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Motorsport Formel 1

Sainz-Leclerc-Kollision: Entscheidender Moment war nicht im TV zu sehen

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© LAT Images

Carlos Sainz fuhr einem scheinbar möglichen achten Platz im britischen Grand Prix entgegen, als sein Nachmittag in Runde 43 plötzlich eine Wendung nahm. Der Williams-Pilot hatte vor einer Runde von Intermediates auf Mediumreifen gewechselt und setzte bei Stowe dazu an, Charles Leclerc zu überholen. Aber die Rechnung hatte er ohne den Ferrari-Piloten gemacht.

Leclerc hatte Sainz in Runde 39 mit einem ziemlich aggressiven, aber letztendlich fairen Manöver bei Kurve 4 (The Loop) überholt. Dann kam Sainz in Runde 41 und Leclerc in Runde 42 an die Box, um auf Slicks zu wechseln. Und weil Sainz schon eine Runde mehr Temperatur in seinen Reifen hatte, kam er mit einem Geschwindigkeitsüberschuss aus dem Becketts-Komplex raus.

"Alles lief gut", sagt Sainz. "Wir machen schon das ganze Jahr so ziemlich alles richtig. Die Strategie hat gepasst, ich bin gut gefahren. Wir hatten P7 und P8 so gut wie in der Tasche. Zehn Runden vor Schluss. Und dann der Kampf mit Charles. Ich denke, er war auf seiner Out-Lap, auf Slicks. Er verlor die Kontrolle über sein Auto und krachte in mich rein. Und das war's."

Runde 43: Was im TV nicht zu sehen war

Ein Moment, der in der TV-Übertragung nicht gezeigt wurde: Leclercs weiche Reifen hatten offenbar noch nicht die volle Betriebstemperatur erreicht, als der Ferrari-Pilot in der Anfahrt zu Stowe defensiv ganz innen fuhr. Nur leicht versetzt neben der schon trockenen Ideallinie. Er kam ins Rutschen - und räumte Sainz ab, der außen gerade zum Überholen ansetzte.

Sainz fuhr durch das Kiesbett, musste Fernando Alonso, George Russell und Oliver Bearman durchlassen - und zog sich auch noch einen Schaden "am Unterboden und am Frontflügel" zu. Damit war sein Rennen gelaufen: "Ich war auf Platz 12 zurückgefallen und hatte ein beschädigtes Auto. Sehr, sehr ärgerlich."

Leclerc macht er keinen Vorwurf. Aber: "Es nervt mich, dass uns immer irgendetwas passiert, was außerhalb unserer Kontrolle liegt. Was Charles passiert ist, kann jedem Fahrer passieren. Aber es nervt mich, dass es wieder mir passiert ist - als wir eigentlich drauf und dran waren, ein sauberes Wochenende und ein sauberes Rennen nach Hause zu bringen."

Nur 13 Punkte aus zwölf Grands Prix

Sainz ist nach Silverstone mit 13 Punkten 15. in der Fahrer-WM. Die vier Punkte mehr hätten nicht alles verändert, wären aber ein positives Signal gewesen. So gingen diese an seinen Teamkollegen Alexander Albon, der in der Situation der lachende Dritte war. Albon ist jetzt WM-Achter, mit 48 Punkten.

P12 komme ihm vor "wie ein Ausfall", seufzt Sainz: "Vielleicht waren die anderen mit der Strategie ein bisschen mutiger. Vielleicht müssen wir uns anschauen, was Leute wie Nico und Stroll gemacht haben. Aber es war ein solides Rennen, mit gutem Management und guter Pace. Wir waren unterwegs zu Platz 7/8. Und dann hat mich Charles abgeräumt."

"Wir können jetzt eh nichts mehr machen. Aber ich bin froh, dass wir jetzt zwei rennfreie Wochenenden haben. Vielleicht dreht es danach endlich, und die Formel-1-Saison kann endlich beginnen. Denn das war bisher alles andere als eine gute Saison", sagt der Spanier.

Für einen wie Sainz, der für Teams wie Ferrari und McLaren gefahren ist, der vier Siege und sechs Poles auf dem Konto hat, 27 Mal auf dem Podium stand, ist die laufende Saison eine Enttäuschung. Silverstone ist dabei ein neuer Tiefpunkt: "Es kommt einfach irgendwann an einen Punkt, wo es nur noch extrem frustrierend und deprimierend ist."

"Ich kann nicht erklären, wie es sich anfühlt, wenn man als Sportler ständig in den Simulator geht, all seine Marketingtermine absolviert, ein fröhliches Gesicht macht, alle Freien Trainings durchzieht, einfach alles gibt, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Im Rennen gehst du Risiken ein, machst alles richtig, denkst strategisch. Und dann passiert so etwas, was völlig außerhalb deiner Kontrolle liegt, und du bist raus", sagt Sainz.

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