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Formel 1

Sergio Perez: Sein Weg von der bayerischen Kleinstadt zum Titelanwärter in der Formel 1

  • Aktualisiert: 31.05.2022
  • 18:12 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© 2022 Getty Images

Still und heimlich hat sich Sergio Perez zum Titelanwärter der Formel 1 gemausert. Der Red-Bull-Pilot befindet sich auf dem Höhepunkt einer Karriere, die einst in Deutschland ihren Anfang nahm.

München - Plötzlich ist er dort, wo ihn vor wenigen Wochen niemand erwartet hätte – und zwar mitten im Titelkampf der Formel 1. Sergio Perez hat mit seinem Grand-Prix-Sieg von Monaco ein Statement gesetzt.

Nur noch 15 Punkte beträgt der Rückstand auf den Red-Bull-Teamkollegen Max Verstappen. Ferrari-Pilot Charles Leclerc ist lediglich noch sechs Punkte entfernt. "Es ist ein Traum, der in Erfüllung geht", sagte der Mexikaner nach dem Triumph. "Neben dem Heimrennen gibt es, glaube ich, kein Wochenende, dessen Sieg so besonders ist wie hier in Monaco." Zwei Tage später, am Dienstag, wurde seine Vertragsverlängerung bis 2024 bekanntgegeben. 

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Red-Bull-Teamchef Horner lobt Perez: "In der Form seiner Karriere"

Teamchef Christian Horner lobt Perez: "Er ist in der Form seiner Karriere. Er macht einen großartigen Job." Kein Wunder also, dass Perez direkt nach seinem großen Triumph bis 2024 bei Red Bull verlängerte. Und abgesehen vom Eröffnungsrennen in Bahrain, in dem er in der letzten Runde ausfiel und dadurch das Podium verpasste, landete er stets in den Top-4. Womöglich wäre er bereits auf Platz 2 der Fahrerwertung, hätte er beim Großen Preis von Spanien nicht seinen Teamkollegen Verstappen aufgrund einer Teamorder vorbeiziehen lassen.

Eines ist sicher: Perez ist leistungstechnisch näher an Verstappen herangerückt. Beim Qualifying von Monaco landete er bereits zum zweiten Mal in dieser Saison vor dem Niederländer – genauso oft wie in der kompletten vergangenen Saison.

Sky-Experte Ralf Schumacher lobt den 32-Jährigen. "Ich glaube zwar nicht, dass Sergio am Ende die Konstanz aufweisen wird, die ein Max Verstappen hat. Aber in Monaco war er über das ganze Wochenende der bessere Fahrer. Das sollte Max zum Anlass nehmen, um sich von seinem Teamkollegen ein paar Dinge abzuschauen", schreibt er in seiner "Sky"-Kolumne. 

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"Max hat einen sehr aggressiven Fahrstil. Mit den schwereren Autos kam er in der Vergangenheit sehr gut zurecht. Das neue Konzept der Fahrzeuge kommt dagegen Sergio mehr entgegen. Als Fahrer, dem das Reifen schonen sehr gut liegt, kann er mehr aus dem Auto rausholen."

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Teamchef Horner verspricht offenen Zweikampf zwischen Perez und Verstappen

Hat Verstappen also nun echte Konkurrenz aus dem eigenen Stall? Horner verspricht ein offenes Duell: "Es ist für uns egal, wer von den beiden die Weltmeisterschaft gewinnt. Natürlich ist uns die Konstrukteurs-WM enorm wichtig. Aber ob Max oder Checo den Titel holt - beide sind Red-Bull-Fahrer und haben dieselben Chancen."

Norbert Haug erwartet heiß umkämpfte Rennen. "Für mich ist Perez nicht der Favorit. Aber dass er innerhalb der nächsten zwei, drei Rennen in Führung gehen könnte, halte ich für absolut nicht ausgeschlossen", sagt der ehemalige Motorsport-Chef bei "Sky".

