Anzeige
Formel 1 Sport Allgemein Motorsport

Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Baku

Article Image Media
© AFP/SID/Ozan KOSE

DER TITELKAMPF: Man hätte es nicht gedacht, aber vielleicht bekommt das Rennen um die WM in diesem Jahr doch noch etwas mehr Würze. Noch zur Sommerpause war alles andere als ein internes Duell der McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris nicht mal einen Gedanken wert, mittlerweile ist ein solcher zumindest erlaubt. Das hat mit dem bemerkenswerten Aufschwung von Red Bull zu tun, aber auch mit einigen Aussetzern von McLaren. Max Verstappen holte in den drei Rennen seit der Pause deutlich mehr Punkte (68) als Piastri (40) und Norris (24) - setzt er in etwa diesen Schnitt an den verbleibenden sieben Rennwochenenden fort, dann würde es tatsächlich ganz eng. Vorerst gilt aber diese Annahme: Bei Verstappens Siegen in Monza und Baku wurde mit geringem Downforce gefahren, was dem Red Bull entgegenkommt und dem McLaren nicht. Nun stehen wieder andere Herausforderungen an, angefangen mit dem Stadtkurs in Singapur. Aber vielleicht liegt dem wiedererstarkten Red Bull ja auch diese Strecke? "Warten wir Singapur ab", sagt Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko: "Wenn Max dort auch gewinnt, dann komme ich ins Nachdenken."

MAX VERSTAPPEN: Zutrauen darf man dem Weltmeister mittlerweile einiges. Sein Auto funktioniert wieder "großartig", sagt er, und wenn er sich wohlfühlt im RB21, holt Verstappen auch auf den schwierigen Strecken meist sehr viel heraus. So geschehen bei seinem zweiten Platz in Zandvoort im August. Verstappen ist seit Wochen in Topform, und es weht auch insgesamt ein anderer Wind bei Red Bull. Sichtbar wird das etwa dadurch, dass Teamkollege Yuki Tsunoda plötzlich sein Tempo findet und ebenfalls im vorderen Feld mitfährt. Dennoch wird Verstappen bei aller eigener Stärke auch auf Schwächen der Konkurrenz angewiesen sein, und er ordnet es entsprechend ein. "69 Punkte sind viel", sagt er, daher werde erstmal nicht über den Titel nachgedacht: "Ich verlasse mich nicht auf Hoffnung. Ich nehme jetzt Rennen für Rennen, und nach Abu Dhabi wissen wir dann mehr."

OSCAR PIASTRI: Die Leistungen des Australiers am Samstag und am Sonntag waren nicht nur für Verstappen interessant. Auch Norris im anderen McLaren ist ja ein Jäger des WM-Spitzenreiters. Noch 25 Punkte Rückstand sind es für ihn, das ist in der Formel 1 genau ein Sieg - auch Norris würde also sehr von weiteren Ausrutschern des Teamkollegen profitieren. Piastri, der stets so stoisch wirkt und sich damit bereits den Spitznamen "Iceman" verdient hat, wackelte in den Straßen Bakus bemerkenswert. Er war dort gewissermaßen der Gegenentwurf zu Verstappen, "dumme Fehler" habe er begangen, "ein chaotisches Wochenende" abgeliefert, sagte der 24-Jährige über sich selbst: "Das war keine Sternstunde." Es wird interessant sein, welche Rolle die Nerven nun bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi spielen - nicht nur mit Blick auf Piastri.

CARLOS SAINZ: Der Spanier war am Sonntag wohl der glücklichste Rennfahrer in Baku. "Das ist der beste Moment meiner Karriere", sagte Sainz über den dritten Platz. Besser also als das erste Formel-1-Podium seiner Laufbahn im McLaren (2019), schöner auch als der erste Sieg im Ferrari (2022). Denn Sainz kommt aus einer schwierigen Phase. Bei der Scuderia musste er Ende 2024 gehen, um Platz für Lewis Hamilton zu machen. Er entschied sich dann für Williams, und bislang waren mehr als vereinzelte Punkteresultate in diesem Jahr nicht drin. Das Podium am Sonntag war aber ein verdientes, der Williams lief gut auf der schnellen Strecke, und Sainz hofft auf viel mehr, wenn nächstes Jahr das ganz neue Reglement kommt. "Ich glaube an dieses Projekt, und ich glaube, dass wir im Aufschwung sind", sagte Sainz.

SPRUCH DES WOCHENENDES: "Es ist schwer, perfekt zu sein." (Lando Norris über die menschlichen Fehler, die in den kommenden Wochen eine Rolle im Titelkampf spielen können.)

Anzeige
Anzeige