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Ukraine-Krieg

Nikita Mazepin: Dem Teamkollegen von Mick Schumacher droht in der Formel 1 das Abstellgleis

  • Aktualisiert: 28.02.2022
  • 14:46 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago images/Motorsport Images

Für Nikita Mazepin könnte es jetzt sehr schnell gehen: Im Zuge des Ukraine-Kriegs steht der Russe vor dem Verlust seines Cockpits bei Haas. Ersatzkandidaten stehen bereit.

München - Nikita Mazepin kann nichts mehr tun. Die Zügel hat er nicht in der Hand, er muss im Grunde tatenlos mit ansehen, wie seine Formel-1-Karriere möglicherweise in die Sackgasse steuert. Und das mit Vollgas, quasi aus dem Stand.

Deshalb verkniff er sich auch tiefgreifende Kommentare zu seiner Situation, in die ihn der Einmarsch Russlands in der Ukraine befördert hat. Ein Beweis dafür, dass sich Sport und Politik nicht trennen lassen.

"An meine Fans und Follower - das sind schwierige Zeiten, und ich habe bei vielem, was gesagt oder getan wird, nicht die Kontrolle", schrieb der russische Pilot auf Twitter. Er wolle sich darauf konzentrieren, was er selber kontrollieren könne, "indem ich hart arbeite und für das Haas-Team mein Bestes gebe". 

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Keine Garantie für Nikita Mazepin

Die Frage ist: Darf er das überhaupt noch? 

"Er macht sich natürlich Sorgen. Was seine Zukunft in Team angeht, so gibt es für nichts in der Formel 1 Garantien, auch für ihn nicht", sagte Haas-Teamchef Günther Steiner. 

Der Hintergrund: Haas' größter Geldgeber ist das russische Bergbau-Unternehmen Uralkali, das Dmitry Mazepin gehört. Er ist der Vater von Nikita und ein guter Bekannter von Russlands Präsident Wladimir Putin.  

Ein K.o.-Kriterium. Für Haas. Vor allem aber für Nikita Mazepin.

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Der Rennstall hatte bei den Testfahrten in Barcelona zuletzt die Logos von Uralkali entfernt, war mit einem weißen Auto gefahren, das zuvor noch wegen des Sponsors in den russischen Nationalfarben Rot, Weiß und Blau lackiert war. Eine Trennung vom Sponsor scheint angesichts der Situation rund um den Ukraine-Krieg unausweichlich. 

"Wir müssen nun entscheiden, wie das alles weitergeht - mit dem Sponsor und auch mit Nikita. Denn wir müssen uns auch die rechtliche Seite in Ruhe ansehen", sagte Steiner. 

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Haas kann ohne Uralkali überleben

Die gute Nachricht: Haas könnte auch ohne die Sponsor-Millionen von Uralkali überleben, wie Steiner betont: "Wir sind finanziell breit genug aufgestellt, um diese Saison durchzustehen."

Die schlechte Nachricht ist eine für Mazepin: Bei einer Trennung gibt es kaum noch Argumente, ihn fahren zu lassen. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass der Russe als klassischer Paydriver das Cockpit vor allem durch das Geld seines Vaters bekommen hat.

Sportlich hat er sich nicht unentbehrlich gemacht, im Gegenteil. Viele Fettnäpfchen ließ er 2021 nicht aus. Ob nun eine "Grapsch-Affäre" vor der Saison, zahlreiche Dreher, Fehler oder Unfälle, sogar mit seinem Teamkollegen Mick Schumacher, Uneinsichtigkeiten oder Zoff mit dem halben Fahrerlager - Mazepin hat jede Menge Negativ-Schlagzeilen geschrieben und sich ein Bad-Boy-Image zugelegt.

Das direkte Duell mit Mick hatte Mazepin dafür sowohl im Qualifying (3:19) als auch in den Rennen (6:16) sehr deutlich verloren.

Wie es für Mazepin weitergeht, ist aktuell noch offen. Ein Ersatzmann stünde aber bereit: Haas-Reservefahrer Pietro Fittipaldi, der Enkel des zweimaligen Weltmeisters Emerson Fittipaldi, kennt das Team.

An das neue Auto könnte er sich bei den Testfahrten in Bahrain (10. bis 12. März) gewöhnen. "Er ist schon seit ein paar Jahren bei uns, und dann würden wir sehen, was wir als Nächstes tun", sagte Steiner. Fittipaldi kenne das Team, "um von einem auf den anderen Tag in ein Auto zu springen, gibt es derzeit keinen Besseren als Pietro". 

Fakt ist: An Nachrückern mangelt es sowieso nicht, auch nicht an erfahrenen. So wird der Formel-E-Pilot Antonio Giovinazzi gehandelt, der im vergangenen Jahr noch im Alfa Romeo saß. Womöglich öffnet sich sogar für Nico Hülkenberg nun doch wieder eine Tür, aktuell ist der Emmericher Testfahrer bei Aston Martin und damit in Schuss.

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Es geht nicht nur um Kohle

Was einen Mazepin-Abschied ebenfalls befeuert: Es geht nicht nur um Geld. Imagefördernd für Haas wäre ein weiteres Engagement des Russen sicher nicht. Und er selbst könnte als russischer Staatsbürger ohnehin Probleme bei der Reiserei haben, auch diese Situation ist aufgrund der Dynamik der Geschehnisse völlig offen.

Mazepin stünde bei einer Trennung von jetzt auf gleich ohne Formel-1-Cockpit da. In der Königsklasse ist kein Platz frei, doch auch jedes andere Team in anderen Rennserien hätte mit einem Schlag die gleichen Probleme wie Haas. Deshalb geht es bei Mazepin möglicherweise nicht nur um die Formel-1-, sondern um seine komplette Rennfahrer-Karriere, die erst einmal auf Eis liegen könnte.

Und im Moment kann er nur zuschauen.

Andreas Reiners

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