Motorsport Formel 1
Baku-Qualifying: Warum Hadjar und nicht Lawson so weit vorn sein sollte
Aus Sicht der Racing Bulls war Liam Lawson im Baku-Qualifying am Samstag der Mann der Stunde. Der 23-jährige Neuseeländer eroberte in der stark windgeprägten Session den dritten Platz, während sein zuletzt gehypter Teamkollege Isack Hadjar (21) "nur" Achter wurde. Eigentlich ein gutes Ergebnis in einem "B-Red-Bull" - aber für einen mit Hadjars Erwartungen zu wenig.
"Ich bin wirklich gepisst", ärgert er sich. "Meine Runde war wirklich gut, bis ich auf diesem einen Randstein angefangen habe zu Skateboarden. Das hat bis zur Ziellinie acht Zehntelsekunden gekostet."
Tatsächlich belegen die Telemetriedaten: Hadjar hatte auf seiner letzten gezeiteten Qualifying-Runde im direkten Vergleich mit Lawson zwischendurch bis zu eineinhalb Zehntelsekunden Vorsprung. Dann wurde er aber in der letzten Kurve (Kurve 16) zu weit nach außen getragen, sein VCARB02 räuberte über den Randstein, und auf der zwei Kilometer langen Start- und Zielgerade fehlte der Schwung.
So schnippisch reagiert Hadjar auf P8
So steht Hadjar in der Startaufstellung für den Grand Prix von Aserbaidschan 2025 nicht neben Max Verstappen in Reihe 1, wo er eigentlich hätte stehen sollen, sondern auf Platz 8. Nach Ausreden sucht er nicht, obwohl die Regentropfen eine geboten hätten: "Die Kurve war für alle gleich. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe es verkackt."
Der Racing-Bulls-Junior, der für 2026 von vielen schon ins Red-Bull-Cockpit geschrieben wird, präsentierte sich in den TV-Interviews nach dem Qualifying schnippisch. Dass er selbst eine Riesenchance weggeworfen hat, für eine ganz große Sensation zu sorgen, das ärgerte ihn.
Auf die Frage, wo er gelandet wäre, hätte er die Runde fehlerfrei absolviert, raunzt er: "In Mathe bin ich ganz okay. Dritter", und übersieht dabei, dass er in Wahrheit sogar auf Kurs zu Platz 2 war. Und den Hinweis, dass die Session wegen der vielen Unterbrechungen zwei Stunden gedauert habe, kommentiert Hadjar so: "Scheint, dass meine Konzentrationsfähigkeit genau vor der letzten Kurve aufgehört hat."
Lawson hat den Regen einfach ausgeblendet
So stahl ihm letztendlich Lawson mit dem dritten Platz die Show. Interessant: Im direkten Vergleich der letzten Qualifying-Runden lag Lawson bei Kurve 2 schon fast drei Zehntelsekunden voran. Doch danach drehte Hadjar den Spieß komplett um, bis zum leidigen Fehler in Kurve 16.
Lawson ging im entscheidenden Moment einfach etwas mehr Risiko ein: "Es hat wieder ein bisschen geregnet, aber ich habe das einfach ignoriert und bin normal weitergefahren. Und das hat geklappt", sagt er. "Wenn du die Regentropfen am Visier siehst, kämpfst du gegen dein Gehirn an, damit du nicht instinktiv zu früh bremst, weil dir alle Sensoren sagen, dass es jetzt weniger Grip hat. Aber dem war nicht so."
Platz 3 im Rennen zu halten, wird für Lawson eine denkbar schwierige Aufgabe. In der Startaufstellung stehen mit den beiden Mercedes, den beiden McLarens und den beiden Ferraris sechs Autos hinter ihm, die der Papierform nach unter normalen Umständen schneller sein sollten.
"Natürlich würden wir gern da bleiben, wo wir sind", sagt Lawson. "Aber uns ist auch bewusst, gegen wen wir fahren, und wir wissen, dass schnellere Jungs hinter uns sind. Also werden wir versuchen, einen guten Start hinzubekommen. Das ist das Wichtigste. Ich denke, unsere Pace auf den Longruns war okay, aber ehrlich gesagt: Wenn die Bedingungen so windig sind wie heute, verändert das alles."