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Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Spa-Francorchamps
OSCAR PIASTRI: Der Australier stand nach einer blitzsauberen und fehlerfreien Leistung in Spa zum ersten Mal seit Anfang Juni wieder ganz oben - hochverdient. Piastri nutzte gleich seine erste Chance, um an Teamkollege Lando Norris vorbeizuziehen und legte eine "perfekte" erste Runde hin. Zudem zeigte sich Piastri lernfähig: Im Sprint hatte ihn Weltmeister Max Verstappen genauso überholt und das verkürzte Rennen für sich entschieden. Das Momentum scheint nach Piastris souveränem Triumph wieder auf seine Seite der McLaren-Garage gewandert zu sein. Dies hofft er auch für das nächste Rennen in Ungarn beizubehalten. Die Vorzeichen auf einen neuerlichen Sieg stehen gut, vergangene Saison feierte er dort seinen ersten Triumph in der Formel 1.
LANDO NORRIS: Nach der Pole Position reichte es für den 25-Jährigen nur zu Platz zwei. Überhaupt stand er abgesehen vom Qualifying im Schatten seines Teamkollegen, im Sprint wurde Norris Dritter. Nach zwei Siegen in Folge musste er sich nun wieder hinten anstellen - durchaus etwas widerwillig: "Klar würde ich gerne ganz oben stehen", sagte er, räumte aber zugleich ein, dass Piastri es "verdient" habe. 16 Punkte trennen ihn nun vom Spitzenreiter, ein Achtungserfolg wollte Norris nicht gelingen. Im besten Fall hätte er sogar die Gesamtführung übernehmen können, so muss er aufpassen, im letzten Rennen vor der Sommerpause nicht noch mehr Boden zu verlieren. In Ungarn dürfte es zwischen den McLaren erneut eng zur Sache gehen, der Hungaroring kommt Norris "sehr entgegen".
FERRARI: Charles Leclerc hielt Verstappen das ganze Rennen hinter sich und überzeugte mit Platz drei. Die Updates am SF-25 scheinen sich bezahlt zu machen, weshalb er hofft, "bald etwas mehr Druck auf die McLaren machen" zu können. Ob die Scuderia tatsächlich in der Hackordnung auf den zweiten Platz gesprungen ist, bleibt abzuwarten. Immerhin stand Leclerc zum fünften Mal in dieser Saison auf dem Podium und hat es in Spa wieder geschafft, alles aus seinem Boliden rauszuholen. Teamkollege und Rekordweltmeister Lewis Hamilton wartet auf diesen von den Tifosi so sehnsüchtig erwarteten Platz auf dem Treppchen indes weiter. "Lewis hatte ein schwieriges Wochenende, ist aber toll gefahren, hat tolle Überholmanöver gezeigt und die aggressive Strategie ist gut aufgegangen", sagte Teamchef Fred Vasseur bei Sky. Trotzdem braucht der Brite schnellstmöglich bessere Ergebnisse, auch damit sich Ferrari zum echten McLaren-Gegner mausern kann.
MAX VERSTAPPEN: Der Weltmeister muss nach dem ersten Rennwochenende ohne den langjährigen Red-Bull-Teamchef Christian Horner wohl einsehen, dass seine Chancen auf die Titelverteidigung noch weiter gesunken sind. Satte 81 Punkte fehlen ihm nun auf Piastri. Vielleicht dämmerte ihm dies schon im Cockpit, weshalb er am Funk die Entscheidung der FIA kritisierte, den Start des Grand Prix auf seiner erklärten Lieblingsstrecke zu verschieben. "Die waren viel zu vorsichtig, aber so ist das", sagte der Niederländer nach dem Rennen. Nach seinem Sieg im Sprint trauerte Verstappen am Sonntag offenbar einem neuerlichen Erfolg hinterher. "Wenn ich das gestern gewusst hätte, hätten wir das Setup nicht geändert", führte er aus.
SAUBER: Nico Hülkenberg konnte nach seinem sensationellen Podiumsplatz in Silverstone diesmal kein Glanzlicht setzen, Gabriel Bortoleto im zweiten Sauber stahl ihm ein wenig die Show. Im Sprint verpasste der Brasilianer wie der Emmericher die Punkte, sammelte tags darauf aber als Neunter zum zweiten Mal in seiner Debüt-Saison Zählbares. Auch Hülkenberg half dabei, angesprochen auf eine Stallorder sagte der 37-Jährige: "Gabi hatte eine bessere Pace und ich hatte mit dem Auto zu kämpfen. Von daher ist es kein Thema im Dienste des Teams." Das zeigte Größe - und welch harmonische Fahrerpaarung sich der Schweizer Rennstall zusammengestellt hat. Zudem bringen Hülkenberg und Bortoleto seit Anfang Juni dank zahlreicher Updates konstant Leistung. In den letzten fünf Rennen hat das Team nun gepunktet.