Magnus Carlsen trifft erneut auf Hans Niemann: Schach-Superstar besiegt Erzrivalen und schickt Meme-Gruß hinterher

Dieser Sieg schmeckte ihm besonders gut. Bei der Speed Chess Championship in Paris ist Magnus Carlsen erstmals wieder auf seinen Erzrivalen Hans Niemann getroffen. Im Halbfinale des mit 16 Spielern ausgetragenen Turniers behauptete sich der jahrelang unangefochtene Weltmeister letztlich problemlos mit 17,5:12,5.

Danach ließ er via "Twitter" noch eine Reaktion folgen, die wohl unterstreichen soll, wie lästig Niemann ihm geworden ist. Dort postete der 33-Jährige ein Meme, das zeigt, wie Lance Stephenson während eines Spiels in der NBA versucht, LeBron James aus dem Rhythmus zu bringen, indem er dem "King" ins Ohr pustet. Doch dem ringt das nur ein kurzes Schmunzeln ab.

Es soll wohl zeigen: Niemann kann sich noch so anstrengen, Carlsen wird sich von ihm nicht stoppen lassen.

Der 21-Jährige nahm das Ergebnis dagegen sportlich und twitterte: "Es gibt keine Entschuldigung für Niederlagen. Ich werde noch stärker zurückkehren, Danke an alle meine Fans, ich verspreche euch allen, dass ich entschlossen bin, alles dafür zu tun, um der beste Spieler der Welt zu werden." Das darf dann wohl als Kampfansage an Carlsen verstanden werden.

Niemann schimpft auf "Schach-Mafia" und meint wohl auch Carlsen

In den Tagen vor dem Turnier hatte Niemann auf seinem Kanal aber auch andere Saiten aufgezogen. So suchte er Ende August auf diesem Weg Sponsoren für das nächste Match gegen Carlsen. Auf Vorschlag des 2019 zurückgetretenen Schachstars Wladimir Kramnik, Telegram wäre doch eine Option, antwortete Niemann in Anspielung auf die Verhaftung des Telegram-Gründers Pawel Durow in Frankreich, dieser könne das in Paris ausgetragene Turnier dann möglicherweise sogar vor Ort verfolgen.

Als sich nach drei Tagen aber offenbar noch immer kein Sponsor gefunden hatte, schimpfte Niemann: "Es ist schwer, die Schach-Mafia alleine zu besiegen." Kaum vorstellbar, dass dieser Wink nicht an die Adresse von Carlsen ging. Die Vorgeschichte zwischen beiden scheint ihm also noch immer nachzuhängen.

Zwischen Carlsen und Niemann entbrannte im Sommer 2022 eine Fehde, als der damals noch völlig unbekannte US-Amerikaner den Topfavoriten beim Sinquefield Cup sensationell bezwang.

Noch mehr Aufmerksamkeit in der gesamten Sportwelt bekamen Carlsen und Niemann allerdings, weil sich der Norweger nach der Niederlage ohne Angabe von Gründen von dem Turnier zurückzog. Sofort kamen Spekulationen auf, es sei nicht mit rechten Dingen zugegangen. Niemann sah sich Vorwürfen ausgesetzt, betrogen zu haben. Sogar vom vermeintlichen Einsatz von Analkugeln war die Rede.

Die Gerüchteküche brodelte beinahe über, als Carlsen beim nächsten Aufeinandertreffen beim Online-Turnier "Julius Baer Generation Cup" nach nur einem Zug aufgab und für sein Verhalten keine Begründung lieferte. Niemann gab im Nachgang lediglich zu, bei früheren Online-Schachpartien getäuscht zu haben, verwehrte sich aber dagegen, bei Spielen mit physischer Präsenz zu schummeln.

Niemann trifft nach Niederlage gegen Carlsen auf nächsten Intimfeind

Letztlich scheiterte der aus Kalifornien stammende Jungstar mit dänischen Wurzeln mit einer Schadenersatzklage, die sich neben Carlsen unter anderem auch gegen Hikaru Nakamura richtete. Der in Japan geborene US-Amerikaner, der in diesem Jahr erstmals das Finale der Speed Chess Championship verpasste, ist nun im Spiel um Platz drei Niemanns nächster Gegner.

Auch in diesem Aufeinandertreffen steht wohl mehr auf dem Spiel als der Sieg.

Derweil bekommt es Titelverteidiger Carlsen, der in der Schach-Bundesliga für den FC St. Pauli antritt, im Finale mit dem aus dem Iran stammenden aber mittlerweile für seine Wahlheimat Frankreich antretenden Alireza Firouzja zu tun. Immerhin dabei dürfte allein der Sport im Fokus stehen.