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Motorsport Formel 1

Verstappen siegt in Baku: Wird die WM jetzt wirklich nochmal spannend?

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© LAT Images

Max Verstappen hat den Grand Prix von Aserbaidschan gewonnen und lässt damit die Aussagen von McLaren-Teamchef Andrea Stella am Samstag, wonach die Formel-1-WM 2025 noch nicht entschieden sei, im Nachhinein wie eine selbsterfüllende Prophezeiung erscheinen. Denn in der Fahrerwertung hat der Red-Bull-Star mit seinem vierten Saisonsieg mächtig Boden gutgemacht.

McLaren hatte in Baku den ersten "Matchball" in der Konstrukteurs-WM, konnte diesen aber noch nicht verwandeln. Auch, weil WM-Leader Oscar Piastri gleich in der ersten Runde ausschied. Nach seinem Crash im Qualifying erlebte der 24-jährige Australier mit Fehlstart und Abflug einen Rennsonntag zum Vergessen. Sein Vorsprung auf Verstappen in der Fahrerwertung schmolz sieben Rennwochenenden vor Schluss auf 69 Punkte zusammen.

Verstappen fuhr nach 51 Rennrunden (in denen der befürchtete Regenschauer nie kam) vor George Russell (Mercedes) und Carlos Sainz (Williams) über die Ziellinie. Russell absolvierte einen langen, Sainz einen kürzeren ersten Stint - und letztendlich war die Pace des Mercedes im Renntrimm doch besser als die des von Platz 2 gestarteten Williams.

Lando Norris (McLaren) konnte sich in einem Rennen, das nach einem actionreichen Beginn recht statisch verlief, nicht wie erhofft in Szene setzen. Obwohl kurz die Chance lebte, zumindest Fünfter zu werden, kam er letztendlich nur als Siebter ins Ziel. Schuld daran war ein sehr mittelmäßiger Boxenstopp seiner McLaren-Crew.

Vierter wurde Andrea Kimi Antonelli (Mercedes), Fünfter Liam Lawson (Racing Bulls) und Sechster Yuki Tsunoda (Red Bull). Dahinter dann Norris vor Lewis Hamilton, Charles Leclerc (beide Ferrari) und Isack Hadjar (Racing Bulls). Letzterer hatte in der Anfangsphase kurzzeitig seinen Rhythmus verloren, fuhr danach aber relativ unauffällig bis ins Ziel durch.

Ferrari-intern gibt's übrigens wieder mal Stunk. Leclerc hatte Hamilton vorbeigelassen, damit der mit den um 17 Runden frischeren Reifen vielleicht noch Norris attackieren kann. "Wenn Lewis nicht überholt, tauschen wir zurück", wurde Leclerc versprochen. Und tatsächlich hieß es am Hamilton-Funk: "Lass Charles überholen. Er ist eineinhalb Sekunden hinter dir, und das ist die letzte Runde."

Hamilton ging vor der Ziellinie kurz vom Gas, aber nicht genug, um Leclerc wirklich durchzulassen. Am Ende lagen zwischen den beiden 0,464 Sekunden. "Ist mir egal", sagte Leclerc am Boxenfunk. "Es ging um Platz 8. Ist okay. Soll er sich über diesen achten Platz freuen. Es ist einfach dumm, weil es nicht fair ist. Aber nochmal, mir ist das egal, ehrlich gesagt."

Nico Hülkenberg (Sauber) spielte in der Vergabe der WM-Punkte zu keinem Zeitpunkt eine Rolle. Er beendete den Grand Prix an 16. Position und kassierte damit eine weitere Niederlage gegen seinen Teamkollegen Gabriel Bortoleto (11.).

Zum Thema: Rennergebnis GP Aserbaidschan 2025, Baku WM-Stand Formel 1 2025 F1-Ticker: Paddock live mit Ruben Zimmermann F1-Show: Livestream auf YouTube & Twitch (19 Uhr) Online-Voting: Jetzt alle 20 Fahrer benoten!

