Motorsport Formel 1
Domenicali: Warum die Formel 1 schon 2030 neue Antriebe braucht
Nach FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem drängt nun auch Formel-1-Chef Stefano Domenicali darauf, der Motorsport-"Königsklasse" so bald wie möglich ein neues Antriebsformat zu geben.
Domenicali sagte: "Normalerweise dauert ein Zyklus der Motorenregeln fünf Jahre. Wir werden sehen, ob er auf vier Jahre verkürzt werden kann - das steht zur Diskussion."
Bei einem "Motorengipfel" zwischen Vertretern des Automobil-Weltverbands (FIA), der Formel 1 und der beteiligten Hersteller wurde kürzlich konkret über die Möglichkeit gesprochen, bereits 2030 neue Antriebe einzuführen - noch ehe die für 2026 neu entwickelten Antriebe ihr Renndebüt absolviert haben.
Antriebsregeln für 2026 sind "nicht perfekt"
Doch Domenicali hält diesen Schritt für notwendig, weil das Technische Reglement für 2026 aus seiner Sicht "nicht perfekt" ist und den Herstellern "große Investitionen" abverlangt hat.
"Wir dürfen aber nicht vergessen: Dieses Reglement wurde definiert, um den Einstieg neuer Hersteller zu ermöglichen." Das ist gelungen: Audi startet 2026 erstmals in der Formel 1, Honda gibt sein Comeback und mit Cadillac hat eine US-amerikanische Marke bereits die Entwicklung für einen eigenen Formel-1-Antrieb angestoßen.
Die Frage ist nur, wie sinnvoll die Technikregeln 2026 wirklich sind. Denn Kritik gibt es vor allem an den zu großen und zu schweren Fahrzeugen - eine Folge der "übermäßigen Elektrifizierung", wie Domenicali erklärt. Dadurch seien die Autos "komplexer" geworden als früher und als Gesamtpaket "nicht besonders interessant", meint Domenicali.
Seine Vision: Er will "eine Form der Hybridisierung beibehalten" und Nachhaltigkeit mit innovativen Kraftstoffen sicherstellen. "Dann ist es meiner Meinung nach richtig, über einen neuen Antrieb zu sprechen", sagt Domenicali.
Die "größtmögliche Unabhängigkeit" für die Formel 1
Dieser neue Antrieb soll in Entwicklung und Einsatz günstiger ausfallen als die Antriebsgeneration 2026, zugleich aber die Bedürfnisse der Hersteller erfüllen. "Wir dürfen aber niemandem verpflichtet sein und wir wollen auch nicht riskieren, von einer Krise überrascht und lahmgelegt zu werden", betont Domenicali.
Deshalb stellt der Formel-1-Chef sogar in Aussicht, es könnte bald wieder einen reinen Kundenantrieb geben - womöglich bereitgestellt durch die Formel 1 selbst und für die "größtmögliche Unabhängigkeit" in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Domenicali: "Wir haben die Pflicht, aus der Geschichte zu lernen."
Das Ziel laute daher, "die großen Autohersteller zu halten", aber gleichzeitig eine Art "Plan B" zu entwickeln, falls ein Konzern seine Meinung ändert - wie zum Beispiel BMW, Honda und Toyota am Ende der 2000er-Jahre im Zuge der damaligen Weltwirtschaftskrise. Dafür braucht es laut Domenicali einen "strategischen Plan, damit wir im Notfall reagieren können". Wie genau, das ließ der Serienchef offen.