff will Antonelli jetzt "mit Reden" richtig auf den letzten Saisonabschnitt einstellen: "Ein sauberes Wochenende bedeutet auch, nicht zu viel Ballast aus vergangenen Fehlern in die nächste Session oder ins nächste Wochenende mitzunehmen. Denn das ist Gepäck. Du wirst eine Kurve nicht hart attackieren, wenn du dort schon einmal abgeflogen bist und die Session beendet hast."

Der Monza-Crash von 2024 habe sicherlich auch in Monza 2025 Nachwirkungen gehabt, sind sich Beobachter einig. "Oder du greifst vielleicht einen Fahrer nicht an, der dir eigentlich nicht im Weg stehen sollte. Wie Gasly. Weil er diese Situation mit Leclerc hatte. Kimi sollte hinter Gasly nicht einmal eine Sekunde verlieren", ärgert sich Wolff.

Für ihn steht fest, dass Antonelli alle Grundlagen dafür in sich vereint, sich in der Formel 1 durchzusetzen. Aber: "Man muss ihn einfach freimachen. Er ist ein großartiger Fahrer. Er hat dieses unglaubliche Können und natürliches Talent. Er ist ein Racer. Alles ist da. Aber wir müssen den Ballast aus den vergangenen Rennen loswerden", sagt Wolff.

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