Formel 1
Aus Angst vor Rassismus: Lewis Hamilton lernte Karate
- Aktualisiert: 06.06.2020
- 18:39 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Heute zählt Lewis Hamilton zu den größten Sport-Stars der Welt. Früher allerdings litt auch er unter Rassismus. Um sich verteidigen zu können, lernte er extra einen Kampfsport.
München - Seit dem Mord an George Floyd in den USA ist eine weltweite Debatte um Rassismus entstanden. Dadurch sind in dem sechsmaligen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton offenbar seelische Wunden aufgeklappt.
"Ich habe jeden Tag gelesen, um zu versuchen, den Überblick über all das zu behalten, was in unserem Kampf gegen Rassismus passiert", verrät er auf instagram. "Das brachte viele schmerzhafte Erinnerungen aus meiner Kindheit wieder hervor."
"Ich habe bislang wenig über meine persönlichen Erfahrungen gesprochen, weil mir beigebracht wurde, sie für mich zu behalten" berichtet er. Das Motto lautete damals: "Zeige keine Schwäche, besiege sie mit Liebe und besiege sie auf der Strecke."
Hamilton wurde geschlagen und gemobbt
"Aber wenn ich nicht auf der Strecke war, wurde ich gemobbt und geschlagen. Der einzige Weg, dies zu bekämpfen, bestand darin, zu lernen, mich zu verteidigen. Also ging ich zum Karate", erzählt der 35-Jährige.
Sein Vater war in dieser schwierigen Zeit sein wichtigster Unterstützer: "Gott sei Dank hatte ich meinen Vater, einen starken farbigen Mann, zu dem ich aufschauen konnte. Von dem ich wusste, dass er mich unterstützt und an meiner Seite steht - egal was passiert."
Allerdings weiß Hamilton, dass nicht jedem farbigen Jungen solch eine Unterstützung wiederfährt. "Wir müssen mit denen zusammenstehen, die diesen Helden in ihrem Umfeld möglicherweise nicht haben. Wir müssen diese Jungs unterstützen und beschützen."
Der Mercedes-Fahrer weiß, welche seelischen Spuren Rassismus hinterlassen. "Die negativen psychologischen Auswirkungen lassen sich überhaupt nicht bemessen", sagt er. "Deshalb fahre ich so, wie ich es tue. Das sitzt tiefer als einfach nur Sport treiben."
Die Erfahrungen von damals hat er bis heute nicht überwunden: "Ich kämpfe immer noch damit."
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2020 das vielleicht wichtigste Jahr unseres Lebens
Doch er hat die Hoffnung, dass sich die Gesellschaft ändern wird. "Ich habe mich gefragt, warum 2020 von Anfang an so zum Scheitern verurteilt zu sein schien. Aber nun fange ich an zu glauben, dass 2020 möglicherweise das wichtigste Jahr unseres Lebens ist. Das Jahr, in dem wir endlich beginnen können, die systematische und soziale Unterdrückung von Minderheiten zu beseitgen."
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Der Rennfahrer richtet einen Appell an die Öffentlichkeit: "Wir wollen einfach nur leben und die gleichen Chancen auf Bildung und Leben haben. Wir wollen keine Angst haben müssen, die Straße entlang zu gehen, zur Schule oder in ein Geschäft zu gehen. Wir haben das genauso verdient wie jeder andere. Gleichheit ist für unsere Zukunft von größter Bedeutung. Wir können nicht aufhören, diesen Kampf zu führen."
Hamilton verspricht: "Ich jedenfalls werde niemals aufgeben!"
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