Formel 1 Motorsport
Viele Fragen, rauchende Köpfe: Die Monaco-Regel in der Formel 1
Oscar Piastri war ein wenig verunsichert. Gerät jetzt etwa diese eine unumstößliche Wahrheit der Formel 1 ins Wanken? Der erste Startplatz in Monaco, das ist doch immer noch der ziemlich sichere Weg zum Sieg? "Ich will hier weiterhin lieber auf der Pole Position stehen als irgendwo anders", sagte der WM-Spitzenreiter, "aber es ist kompliziert."
Schon vor dem Qualifying am Samstag (16.00 Uhr/RTL und Sky) rauchen bei den Team-Strategen die Köpfe, "meiner muss sich noch entwirren von den ganzen Meetings", sagte McLaren-Pilot Piastri. Grund ist die neue Monaco-Regel: Alle Piloten müssen im Rennen am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) mindestens zweimal zum Reifenwechsel kommen, das soll für mehr Ungewissheit über den Rennausgang auf dem engen Stadtkurs sorgen.
Und ungewiss ist einiges - einige Gedankengänge, die bei den Teams eine Rolle spielen:
Hilft die neue Regel allen, außer dem Pole-Setter?
"Ich glaube immer noch, dass es in Monaco zu 90 Prozent um das Qualifying geht", sagte Piastri, und niemand will da entschieden widersprechen. Doch die zwei Stopps sollen eben für Unordnung sorgen, und das freut jeden, der nicht ganz vorne steht. Fernando Alonso ist so einer. "Es wird zumindest die Chancen erhöhen, glückliche Entscheidungen zu treffen und Plätze gutzumachen", sagt der Aston-Martin-Pilot: "Den meisten im Grid gibt es Hoffnung."
Macht es Sinn, schon ganz früh zu stoppen?
Gerade, wer weiter hinten startet, wird darüber nachdenken: Schon in den ersten Runden einen oder sogar beide Stopps abhaken, um dann mit weitgehend freier Fahrt, und dadurch schneller, den Rest des Rennens zu absolvieren. Was allerdings, wenn ganz viele diesen Plan verfolgen? "Die Sorge ist, dass alle in der ersten Runde reinkommen", sagt etwa Williams-Pilot Alex Albon. Und das in der besonders engen Boxengasse von Monaco.
Macht es Sinn, auf einen Auslöser zu warten?
Das ist der eigentlich naheliegende Gedanke und sowieso immer das Ziel in Monaco: Wer den Reifenwechsel während eines Safety Cars oder gar einer Rennunterbrechung vollzieht, der spart unheimlich viel Zeit - und in eine lange Safety-Car-Phase würden sogar zwei Stopps passen. Darauf lohnt sich zu warten, je länger das Rennen allerdings ohne einen solchen Auslöser dauert, desto größer wird das Problem: Dann müssten gleich zwei Stopps gegen Rennende absolviert werden.
Lohnen all diese Berechnungen überhaupt?
Max Verstappen brachte es auf den Punkt. "Es kann alles passieren. Es kann ziemlich ereignislos durchlaufen, oder es kann komplett verrückt werden", sagte der Weltmeister. Alles hängt eben mit allem zusammen. Was machen die Gegner? Misslingt einer der beiden Boxenstopps? Gibt es Unfälle oder rote Flaggen? Und wie schnell ist überhaupt das gesamte Feld unterwegs, bei diesem Rennen, das bei normalem Reglement manchmal im Bummeltempo absolviert wurde?
All das ist kaum zu berechnen. Aber eine Wahrheit sollte weiterhin stimmen: Wer die Pole Position holt, hat die besten Chancen.