Runde 1: Crash von WM-Leader Piastri

Für WM-Leader Oscar Piastri dauerte der Grand Prix von Aserbaidschan nicht einmal eine Minute. Piastri war am Start von Platz 9 auf Platz 20 zurückgefallen, und wollte das verlorene Terrain offenbar möglichst rasch wieder gutmachen. Doch in Kurve 5/6 untersteuerte er geradeaus in die Leitplanken. "Das war sein Fehler. Er hat den Grip falsch eingeschätzt", findet ORF-Experte Alexander Wurz.

Piastri hatte schon im Qualifying einen Crash gehabt und daraufhin das Chassis wechseln müssen. Am Start blieb er zunächst, nach einem initialen Ruckler, fast stehen - und fiel ganz ans Ende des Feldes zurück. Wegen Fehlstarts kassierte er auch noch eine Fünfsekundenstrafe, die wegen des Ausfalls aber verpufft.

Ein Rennsonntag zum Vergessen für den McLaren-Piloten, der trotzdem als WM-Führender nach Singapur weiterreist. Auch wenn seine beeindruckende Serie von 34 Rennen in den Punkterängen gerissen ist. "Das war sicher die schlechteste erste Runde seiner Karriere", sagt Wurz.

"Ich habe die Räder blockiert und bin abgeflogen. Ich habe einfach den Grip falsch eingeschätzt", erklärt Piastri, ohne nach Ausreden zu suchen. Und auch der Frühstart sei einfach "eine Fehleinschätzung" gewesen: "Ich schätze, ich habe etwas zu sehr versucht, den Start zu antizipieren. Dann schaltete das Auto in Anti-Stall, und von da an ging es nur noch bergab. Ganz einfache Fehler."

Das hinterließ Spuren: Piastri ging nicht sofort zu seinem Team zurück, sondern setzte sich in eine ruhige Ecke neben der Strecke und schaute den Grand Prix dort auf einem Handy.

Nach dem Safety-Car: Verstappen macht Tempo

Ansonsten gab es am Start keine nennenswerten Verschiebungen. Verstappen führte mit harten Reifen vor Sainz, Lawson und Antonelli auf Medium und Tsunoda und Hadjar auf Hard.

In der fünften Runde wurde das Rennen dann wieder freigegeben, und die beiden Mercedes fuhren Seite an Seite auf die erste Kurve zu. Dort war aber nur Platz für einen, Russell musste zurückstecken, und fiel so hinter Tsunoda zurück auf Platz 6. Etwas weiter hinten holte sich Leclerc im Duell gegen Norris Platz 8 zurück.

Verstappen nutzte jetzt die Gunst der Stunde, seine direkten Gegner nicht direkt hinter sich zu haben, und baute einen Vorsprung auf. In Runde 10 führte er 2,1 Sekunden vor Sainz, 4,1 vor Lawson, 4,8 vor Antonelli, 7,2 vor Russell und 8,1 vor Tsunoda. Norris lag zu dem Zeitpunkt mit zehn Sekunden Rückstand auf Rang 8.

Während Sainz an der Spitze souverän auf Podiumskurs weiterfuhr, lösten sich alle Hoffnungen seines Teamkollegen Alexander Albon weiter hinten in Schall und Rauch auf. Im Duell mit Franco Colapinto (Alpine) steckte Albon so übermotiviert seine Nase hinein, dass ihm dafür eine Zehnsekundenstrafe aufgebrummt wurde. Damit hatte er dann nach 20 Runden schon 50 Sekunden Rückstand auf Sainz.

Boxenstopps: Lawson rutscht vom Podium

Leclerc und Antonelli waren die Ersten aus der Spitzengruppe, die zum Boxenstopp kamen. Um einen Undercut abzuwehren, reagierte man jetzt auch bei den Racing Bulls und holte Lawson in Runde 20 rein. Das war hauchdünn ausreichend, um die Position vor Antonelli zu verteidigen - zumindest bis Start und Ziel, denn dort saugte sich Antonelli mit DRS heran und an Lawson vorbei.

Während Antonelli und Leclerc auf einen Undercut setzten, fuhr Russell eine Overcut-Strategie. Einen Versuch wert, schließlich war auch ein Regenschauer nicht ausgeschlossen, und hätte es zu regnen begonnen, hätte er direkt von Slicks auf Regenreifen wechseln können. Zumal Russell vor dem Boxenstopp schon recht ungeduldig war, weil er das Gefühl hatte, schneller zu sein als Antonelli.

