Motorsport Formel 1
Ferrari und die Fahrerfrage: Ecclestone fordert radikale Lösung
Der frühere Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sieht Handlungsbedarf bei Ferrari - und rät dem italienischen Traditionsteam zu einem Fahrertausch.
Ecclestone sagte im Schweizer Blick: "Die guten Leistungen von Gabriel Bortoleto in einem Mittelfeldteam wie Sauber müssten Ferrari eigentlich jetzt aufwecken. Die nächste Fahrerfrage muss bei den Italienern mit dem Brasilianer gelöst werden."
Die "Fahrerfrage" hatte Ferrari-Fahrer Lewis Hamilton am Rande des Ungarn-Grand-Prix selbst ins Spiel gebracht: Nach dem für ihn schwachen Abschneiden im Qualifying bezeichnete er sich als "absolut nutzlos".
Weiter sagte Hamilton: "Es gibt kein Problem mit dem Team. Wie man sieht, steht das eine Auto [von Charles Leclerc] auf der Poleposition. Also müssen wir wahrscheinlich den Fahrer wechseln."
Schumacher: Hamilton muss sich entscheiden
Formel-1-Experte Ralf Schumacher empfand diese Äußerungen als "sehr theatralisch" und sagte im Sky-Podcast "Backstage Boxengasse": "Ich schätze Lewis für seine Ehrlichkeit. Ihm ist es langsam ein bisschen zu blöd, immer wieder eine Ausrede zu suchen."
"Aber aus meiner Sicht muss er entweder sagen: 'Ich hänge meinen Helm an den Nagel. Ich kann und will das nicht mehr. Mein Teamkollege fährt um die Pole. Ich kriege es nicht geregelt. Ich mache den Platz frei für einen Jungen.'"
"Oder er muss sagen: 'Jetzt erst recht. Ich will das jetzt mit aller Gewalt.'"
"Das muss Lewis jetzt für sich entscheiden. Dann hören auch die Fragen auf. Und dann müssen wir nicht ständig darüber spekulieren", sagte Schumacher. "So muss man sich halt nicht wundern, dass jeder darüber spricht."
Denkt Ferrari schon an Alternativen?
Hamilton habe eigentlich keinen Grund für diese Selbstzweifel. "Der Speed ist ja da", erklärte Schumacher. "Er ist ja nicht so, dass er langsam ist."
"Ich kann mir andererseits vorstellen, dass man intern schon darüber nachdenkt, wie das weitergehen könnte. Weil natürlich macht man bei Ferrari nicht die Augen und die Ohren zu. Man sieht ja, wie Lewis reagiert und was er macht. Deshalb ist klar, dass man eine Lösung finden muss - für Lewis oder jemand anderen."
Ecclestone hat sich bereits klar für Bortoleto ausgesprochen. Der junge Brasilianer bestreitet bei Sauber seine erste Formel-1-Saison und hat zuletzt bemerkenswerte Ergebnisse erzielt: Auf die ersten Punkte in Österreich folgten weitere Zähler in Belgien und zuletzt Platz sechs beim Ungarn-Grand-Prix als bisherigen Höhepunkt.
Was Teamchef Vasseur über Hamilton sagt
Aber: Ferrari-intern steht Hamilton gar nicht zur Debatte - zumindest nicht bei Teamchef Frederic Vasseur. Er sprach nach Ungarn bei Sky zwar von einer "harten und schwierigen Situation" für Hamilton, sagte aber auch: "Lewis schlägt zurück und performt. Da bin ich sicher."
Er müsse seinen Starfahrer nicht motivieren. "Lewis ist frustriert, aber nicht demotiviert", erklärte Vasseur. "Das ist ein großer Unterschied - und ich verstehe die Situation. Wir sind alle frustriert. Aber wir wissen: Wir arbeiten alle in die gleiche Richtung."
Hamilton im Vergleich mit Teamkollege Leclerc
Bislang jedoch ohne den gewünschten Erfolg für Hamilton und Ferrari: Der siebenmalige Weltmeister hat bisher lediglich den China-Sprint für sich entschieden und wartet noch auf sein erstes Grand-Prix-Podium in Rot.
Im Qualifying fällt der Vergleich zu Leclerc mit 4:10 klar negativ aus, im Rennen mit 2:11 sogar noch schlechter. In der Fahrerwertung liegt Leclerc mit 151:109 Punkten ebenfalls vor Hamilton.