Formel 1
Formel 1: Charles Leclerc mit Ferrari auf einmal Favorit auf WM-Titel - Red Bull in Sorge
- Aktualisiert: 10.04.2022
- 13:26 Uhr
- ran.de / Franziska Wendler
Jahrelang hängt Ferrari in der Formel 1 den eigenen Ansprüchen hinterher. In der laufenden Saison gelingt Charles Leclerc im dritten Rennen der zweite Sieg, was der Konkurrenz Kopfzerbrechen bereitet.
München - Vier Jahre hat es gedauert, ehe Charles Leclerc in der Königsklasse des Motorsports seinen ersten "Grand Slam" feiern durfte. Beim Großen Preis von Australien im Albert Park in Melbourne schnappte sich der Monegasse also die Pole Position, die schnellste Rennrunde und den Sieg bei einem Grand Prix, bei dem er jede einzelne Runde in Führung lag.
Ein Kunststück, das seit Fernando Alonso 2010 in Singapur keinem Ferrari-Fahrer mehr geglückt ist.
"Natürlich habe ich am ganzen Wochenende einen guten Job gemacht. Aber ohne das Auto wäre es nicht möglich gewesen. Besonders bei der Rennpace waren wir an diesem Wochenende extrem stark", jubelte der 24-Jährige nach seinem Triumph: "Von der ersten bis zur letzten Runde haben wir die Reifen extrem gut gemanagt. Ich bin einfach sehr glücklich."
Schwierige Jahre liegen hinter Ferrari
Drei Rennen sind in der neuen Saison absolviert, mit 71 Punkten steht der Ferrari-Pilot einsam an der Spitze der WM-Wertung. Zum zweitplatzierten Mercedes-Piloten George Russell hat Leclerc bereits einen Vorsprung von 34 Punkten, Hauptkonkurrent Max Verstappen rangiert nach zwei Ausfällen nur auf Platz sechs.
Dass sich der Monegasse einmal in einer derart komfortablen Position befinden würde, hätte er selbst vor einiger Zeit wohl noch nicht gedacht. Hinter der Scuderia liegen schwierige Jahre. Die Ansprüche beim Team aus Maranello waren stets immens, die Wirklichkeit konnte dem häufig nicht standhalten.
Der Tiefpunkt: In der Saison 2020 wurde das Team mit Leclerc und Sebastian Vettel im Cockpit in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft nur Sechster und musste sich neben Mercedes und Red Bull auch gegen McLaren, Racing Point und Renault geschlagen geben.
Unzählige Strategiefehler, Personaldiskussionen, Vettels unrühmlicher Abschied - Ferrari lieferte eine Negativ-Schlagzeile nach der anderen. Doch diese Zeiten sind inzwischen vorbei.
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Red Bull macht sich Sorgen
Im Kampf um die WM-Titel, Fahrer- und Konstrukteurswertung, sind die Roten in der Saison 2022 ganz vorne mit dabei – und bereiten der Konkurrenz Kopfzerbrechen. So zeigte sich Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko nach dem Australien-GP nicht nur vom bitteren Ausfall von Max Verstappen gefrustet.
"Es sind zwei Punkte", konstatierte er im "ORF": "Erstens die mangelnde Zuverlässigkeit, […] aber auch der Rückstand auf Ferrari war alarmierend. Die sind ohne jegliche Graining-Probleme (Reifen schält sich bei zu hoher Belastung und bildet Klumpen) gefahren, konnten das Tempo locker kontrollieren, und das heißt für uns: schwere Aufgabe. Wir sind da nicht in der Lage, so schnell und so leicht in das richtige Reifenfenster zu kommen wie Ferrari."
Dazu kommt: "Wir sind deutlich schwerer als Ferrari. Es ist also ein Gewichtshandicap von mindestens zehn Kilo. Auf Zeit umgerechnet sind das drei Zehntel. Also es ist eine Summe von Aufgaben."
Leclerc von eigenem Auto begeistert
Die Aussagen des Österreichers zeigen: die Scuderia ist so gut wie schon lange nicht mehr. Der Bolide performt zuverlässig, ist leicht und kommt mit den verschiedenen Reifenmischungen besser zurecht als die Fahrzeuge der anderen Teams.
Mit mehr als 20 Sekunden Vorsprung kam Leclerc beim Rennen in Melbourne im Ziel an. Wirklich in Gefahr war der Triumph des Pole Setters zu keiner Zeit. "Das ist überwältigend! Das Auto war heute unglaublich, ihr habt das sehr gut gemacht, Jungs. Was für ein Rennen, und was für ein Tempo", funkte er nach dem Überqueren der Ziellinie in Richtung Box.
Und weiter: "Es ist erst das dritte Rennen, deshalb ist es schwierig, bereits jetzt an die WM zu denken. Aber wir haben ein sehr starkes Auto, das auch sehr zuverlässig ist, und bisher waren wir immer vorne dabei. Ich hoffe natürlich, dass es so weitergeht, wenn das so kommt, dann haben wir eine Chance auf den Titel und das lässt mich natürlich lächeln. Denn die letzten Jahre waren sehr schwierig für mich und das ganze Team", fügte er hinzu.
Auch die Fans honorierten die Leistung des Monegassen und wählten ihn zum Fahrer des Tages.
Sainz erlebt schwieriges Wochenende
Gänzlich ungetrübt war die Freude bei der Scuderia trotz des zweiten Saisonsieges von Leclerc aber nicht. Teamkollege Carlos Sainz erlebte nämlich alles andere als ein gelungenes Wochenende.
Im Qualifying hatte der Spanier mit mehreren unglücklichen Situationen zu kämpfen. Erst stoppte ihn eine rote Flagge auf seiner schnellen Runde, dann behinderten ihn technische Probleme und es reichte nur für Startplatz neun.
Viel schlimmer wurde es dann aber im Rennen. Kurz vor dem Start musste das Lenkrad getauscht werden. Weil dieses in der Folge nicht richtig eingestellt war, geriet der Start zu einem Desaster und Sainz wurde nach hinten durchgereicht. In der zweiten Runde verlor der Spanier gänzlich die Kontrolle über seinen Boliden, landete im Kiesbett und schied aus.
Ferrari-Fahrer als Führender nach Imola
Die Freude von Leclerc konnte das Unglück seines Teamkollegen allerdings nicht nachhaltig trüben. So erklärte er, er und sein Team seinen "baff" ob des großen Erfolges in der laufenden Saison.
Dieser ermöglicht es nun, dass mit Leclerc ein Ferrari-Fahrer als WM-Leader nach Imola kommt. "Das ist verrückt", freute sich der Monegasse. "Aber ich will gar nicht zu sehr über die WM-Führung oder gar einen Titel nachdenken, die Saison ist noch so lang."
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