Und weiter: "Bemerkenswert ist, dass Perez nicht der klassische Zögling und Red-Bull-Nachwuchsfahrer ist, der großgezogen wurde." Dies wären eher Piere Gasly, Yuki Tsunoda oder Alexander Albon gewesen. Doch die Verantwortlichen von Red Bull holten den Mexikaner, der ursprünglich dem Nachwuchsprogramm von Ferrari angehörte, zur Saison 2021 von Racing Point zu Red Bull.  

Haug sagt: "Das war vielleicht nicht die Lieblingslösung. Aber ich finde es mega, dass er die Chance so nutzt. Der wird besser und besser. Vielleicht haben wir das Beste von ihm noch gar nicht gesehen. Wer in Monaco so ein Rennen fährt und keine Fehler macht, der hat es drauf. Und dass er ein Reifen-Flüsterer ist, das war schon vor zehn Jahren bei Sauber klar, da war er ganz beeindruckend unterwegs."

Der einsame Karrierestart in Deutschland

Was vielfach nicht bekannt ist: den entscheidenden Startschuss für seine Karriere vollbrachte Perez in Deutschland. Im Jahre 2005, also im Alter von 15 Jahren, verließ er seine mexikanische Heimat, um in der deutschen Formel BMW den nächsten Karriereschritt zu machen.

Viel Geld für eine gute Unterkunft war damals noch nicht vorhanden. Er wohnte in der bayerischen Kleinstadt Vilsbiburg (ca. 12.000 Einwohner) in einem Hinterzimmer der Gaststätte seines Teamchefs Günther Unterreitmeier. 

Perez denkt im Gespräch mit dem Red-Bull-Magazin mit gemischten Gefühlen an die damalige Zeit zurück. "Alle waren nett zu mir, aber es war sehr schwierig für mich am Anfang. Manchmal war ich verzweifelt und hätte fast den Kopf verloren."

Gegenüber dem "Motorsport-Magazin" sagte er einmal: "Ich war komplett allein in einem schwierigen, unbekannten Land, das ganz anders ist als mein Heimatland. Ich hatte nichts, nur meine Träume." Ein Jahr später trat er in selbiger Rennklasse für das ADAC Berlin-Brandenburg an und zog dafür in die deutsche Hauptstadt.

All das wäre nicht möglich gewesen, hätte er keine finanzielle Unterstützung aus der Heimat bekommen. Carlos Slim Domit wurde sein Förderer. Er ist der Sohn von Carlos Slim Helu, dem unter anderem das mexikanische Telekommunikations-Unternehmen Telmex gehört und der mit einem Vermögen von etwa 64 Milliarden US-Dollar zu den reichsten Menschen der Welt gehört.

Sein Förderer unterstützte ihn nicht nur finanziell, sondern auch menschlich. "Carlos hat mich oft angerufen und beraten", sagt Perez über seine Zeit in Deutschland. "Seine Empfehlungen haben mir sehr geholfen, mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ich bin ihm sehr dankbar."

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Es tat Perez weh, als Bezahlfahrer zu gelten

Im Jahre 2011, nachdem er Vizemeister in der GP2-Serie wurde, gelangte er zu Sauber in die Formel 1. Das Vorurteil, er würde lediglich wegen der finanziellen Hilfe aus der Heimat in der Königsklasse des Motorsports an den Start gehen, machte ihm zu schaffen. 

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"Zu Beginn meiner Formel-1-Karriere war ich etwas enttäuscht, dass ich als Bezahlfahrer angesehen wurde", sagt er damals. "Ich habe so viel gegeben und so viel gekämpft, um hier zu sein, da hat es mich geschmerzt, als Paydriver bezeichnet zu werden. Aber ich brauchte nur ein Rennen, um zu beweisen, dass ich es nicht war."

Er nutzte seine Chance: Gleich im ersten Rennen landete er auf Platz 7 und holte somit seine ersten WM-Punkte. Mittlerweile blickt er auf 220 Rennen und drei Siege zurück. Und es scheint so, als würde Perez erst jetzt sein volles Potenzial ausschöpfen.

Oliver Jensen

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