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Formel 1

Nikita Mazepin: Von Haas entlassen - Unschuldiges Opfer oder alternativloses Aus?

  • Aktualisiert: 06.03.2022
  • 16:13 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago images/Motorsport Images

Haas trennt sich vom Russen Nikita Mazepin, was trotz des Ukraine-Krieges und der Hintergründe zum Rauswurf durchaus auch kritisch gesehen wird. Doch Fakt ist: Sportlich hat sich Mazepin nicht aufgedrängt.

München – Nikita Mazepins Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. 

Klar: Der Russe ist enttäuscht, dass sich Haas von ihm getrennt hat. Rund zwei Wochen vor dem Saisonstart der Formel 1 in Bahrain steht er ohne Cockpit da.

Zwar verstehe er die Komplikationen, schrieb er in einem Statement, "aber die Regelungen der FIA und mein Wille, die vorgeschlagenen Konditionen zu akzeptieren, um weiterzumachen, wurden komplett ignoriert und es gab keinen Prozess bei diesem einseitigen Schritt", erklärte der 22-Jährige, der ankündigte, in den kommenden Tagen mehr sagen zu wollen.

Der Automobil-Weltverband FIA hatte russischen Fahrern die Teilnahme an FIA-Wettbewerben wie der Formel-1-Weltmeisterschaft trotz der russischen Invasion in der Ukraine als neutrale Sportler erlaubt - unter der Voraussetzung, dass "sie sich ausdrücklich zur Einhaltung der FIA-Grundsätze des Friedens und der politischen Neutralität verpflichten".

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Nur weg, weil er Russe ist?

Offenbar wäre Mazepin dazu bereit gewesen. 

Die Frage, die sich nun Fans im Zuge der Entlassung stellen: Ist Mazepin nur weg, weil er Russe ist? Ist es also richtig, russische Sportler für einen Krieg zu bestrafen, den ein Despot aus ihrem Land angestrengt hat?

Nein, natürlich nicht.

In einer so komplexen Gemengelage gibt es aber nicht nur Schwarz oder Weiß.

Um es klar zu sagen: Natürlich hat die Entscheidung politische Gründe. Haas hätte sich mit Diskussionen um einen moralischen Sinn oder Unsinn eines Festhaltens an Mazepin herumschlagen müssen, wozu der Rennstall, der mit sich selbst und seinen sportlichen Schwierigkeiten genug zu tun hat, wenig Zeit und wohl auch noch weniger Lust hat.

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Hinzu kommt: Mazepins Vater Dmitri ist mit seinem Unternehmen Uralkali nicht nur Haas-Sponsor gewesen - von dem man sich ebenfalls getrennt hat – sondern auch ein Bekannter Putins, noch während des Krieges hat er sich mit dem russischen Präsidenten getroffen.

Öffentlich hat sich Nikita Mazepin zudem bislang nicht gegen den von Russland initiierten Krieg oder gegen Putin positioniert. Auf seinem Instagram-Account existiert weiterhin ein Foto, mit dem er Putin zum Geburtstag gratuliert - dass er das Bild nicht löscht, hat ihm eine Menge Kritik eingebracht.

Und nicht zuletzt ist Haas ein US-Team – inzwischen ist da in Kriegszeiten eine Kombination mit einem russischen Geldgeber mindestens problematisch.

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Keine sportlichen Argumente

Allerdings gibt es auch eine sportliche Seite, die einige nicht sehen. Denn nach der Trennung vom Sponsor gehen die Argumente für einen Paydriver wie Mazepin aus. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass der Russe das Cockpit vor allem dem Geld seines Vaters zu verdanken hat.

Das Modell kann man fraglos kritisch sehen, doch ein wichtiger Punkt ist nicht von der Hand zu weisen: Sportlich hat er nicht überzeugt, im Gegenteil. Ja, Mazepin war Rookie, doch er hatte mit vielen Problemen zu kämpfen, wirkte in einigen Situationen überfordert. Mehr als andere Rookies.

Eine "Grapsch-Affäre" vor der Saison, zahlreiche Dreher, Fehler oder Unfälle, sogar mit seinem Teamkollegen Mick Schumacher, Uneinsichtigkeiten oder Zoff mit dem halben Fahrerlager - Mazepin hat jede Menge Negativ-Schlagzeilen geschrieben, sich ein Bad-Boy-Image zugelegt und damit eine Menge Argumente gegen sich angehäuft, wenn man nur die sportlichen Auftritte sieht.

Das direkte Duell mit Mick hatte Mazepin sowohl im Qualifying (3:19) als auch in den Rennen (6:16) sehr deutlich verloren. Und auch Schumacher war Neuling.

Heißt: Rein sportlich gibt es für Haas ohne Frage bessere Lösungen. Auch wenn Mazepin selbst das sicher anders sehen wird.

Andreas Reiners

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