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Motorsport Formel 1

Helmut Marko: "Die Entscheidung wurde von Oliver Mintzlaff getroffen"

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© Red Bull

Die Entscheidung, Teamchef Christian Horner zu entlassen, wurde Red-Bull-intern offenbar von Oliver Mintzlaff, einem der drei CEOs des Konzerns, getroffen. Das hat Helmut Marko am Rande des Grand Prix von Belgien 2025 in einem Interview mit Sky verraten: "Die Entscheidung wurde von der Geschäftsführung, also sprich Oliver Mintzlaff, getroffen."

"Wir haben das am Dienstag in London dem Christian Horner mitgeteilt", erzählt Red Bulls Motorsportkonsulent. "Gleichzeitig haben wir uns auch offiziell bei ihm bedankt für diese 20 Jahre, für die acht WM-Titel." Doch trotz der unbestreitbaren Erfolge Horners als Teamchef sei das Ende der Ära letztendlich unausweichlich gewesen: "Da haben verschiedene Dinge zusammengespielt. Aber vor allem die Performance ist dann halt nicht ganz so gewesen, wie wir uns das vorgestellt hatten."

Auffällig: Das "Team Verstappen" rund um Vater Jos Verstappen und Manager Raymond Vermeulen soll dem Paddock-Geflüster nach seit dem Horner-Rauswurf seinen Seelenfrieden wiedergefunden haben. Und in der medialen Berichterstattung dreht der Wind plötzlich: Kaum jemand schreibt Verstappen noch zu Mercedes, sondern mehrheitlich wird von einem Verbleib bei Red Bull ausgegangen. Zumindest für 2026.

Aber dass die Trennung von Horner den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass das "Team Verstappen" jetzt zufrieden ist, hört Marko nicht gern. Er stellt dazu klar: "Es gibt keine Verstappen-Fraktion, es gibt keine Österreich- oder Thailand-Fraktion. Das ganze Unternehmen arbeitet harmonisch zusammen. Ansonsten wären ja auch diese Erfolge, sowohl kommerziell als auch sportlich, gar nicht möglich."

Hat Horner "sein" Personal zu sehr geschützt?

Zumindest zwischen den Zeilen sickert dann aber doch durch, dass die Red Bull GmbH mit Sitz in Fuschl am See in Österreich die Zügel wieder enger in die Hand nehmen will, was den Formel-1-Standort Milton Keynes betrifft. Milton Keynes war "Horner-Land", und in Fuschl hatte man den Eindruck, dass dabei manchmal der Blick darauf verloren gegangen ist, dass man die gleichen Ergebnisse auch mit geringeren Personalkosten erzielen hätte können.

Auf das von ORF-Reporter Ernst Hausleitner vorgetragene Paddock-Hörensagen, unter Horner habe "ein Wildwuchs" geherrscht, "wo sich der ehemalige Teamchef auch ein bisschen ausgetobt hat", entgegnet Marko diplomatisch: "Wir durchforsten alles, um bestmögliche Effizienz zu bekommen."

"Und natürlich ist die Aufgabenfülle von Horner eine ... Oder anders: Er hat alles kontrolliert und auch im Detail sich eingebracht, und es hat natürlich dann Bereiche gegeben, wo man speziell von der Performance gelitten hat. Und darum ist jetzt der Fokus, erstens einen ausgebildeten Ingenieur an dieser Stelle zu haben, und Fokus auf das Rennteam."

Warum Marko an die Qualitäten von Mekies glaubt

Der ausgebildete Ingenieur, das ist Laurent Mekies, der davor Teamchef bei den Racing Bulls in Faenza war. Der sei zwar erstmal genau wie Horner "Gesamtverantwortlicher", sagt Marko. Aber mittel- bis langfristig ist angedacht, Horners bisherige Aufgabenbereiche auf mehrere Schultern zu verteilen. Auch, um "Flaschenhalsbildungen zu vermeiden", wie Mekies selbst zu seinem Amtsantritt gesagt hat.

In dieser Interimsphase mischt sich Österreich stärker als bisher ins operative Geschäft in England ein: "Der Fokus muss auf das Rennteam gelegt werden. Und da gibt es natürlich eine Marketingabteilung, eine Kommunikationsabteilung, wo Salzburg eine unheimliche Kompetenz und Know-how hat. Und bis hier entsprechende Bereichs- oder Abteilungsleiter gefunden sind, wird da von Salzburg aus geholfen."