In Runde 27 kam Sainz an die Box, der zu dem Zeitpunkt nur noch zwei Sekunden Vorsprung auf Russell hatte. Verstappen, Russell, Tsunoda, Norris und Hamilton blieben noch länger draußen, um entweder auf einen Regenschauer oder ein Safety-Car zu hoffen. So würde man den Pflichtboxenstopp zwar nicht kostenlos, aber doch im Preis reduziert abstauben können.

Die 33. Runde absolvierte Verstappen in 1:44.7, Russell in 1:45.0 und Sainz in 1:45.1 Minuten. Es lag also nur wenig zwischen Undercut und Overcut, und es blieb spannend, welcher der beiden strategischen Ansätze sich durchsetzen würde. In einem Rennen, das ansonsten im Vergleich zur ersten Runde stark an Action eingebüßt hatte.

In Runde 37 kam Norris zum Boxenstopp, und weil dieser 4,1 Sekunden dauerte, kam er hinter Leclerc auf die Strecke zurück. Unter perfekten Umständen wäre die Chance da gewesen, den Ferrari vielleicht zu überholen. Doch vorne rechts dauerte das Entfernen des Schlagschraubers etwas länger als geplant. Letztendlich blieb auch Tsunoda vor Leclerc und Norris, der in Runde 41 immerhin an Leclerc vorbeiging.

Zwei Runden später rief Mercedes Russell zum Reifenwechsel, just als Sainz im ersten Sektor eine neue Bestzeit hinlegte. Der Stopp dauerte 2,3 Sekunden, und Russells Strategie hatte sich gelohnt: Er kam als Zweiter auf die Strecke, gut eine Sekunde vor Sainz, und hatte somit eine Position gewonnen. Der krönende Abschluss einer heroischen Leistung, war Russell doch gesundheitlich schwer angeschlagen nach Baku gekommen.

https://x.com/MST_ChristianN/status/1969748848399847686Damit waren die vorderen Positionen erstmal bezogen. Spannung gab es noch rund um die Gruppe mit Lawson, Tsunoda, Norris und Hamilton, die um Platz 5 kämpfte. Doch weil hinter Lawson alle im DRS-Zug fuhren, kam es auch innerhalb dieser Kampfgruppe zu keinen Positionsverschiebungen mehr.

Wie geht es nach Baku in der Formel 1 2025 weiter?

Baku war der 17. von 24 Grands Prix der Formel-1-WM 2025. Bis es von 3. bis 5. Oktober mit dem Grand Prix von Singapur weitergeht, sind jetzt erstmal fast zwei Wochen frei. Das Saisonfinale steigt am 7. Dezember in Abu Dhabi.

Bis dahin könnte es nochmal richtig spannend werden, glaubt Wurz: Verstappen habe "Lunte gerochen, das merkt man. Und natürlich sind diese 69 Punkte ein großes Stück Holz. Max weiß ja jetzt selbst, dass diese Modifikationen, die sie gemacht haben, ihm das Vertrauen geben. Auf Seite von McLaren ist es gerade ein bisschen schwieriger. Das Auto funktioniert jetzt. Und so träumt man halt, dass man den Rückstand dann doch noch wettmachen kann."

Es ist ein Fixpunkt für Hardcore-Fans der Formel 1, nach Ende aller Sessions eines Tages am Abend beim YouTube-Kanal von Formel1.de reinzuzappen. Denn wenn die TV-Broadcaster längst aus ihren Übertragungen ausgestiegen sind, steigt dort die tägliche Formel-1-Show mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll mit der Analyse des Tages. Der Formel-1-Livestream beginnt am Sonntagabend um 19:00 Uhr (Änderungen vorbehalten).

Übrigens: Die täglichen Formel-1-Livestreams werden 2025 nicht nur auf YouTube, sondern auch auf dem Twitch-Kanal von Formel1.de ausgestrahlt. Wer Amazon-Prime-Abonnent ist und seinen Prime-Account mit Twitch verknüpft, kann so ein Kanalabo kostenlos abschließen und die journalistische Arbeit des Formel1.de-Teams so unterstützen. Eine detaillierte Anleitung, wie das geht, gibt's auf YouTube.

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