Motorsport Formel 1
George Russell gesteht: Ich war wegen Hamilton beim Psychologen
Formel-1-Fahrer George Russell hat sich psychologische Hilfe geholt, als er 2022 Mercedes-Teamkollege von Lewis Hamilton wurde. Das verriet Russell im Podcast "Untapped".
Russell sagte: "Ich dachte mir damals: 'Ich glaube an mich. Ich glaube, dass ich jeden schlagen kann.' Aber die Wahrheit ist: Du weißt es nicht, bis du gegen den Besten aller Zeiten antrittst."
Und Hamilton ist der bislang erfolgreichste Formel-1-Fahrer mit sieben WM-Titeln und 105 Grand-Prix-Siegen.
Das hat Russell viel Respekt eingeflößt. "Deshalb habe ich darüber nachgedacht, wie ich damit psychologisch umgehen soll", sagte Russell. "Eines Tages hatte ich ein wirklich gutes Gespräch mit meinem Psychologen - wie ich mit dem Druck umgehen soll, Lewis' Teamkollege zu sein."
"Am Ende kam ich zu dem Schluss: Wenn ich in die Garage gehe, steige ich in mein Auto. Ich setze meinen Helm auf. Ich klappe mein Visier herunter. Es sollte keine Rolle spielen, ob mein Teamkollege in der Nachbargarage ein siebenmaliger Weltmeister ist, ein Rookie oder ob gar niemand da ist - denn ich habe mein eigenes Schicksal in der Hand."
Mit dieser Einstellung ging Russell in das Teamduell mit Hamilton - und er schlug sich gut: In zwei von drei gemeinsamen Mercedes-Jahren blieb Russell in der Formel-1-Fahrerwertung vor Hamilton.
Russell erzielte auch den ersten Mercedes-Sieg unter dem ab 2022 geltenden Technischen Reglement und blieb mit 3:2 Grand-Prix-Siegen bis 2024 erfolgreicher als Hamilton.
Russell übertrifft seine eigenen Erwartungen
Damit hatte Russell selbst nicht gerechnet: "Meine Bilanz gegen frühere Teamkollegen war, dass ich in 95 Prozent der Fälle vor ihnen lag. Also sagte ich mir: Wenn ich Lewis in einer Saison schlage, ist das ein unglaubliches Ergebnis."
Er habe aber nie erwartet, Hamilton ähnlich zu dominieren wie seine vorherigen Teamkollegen. "Ich dachte mir: Es wäre fantastisch, wenn ich in 55 Prozent der Rennen vor ihm liegen würde", erklärte Russell.
"Aber ich muss auch akzeptieren, dass ich in 45 Prozent der Fälle hinter ihm sein werde. Und das ist völlig verständlich, denn man kann nicht gegen den Besten aller Zeiten antreten und erwarten, ihn mühelos in Grund und Boden zu fahren."
Russell beschreibt das als seine "wahrscheinlich größte psychologische Veränderung" vor seinem Wechsel zu Mercedes: "Zu akzeptieren, dass es Momente geben wird, in denen ich hinter ihm lande."
"Drei Stufen auf einmal" für Russell bei Mercedes
Der Aufstieg vom Privatteam Williams ins Werksteam Mercedes kam für Russell erschwerend hinzu. "Das war nicht nur ein Schritt nach oben. Es fühlte sich an, als hätte ich gleich drei Stufen auf einmal genommen", meint Russell.
Er habe sich nicht von der Ausgangslage einschüchtern lassen: "Ich kam in das Team, in dem Lewis seit zehn Jahren fuhr. Alles war um ihn herum aufgebaut. Ich kam dazu, fühlte mich schnell und jung, war gesund und bereit. Aber du weißt am Anfang eben nicht, wie es wird."
Heute ist Russell der Mercedes-Führungsfahrer in der Formel 1 und hat mit Andrea Kimi Antonelli einen Formel-1-Neuling an seiner Seite, den er bisher im Teamduell klar dominiert.