Dass Mekies einen "Engineering-Background" hat, sei "ein Vorteil", glaubt Marko: "Das haben andere Teams ja auch schon vorexerziert. [...] Wir haben gesehen, dass er bei Racing Bulls sehr gute Arbeit geleistet hat. Das Team hat einen Aufschwung genommen, sowohl technisch als auch in der Außenerscheinung."

Und Marko betont: "Vor allem wurde der Aufgabenbereich des Teamchefs deutlich reduziert. Das Unternehmen Milton Keynes sind 2.000 Leute. Und Mekies wird sich in erster Linie um die Technik, um das Rennteam kümmern. Marketing oder RB17-Projekt oder Powertrains, das wird von eigenen Leuten verwaltet, sodass er seine ganze Arbeitskraft in den Racing-Erfolg hineinlegen kann."

Mekies: "Die Formel 1 steht an erster Stelle"

Eine Marschrichtung, mit der Mekies offenbar gut leben kann. Er sagt dazu: "Eines steht mit Sicherheit ganz oben auf unserer Prioritätenliste: sicherzustellen, dass wir den richtigen Fokus haben und Flaschenhalsbildung im Unternehmen auf allen Ebenen vermeiden. In diesem Geist betrachten wir die nächsten notwendigen Schritte."

"Klar ist: Die Formel 1 steht an erster Stelle. Wir haben den Bereich Chassis und den Bereich Antriebsstrang. Das wird unser Hauptfokus sein. Es ist ein Rennteam. Die Menschen im Team lieben den Motorsport. Dafür sind sie hier. Und genau darauf wird sich unsere Hauptaufmerksamkeit richten."

Dass Mekies den Job macht, war übrigens nicht von Anfang an ein Selbstläufer. Mintzlaff, erzählt Marko, habe zwar letztendlich die Entscheidung getroffen, Horner von seinen Aufgaben zu entbinden. Aber auf die ORF-Frage, ob Mintzlaff auch derjenige gewesen sei, der Mekies ins Spiel gebracht habe, antwortet Marko: "Das war nicht ganz so. Aber es war einvernehmlich, dass er es werden soll."

Mit einem ausdrücklichen "Ja" bestätigt der 82-jährige Österreicher auch, dass Red Bull einen Plan B gehabt hätte, falls Mekies das Angebot, Teamchef von Red Bull Racing zu werden, abgelehnt hätte. Wer den Horner-Job dann gemacht hätte, lässt er aber unbeantwortet. Trotz konkreter Nachfrage.

Mekies: Stehe noch mit Horner in Kontakt

Erwähnenswert in diesem Kontext ist auch, dass Horner rein formell gesehen noch bei Red Bull unter Vertrag steht. Die Aufhebungsvereinbarung wird gerade verhandelt, und bis dahin steht er unter vollen Bezügen. Vor diesem Hintergrund erscheint es durchaus spannend, dass Mekies bestätigt, noch mit Horner in Kontakt zu stehen.

"Ja, wir haben miteinander gesprochen", bestätigt der Franzose. "Christian war in dieser für ihn extrem schwierigen Situation durchweg unterstützend. Er war der Erste, der mir geschrieben hat, der Erste, der mich angerufen hat. Ich glaube, auch heute Morgen oder gestern haben wir wieder geschrieben. Er war durchweg unterstützend, und das ist angesichts der Umstände sehr beeindruckend."

"Niemand wird seinen Charakter ersetzen können. Niemand kann ihn 1:1 ersetzen. Ich trete an, um die Aufgaben des CEO und Teamchefs zu übernehmen. Gibt es irgendeinen Weg, das so zu machen wie Christian? Nein. Zumindest ich kann das ganz sicher nicht. Aber wir werden uns auf die unglaublichen Stärken in diesem Team verlassen", sagt Mekies.

"Jeder bringt sich jetzt noch stärker ein. Es ist auf jeden Fall eine Chance, unseren Leuten noch mehr Verantwortung zu geben. Wir erleben jetzt, wie viel Substanz dieses Team hat", erklärt er. "Wir sehen diese Phase definitiv als Gelegenheit, unsere großartigen Leute noch mehr wachsen zu lassen und gemeinsam den nächsten Wettbewerbsvorteil für die kommende Reglementphase zu schaffen."

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