Anzeige
Motorsport Formel 1

Warum McLaren Norris nicht zum Rücktausch aufgefordert hat

Article Image Media
© Motorsport Images

Was, wenn Lando Norris kurz nach der Szene in Kurve 12 den dritten Platz im USA-Grand-Prix 2024 in Austin einfach wieder an Max Verstappen abgetreten hätte? Diese Frage beschäftigt einen Tag nach dem Rennen viele Fans. McLaren aber beschäftigt sie nicht: Laut Teamchef Andrea Stella hat der Rennstall selbst unmittelbar nach der strittigen Szene kurz vor Rennende nicht darüber nachgedacht.

Stella sagt: "An der Boxenmauer und unter meiner Verantwortung waren sich alle an der Interpretation Beteiligten vollkommen einig: Diese Situation hätte nicht untersucht werden müssen."

"Wenn, dann hätten wir gedacht, es müsste untersucht werden, ob Max Lando von der Strecke gedrückt hatte. Wir gingen davon aus, das passiert, als wir die Untersuchungsankündigung sagen. Deshalb sahen wir keine Veranlassung dazu, die Position zurückzutauschen."

Er sehe die Situation in Kurve 12 "mindestens neutral", betont Stella, weil sowohl Norris als auch Verstappen von der Strecke abgekommen seien. "Sofern es einen Vorteil gibt, dann erhalten beide einen Vorteil. Und als ich von der Untersuchung erfuhr, war ich mir ziemlich sicher, es ginge darum, wie Max Lando von der Strecke gedrückt hat."

McLaren fordert Piastri zum Pushen auf

McLaren war so überzeugt davon, dass es "direkt" Norris-Teamkollege Oscar Piastri instruiert habe, die Lücke zu Verstappen nicht zu groß werden zu lassen - falls Verstappen eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe erhalten würde. Oder wie es Stella formuliert: "Weil es da um eine Position hätte gehen können."

Doch es kam ganz anders: "Die Sportkommissare haben die Situation genau gegensätzlich interpretiert wie wir. Und es überrascht mich, dass die Sportkommissare nicht mal die Notwendigkeit gesehen haben, die Situation nach dem Rennen mit den Fahrern zu besprechen. Dabei ist die Situation unklar."

Stella wünscht sich ein anderes Vorgehen

Stella hätte sich gewünscht, die Verantwortlichen würden erst "Fahreraussagen einholen" und die Szene dann "mit dem gebotenen Maß an Detail bearbeiten". Das ist aber nicht passiert: Die Sportkommissare sprachen in den wenigen Runden bis Rennende ihre Strafe gegen Norris aus, der deshalb P3 an Verstappen verlor.

Das hinterfragt Stella, wenn er sagt: "Woher kommt die Dinglichkeit, hier auf das Ergebnis einzuwirken und damit auch auf den WM-Verlauf? Nur, damit eine Entscheidung schon nach 60 Sekunden steht? Das halte ich für fragwürdig."

"Ich denke, die Sportkommissare sollten es konstruktiv und positiv angehen. Braucht es da also eine so schnelle und unserer Meinung nach falsche Entscheidung?"

Was sich McLaren für die Zukunft wünscht

Jetzt aber sei daran nicht mehr zu rütteln. Weil McLaren gegen die Entscheidung nicht in Berufung gehen könne, "ist das Thema für uns abgeschlossen", meint Teamchef Stella.

"Wir hoffen aber, dass sich die FIA und die Sportkommissare nochmals mit dem Fall auseinandersetzen, damit wir in Zukunft bessere Entscheidungen kriegen. Ich will nicht dastehen als jemand, der die Leute kritisiert. Ich kritisiere nur ihr Vorgehen. Sportkommissar zu sein, das ist ein so schwieriger Job. Wenn man sich also unsicher ist, sollte man sich Zeit nehmen."

"Und wäre ich Journalist, ich würde mir die Statistiken ansehen, wie oft sich Max schon auf diese Weise verteidigt hat."

Anzeige
Anzeige