Motorsport Formel 1
Verstappen nach Horner-Rauswurf: Klingt so einer, der Red Bull verlassen will?
Was bedeutet der Wechsel an der Spitze bei Red Bull für die Zukunft von Max Verstappen? Seit Monaten halten sich hartnäckige Wechselgerüchte über den viermaligen Weltmeister, der vor allem mit Mercedes in Verbindung gebracht wird.
Zwischen den Rennen in Silverstone und Spa-Francorchamps hat das Thema noch einmal eine neue Wendung bekommen, denn: Teamchef Christian Horner ist weg. Er wurde nach mehr als 20 Jahren an der Spitze des Teams entlassen.
Natürlich wird Verstappen am Rande des Belgien-Grand-Prix zu dieser Entscheidung gefragt - und bleibt bewusst nüchtern: "Am Ende haben das Management und natürlich die Anteilseigner entschieden, dass sie einen Wechsel wollten - und letztlich sind sie es, die das Team führen", sagt er. "Ich bin Fahrer, und was sie entscheiden, ist ihr gutes Recht."
Erfahren hat er von dieser Entscheidung rund einen halben Tag vorher - und zwar direkt von den Entscheidern selbst. "Ich habe eine gute Beziehung zu ihnen, also ist es normal, dass man einige Leute im Team vorher informiert. Das ist Standard", meint er.
Seine Reaktion? "In dieser Welt können solche Dinge eben passieren. Als sie es mir gesagt haben, war meine Reaktion: Okay", so Verstappen.
"Es war ja nicht so, dass sie einfach gesagt haben: 'Das haben wir entschieden', und dann aufgelegt haben. Man redet darüber. Ich muss jetzt nicht im Detail sagen, was sie gesagt haben, aber ich habe gesagt: 'Wenn ihr denkt, das ist der richtige Weg, dann ist das eben so. Ich bin der Fahrer, ihr entscheidet, so läuft das.'"
Für ihn selbst ändere sich dadurch aber nichts. "Das wird keinen Einfluss auf meine Zukunftsentscheidung haben", stellt er klar, lässt die Richtung dabei aber offen.
Was war da mit den Yachten?
Während der Pause zwischen Silverstone und Spa brodelte die Gerüchteküche auch über ihn. Mittelpunkt: Zwei Yachten und eine Mittelmeerinsel - Sardinien. Dort sollen er und Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sich getroffen haben, wie viele Internetnutzer daraus schlossen, weil die Yachten der beiden zusammen auf Sardinien gesehen wurden.
Doch von einem geheimen Treffen und Gesprächen über die Zukunft will der Niederländer nichts wissen: "Ich war zu der Zeit im Meer schwimmen. Also keine Ahnung. Und ehrlich gesagt, solche Dinge interessieren mich nicht", zuckt er mit den Schultern.
"Ich war im Urlaub mit meinen Freunden, meiner Familie. Und wenn andere Leute zur selben Zeit dort sind - ja, das kann passieren. Es sind ja nicht nur Toto, meine Familie und ich auf der Insel. Wenn man auf dieselbe Insel fährt, kann das schon mal passieren."
"Kann passieren" - ein Dementi klingt anders.
Verstappen blickt nach vorne
Aktuell liegt sein Fokus aber auf Red Bull. "Was zählt, ist, dass wir am Auto arbeiten und es so schnell wie möglich machen", sagt er. "Die letzten eineinhalb Jahre waren nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Jetzt wollen wir in diesem Jahr wettbewerbsfähiger sein - und natürlich mit Blick auf das neue Reglement."
"Das Management wollte das Schiff wohl in eine neue Richtung steuern. Und damit müssen dann natürlich auch alle anderen mitgehen und nach vorn schauen. Ich freue mich jedenfalls darauf", meint Verstappen.
Neuer Kapitän ist Laurent Mekies, der zuvor den gleichen Job beim kleinen Schwesterrennstall Racing Bulls hatte. Verstappen hatte auch "schon einige Meetings" mit seinem neuen Vorgesetzten. "Die letzten zwei Wochen waren für ihn ziemlich intensiv, um da reinzukommen. Aber ich bin auch gespannt, wie es jetzt weitergeht. Denn genau das müssen wir jetzt tun: weitermachen."
Denn: "Zurückzublicken bringt nichts - das macht dich nicht schneller." Auch wenn der viermalige Weltmeister betont, dass er schon zu schätzen weiß, was Horner für das Team in den vergangenen 20 Jahren getan hat.
Das Leben geht für alle weiter
Auch das Verhältnis zwischen ihm und Horner ändere sich nicht. "Klar, er ist jetzt nicht mehr an den Rennwochenenden da, aber es ist immer noch wie eine zweite Familie für mich." Gesprochen habe er mit Horner bereits, der auch am Wochenende in Spa vor Ort sein wird. Doch im Grunde ist das Kapitel für ihn bereits abgehakt - zumindest sportlich.
Auch das Team habe das Aus Horners schnell verkraftet, wie er beobachtet hat: "Klar, am ersten Tag nach so einer Entscheidung schauen die Leute erst mal: 'Okay, was passiert jetzt?' Aber ich war zufällig am Tag nach der Ankündigung im Werk, habe Simulatorarbeit gemacht. Und dann geht die Arbeit einfach weiter."
"Es geht um Performance, um das Set-up hier am Wochenende. Wir müssen sicherstellen, dass alles möglichst gut zusammenpasst. Darauf liegt der Fokus - das ist mein Job, und das ist auch der Job der Ingenieure. Es geht darum, so viel Performance wie möglich zu finden", so Verstappen.
Ob der Rauswurf Horners am Ende die richtige Entscheidung war, werde die Zeit zeigen. Was er darüber denkt? Das verrät er nicht. "Meine Meinung dazu behalte ich für mich", stellt er klar. "Wenn sie (die Teilhaber; Anm. d. Red.) mehr dazu sagen wollen, dann werden sie das tun - und dann werdet ihr es hören."
Bekenntnis zu Red Bull, mit kleinem Aber
Apropos schmallippig: Wie geht es denn nun mit Max Verstappen nach der Saison 2025 weiter, jetzt wo mit Christian Horner ein wichtiger Baustein weg ist, aber einer, der sich vor allem mit Vater Jos häufiger überworfen hatte, und der auch nicht immer auf der Seite von Helmut Marko stand, den die Verstappen-Familie sehr schätzt?
"Grundsätzlich bin ich sehr glücklich, wo ich bin", sagt der Niederländer. "Und ich hoffe - das war auch das Ziel, als ich den neuen Vertrag unterschrieben habe -, dass ich bis zum Ende meiner Karriere hier fahre."
Klare Aussage. Oder?
Oder gibt es vielleicht doch die Möglichkeit, dass der viermalige Weltmeister seine Zelte abbricht und im kommenden Jahr nicht mehr für Red Bull fährt? "Es gibt auch die Möglichkeit, dass ich morgen früh nicht aufwache - dann fahre ich gar nicht mehr", kommentiert Verstappen. "Das Leben ist unvorhersehbar."